Archivbild (2022): Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (r) macht ein Selfie mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
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Archivbild (2022): Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (r) macht ein Selfie mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.

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Bayreuther Festspiele vor großen Reformen

Die Bayreuther Festspiele stehen vor neuen Zeiten. Weil Mäzene weniger zahlen können, ändert sich die Machtstruktur. Der Freistaat will weitere Anteile der Festspiel-Gesellschaft übernehmen, der Bund knüpft mehr Engagement an Reformen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen steht ein tiefgreifender Wandel bevor. Am Eröffnungstag verkündete der Freistaat, dass er künftig mehr für das weltbekannte Festival zahlen und weitere Anteile der Festspiel-Gesellschaft übernehmen will. Auch der Bund ist zu mehr Verantwortung bereit, aber nur bei grundlegenden Reformen auf dem Grünen Hügel.

Bislang sind Bund, Bayern und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) mit je 29 Prozent der Anteile gleichberechtigte Gesellschafter und geben etwa drei Millionen Euro pro Jahr für den Festspiel-Betrieb. Die Stadt Bayreuth hält die restlichen Anteile. Mit dem Geld der Gesellschafter werden Ausgaben bezahlt, die die Festspiele nicht durch Eigeneinnahmen decken können. Der Förderverein der "Freunde" hatte Ende 2022 allerdings angekündigt, künftig wegen geringerer Einnahmen weniger zahlen zu können.

Freistaat will weitere Anteile der Bayreuther Festspiele übernehmen

Am Morgen der Parsifal-Premiere forcierte das bayerische Kabinett daher eine Aufstockung der Anteile des Freistaats. Laut Kunstminister Markus Blume (CSU) soll der Freistaat von 2025 an 37 Prozent der Gesellschafteranteile übernehmen. Der Beschluss sei ein Schritt in Richtung neue Gesellschafter-Strukturen der Bayreuther Festspiele. Nach Ansicht Blumes sollen 16 Prozentanteile der "Freunde" nun paritätisch von Bund und Freistaat Bayern übernommen werden. Damit hielte die Gesellschaft der Freunde künftig noch 13 Prozent wie die Stadt Bayreuth. Bund und Freistaat hätten dann je 37 Prozent.

Blume sagte, er gehe davon aus, dass der Bund bei den anstehenden Veränderungen mitziehe und parallel zum Freistaat eine größere, zusätzliche Verantwortung übernehme.

Bund knüpfte mehr Engagement an Reformen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth allerdings knüpfte eine stärkere Rolle des Bundes an Reformen. "Ich glaube, dass es wirklich an der Zeit ist, dass historische Strukturen in Bayreuth mit ziemlich viel Mut und Kreativität neu gedacht werden", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag. Sie begrüßte die bayerischen Pläne als gute Gesprächsgrundlage für die gemeinsamen Beratungen. Der Bund sei natürlich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen, allerdings im Rahmen einer notwendigen Strukturreform.

Zukunft von Katharina Wagner ungewiss

Roth wolle, dass Bayreuth zukunftsfähig gestaltet wird. Dazu sei es notwendig, neue Publikumsschichten zu erschließen. Außerdem brauche es ein "konstruktives Leitungsgefüge", das gut zusammenarbeiten könne.

Ähnlich äußerte sich Blume, als er sagte: "Um die Festspiele erfolgreich in die Zukunft zu führen, braucht es eine klare künstlerische Verantwortung und eine klare kaufmännische Verantwortung." Beides sei notwendig. Zuletzt hatten die Intendantin und Geschäftsführer Ulrich Jagels, der seit 2021 im Amt ist, öffentlich Unstimmigkeiten über den Vertrieb ausgetragen. Dass die Festspiele – anders als in Jahrzehnten vorher – in diesem Jahr nicht ausverkauft sind, schob Wagner auch auf Fehler im Vertrieb und auf höhere Ticketpreise, die Jagels als notwendig verteidigte.

Wagners Vertrag läuft 2025 aus. Derzeit haben die größtenteils konservativen "Freunde" großen Einfluss auf die Festspiele und begleiten die eher experimentierfreudige Arbeit von Festspiel-Chefin Katharina Wagner durchaus kritisch. Blume hatte bereits betont, eine Verlängerung mit der Urenkelin des Komponisten Richard Wagner sei sein "Plan A".

Festspiel-Auftakt bei strömenden Regen

Zum Auftakt der Festspiele am Dienstag dominierten jedoch weniger die Debatten ums Geld als die edlen Roben auf dem roten Teppich, die prominenten Gäste und natürlich die Frage, wie die Neuproduktion des "Parsifal" beim Publikum ankommt. Nach dem ersten Aufzug gab es Applaus. Der US-Regisseur Jay Scheib setzt in seiner Produktion auf moderne Technik und Augmented Reality: Das Geschehen auf der Bühne wird dank Spezialbrillen durch virtuelle Elemente ergänzt.

Bei starkem Regen und Donner war die Prominenz zuvor recht zügig über den roten Teppich geeilt: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war angereist, ebenso die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Mit Informationen von dpa.

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