Eröffnung der Salzburger Festspiele 2023
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Eröffnung der Salzburger Festspiele 2023

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Salzburger Festspiele eröffnen störungsfrei

Die Salzburger Festspiele haben ohne Zwischenfälle begonnen. Zuvor war diskutiert worden, ob das weltbekannte Klassikfestival aus Protest gegen die neue Landesregierung aus ÖVP und FPÖ boykottiert werden sollte. Der Intendant sprach sich dagegen aus.

Über dieses Thema berichtet: BR-KLASSIK - Der Vormittag am .

Die Salzburger Festspiele haben begonnen - und Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen nutzte die offizielle Eröffnungsfeier für einen Appell zur Dialogfähigkeit. "Bringen Sie Ihre Blase zum Platzen", sagte er den zahlreichen Gästen, zu denen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Österreichs Kanzler Karl Nehammer zählten. "Reden Sie mit Leuten, die Sie nicht kennen. Besuchen Sie die benachbarte Blase", sagte Van der Bellen. Der ehemalige Chef der österreichischen Grünen zückte sein Handy, um selbst voranzugehen - und um den führenden rechten FPÖ-Politiker Norbert Hofer auf Instagram zu folgen.

Intendant weist Boykottaufruf zurück

Das dürfte Festspielintendant Markus Hinterhäuser gefallen haben. Er hatte zuvor den Boykottaufruf von Jedermann-Darsteller Cornelius Obonya nach Bekanntwerden des ÖVP-FPÖ-Bündnisses auf Landesebene in einem Interview als "abgenutzten Aktionismus" verurteilt, die Idee sei von "bemerkenswerter gedanklicher Schlichtheit". Ein Kommentar, der Hinterhäuser Kritik eingebracht hat. Er halte nichts von Empörungsritualen gegen rechte Politik, so Markus Hinterhäuser. In einem aktuellen Gespräch mit BR-KLASSIK betonter: Auf den gefährlichen Dreh nach rechts müsse man politische Antworten finden, in einem harten Diskurs.

Künstlerisch liefert der Intendant der Salzburger Festspiele auf seine Weise politische Statements: Er habe die Oper "Die griechische Passion" auf den Spielplan gesetzt, darin geht es um Fragen des Asyls. Er mache das aus tiefster Überzeugung, so Markus Hinterhäuser im Gespräch mit BR-KLASSIK. Das sei wichtig, um mit Musik und Kunst eine Verfeinerung des Denkens zu bewirken.

Anders als in Bayreuth: Kartenvorverkauf in Salzburg bestens

Auch auf die den Kartenvorverkauf hat sich die Diskussion nicht ausgewirkt, die Zahlen jedenfalls sprechen für sich: Während die Festspiele in Bayreuth scheinbar sinkendes Interesse und nicht ausverkaufte Vorstellungen hinnehmen müssen, läuft der Kartenverkauf in Salzburg bestens. "Phänomenal" – so Markus Hinterhäuser wörtlich, bei den 220.000 angebotenen Karten gebe es eine Platzauslastung von 96 Prozent. Eine Krise der Klassik könne er jedenfalls nicht erkennen, seine Programmplanung jedenfalls scheine das Bedürfnis vieler Menschen zu treffen.

Festspiele auch während der Pandemie

Einen Grund für den großen Erfolg der Salzburger Festspiele sieht Hinterhäuser aber auch darin, dass man während der Pandemie trotz Corona einfach weitergemacht habe. Als einzige auf der ganzen Welt hatten die Salzburger ihre Festspiele 2020 stattfinden lassen, ein aus seiner Sicht geglücktes Wagnis zum 100-jährigen Bestehen der Festspiele, mit Maske und Abstand. Denn, so Hinterhäuser, gerade da habe Salzburg neues Publikum gewonnen; irgendwie sei dadurch einen Art Gemeinschaft entstanden, von der die Festspiele auch jetzt noch profitieren.

Ja zu Teodor Currentzis – Nein zu Anna Netrebko

Angesprochen auf Dirigent Teodor Currentzis bezieht Hinterhäuser klar Position: Currentzis werde in Salzburg auftreten, denn "diese Form des moralischen Hochsitzes, die ist mir wirklich nicht sympathisch". Hinterhäuser kann verstehen, dass man "die eine oder andere Frage hat" zu Currentzis. "Aber ich komme in Schwierigkeiten, wenn ich diese moralischen, pseudomoralischen Imperative höre. Das ist etwas, mit dem ich wirklich Schwierigkeiten habe und wo ich eine Art von Widerstand in mir spüre."

Er habe niemals eine positive Äußerung des Dirigenten zu Putin oder dessen Krieg gehört. Ganz anders Sopranistin Anna Netrebko: Bei ihr gäbe es die gesicherte Nähe zum System, auch wenn sich die Sängerin inzwischen offiziell distanziert habe. Sie sei deshalb für Salzburg "kein Thema" und wird auch weiterhin nicht in Salzburg auftreten dürfen.

Kritik: Der neue "Jedermann" in Salzburg

Michael Maertens als Jedermann (r.) und Valerie Pachner als Buhlschaft.
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Michael Maertens als Jedermann (r.) und Valerie Pachner als Buhlschaft.

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