Ein heller, hoher Kirchenraum, freche nackte Putten, eine mächtige Orgel und darüber, hoch oben an der Decke, die blaugoldene Fuggersche Lilie. Die Fuggerkapelle in der Augsburger Kirche St. Anna ringt dem Besucher schon auf den ersten Blick Bewunderung ab, auch Wolf-Dietrich Graf von Hundt, der die Kapelle für die Fuggerschen Stiftungen verwaltet, ist immer wieder hingerissen:
"Das Faszinierende an der Fuggerkapelle ist natürlich, dass sie das erste komplette Renaissance-Bauwerk nördlich der Alpen ist, dass fantastische Künstler hier gearbeitet haben, vom Entwurf Albrecht Dürers bis hin zu Taucher, und dann natürlich das Faszinosum, dass hier seit 500 Jahren eine kleine katholische Kapelle in einem evangelischen Kirchenraum ist, und das in der großen ökumenischen WG sozusagen auch sehr gut funktioniert." Wolf-Dietrich Graf von Hundt
Weltweites Handelsimperium
Jakob Fugger wird am 6.März 1459 als zehntes Kind einer wohlhabenden Augsburger Weber -und Kaufherrenfamilie geboren, nach Lehrjahren in Venedig gründet er ein weltweites Handelsimperium mit Faktoreien zwischen Ungarn und Portugal, Süditalien und Skandinavien. Er wird Bankier von vier Päpsten in Rom, finanziert den Aufstieg der Habsburger zur Weltmacht.- Als Gegenleistung wird Jakob Fugger in den Adelsstand erhoben. Er fördert Albrecht Dürer und bringt die Renaissance nach Deutschland, 1521 stiftet er die Fuggerei, heute die älteste Sozialsiedlung der Welt. Als er mit 66 Jahren stirbt, ist er der reichste Bürger im Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.
Überzeugter Gegner der Reformation
Als Grablege hat der strenge Katholik die Augsburger Annakirche ausgesucht. Die evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch erklärt, wie es dazu kam, dass der überzeugte Katholik Jakob Fugger in einer lutherischen Kirche seine letzte Ruhe gefunden hat.
"Der Baubeginn der Kapelle liegt zu einer Zeit, als es die Reformation noch nicht gab. Und Jakob Fugger wollte, wie viele andere Menschen auch, in dieser Kirche beerdigt sein, und hat deshalb dem damaligen Prior angeboten, er macht sie ein bisschen größer und ein bisschen schöner, und dafür kriegt er dort seine Grablege. Und in der Bauzeit war die große Dynamik der Reformation, und am Ende, als Jakob Fugger dort beerdigt wurde, war das eigentlich die evangelische Hauptkirche von Augsburg. Jetzt ist die Situation so, dass Jakob Fugger, der ja ein überzeugter Katholik und auch ein überzeugter Gegner der Reformation war, jetzt in der evangelischen Hauptkirche begraben liegt. Das ist sicher eine besondere Situation." Stadtdekanin Susanne Kasch
Für Susanne Kasch ist die Fuggerkapelle in St. Anna auch deshalb ein schönes Zeichen des friedlichen Miteinanders der Konfessionen.