Marlène Colle
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Auf Berlins Straßen unterwegs und jetzt in Bayern auf Tour: Paula Paula mit ihrem Debütalbum.

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Paula Paula: Die Berlinerin tourt jetzt in Bayern

"Schade kaputt" heißt das Debütalbum der Band Paula Paula. Dahinter steckt die Musikerin Marlène Colle: Indie-Pop-Hoffnung dieser Tage und großartige Song-Schreiberin.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Das Songschreiben sei ein demütiger Prozess, sagt Marlène Colle von Paula Paula, eigentlich diene sie nur: "Ich merke, dass da eine Idee schlummert, und dann versuche ich alles zu geben, was es braucht, damit sie zu einem Song wird."

Auf Berlins Straßen erlebt man Marlène Colle dann auch mal als Song-Dienerin, wenn sie kleine poetische Momente in ihr Handy hineinspricht: Das Erlebte vergrößern und dramatisieren, wie sie es nennt.

Zufallsfunde im Kiez

Manchmal aber passiert das Drama direkt um sie herum. Marlène landet in einem Streit zwischen zwei Männern und wird als Schlichterin schließlich zur Zielscheibe von deren Aggression. Sie merkt erst hinterher, dass sie das alles zufällig mit dem Handy aufgenommen hat.

Zu Hause angekommen, setzt sie sich hin und schreibt einen Song darüber: "Weil mich das alles so aufgewühlt hat und ich das auch so furchtbar finde, dass es immer wieder dazukommt, dass sich marginalisierte Gruppen in unserer Gesellschaft, die offensichtlich nicht genug Liebe und Fürsorge bekommen, um sich wohl zu fühlen, gegeneinander wenden und gegenseitig verletzen."

Debüt mit Augenzwinkern

Sich mit Wut, Trauer, aber auch mit Humor den Dingen widmen, die nicht so glattlaufen in der Welt und im Zwischenmenschlichen – das gelingt Paula Paula auf ihrem stilistisch extrem abwechslungsreichen Debüt "Schade kaputt" außergewöhnlich gut.

"Ich finde dieses kleine Augenzwinkern, das in diesem 'Schade kaputt' drinsteckt, macht das Ganze ein bisschen leichter", sagt Paula Paula über den Titel des Albums.

Bestes Beispiel: "Kaputtes Gerät", eine trotzig-ehrliche, Wir-sind-Helden-artige Indie-Rock-Nummer an die eigene Adresse und das eigene Versagen in puncto Klimawandel. Einerseits betteln Paula Paula die junge Generation um Hilfe an und gleichzeitig spielen sie mit dem naiven "Es wird schon noch alles gut werden, weil am Ende ja immer alles gut geworden ist"-Gefühl älterer Generationen.

Zu ihren musikalischen Einflüssen zählt Marlène von Paula Paula unter anderem das Schweizer Popchamäleon Sophie Hunger. Prompt hat sie auf einem Hunger-Konzert vor neun Jahren ihren jetzigen Freund kennengelernt: "Wir haben uns gegenseitig aus dem Publikum herausgepflückt", sagt sie.

Klingt nach schicksalhafter Begegnung zwischen Marlène und Gisbert zu Knyphausen, seit Jahren einer der bekanntesten deutschen Liedermacher. Marlène wollte aber nicht als "die Freundin von" wahrgenommen werden.

Band und Beziehung? Klappt gut!

Vier Jahre lang ging sie also musikalisch die eigenen Schritte, vier Jahre lang ging das Paar nicht an die Öffentlichkeit mit der Nachricht, dass sie eben genau das sind, ein Paar: "Und dann meinte er, er würde wahnsinnig gerne bei mir Bass spielen. Ich hab gesagt, ja klar, hab eh noch keinen Bassisten. Mal gucken, ob das klappt mit Paar und Band. Und es klappt wahnsinnig gut."

Und dann hat noch was gut geklappt. Ein ungeplanter Karriere-Boost für Paula Paula: Sie sind auf der "Fidi & Bumsi Playlist" bei Spotify gelandet. Das ist die Lieblingslieder-Liste zur erfolgreichen Podcast-Show "Fest und Flauschig" von Jan Böhmermann und dem Musiker Olli Schulz, quasi der digitale Ritterschlag.

Mit Paula Paula geht’s also bergauf, mit Planet Erde geht’s bergab. Den großen Fragezeichen, die in unserer Zukunft liegen, versucht Marlène mit persönlichem Aktivismus mutig zu begegnen: "Zum anderen muss ich mich auch immer wieder runterholen vom puren Aktivismus und ein bisschen lachen über all das, was wir hier auf diesem Planeten veranstalten. Das hilft, die Kraft zu finden, um aktiv zu werden."

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