Schloss Greifenstein steckt voller Kontraste. Wer sich an das alte Gemäuer lehnt und lauscht wird derzeit mit einem Vogelkonzert belohnt. Dreihundert Meter weiter: Kirche, Rathaus, Schule, Häuser – alles leer. 1938 mussten alle Bewohner erstmals ihr Zuhause verlassen. Die Wehrmacht hatte den angesiedelten Truppenübungsplatz erweitert. Heute trainiert in den Gebäuden von Bonnland die Bundeswehr den Häuserkampf. Daneben liegt Schloss Greifenstein. Hier wirkt alles ruhig und friedlich.
Schloss mitten im Truppenübungsplatz Hammelburg
Schloss Greifenstein liegt mitten im Truppenübungsplatz Hammelburg. Je mehr man sich ihm nähert, desto mehr Warnhinweise gibt es: Militärisches Sperrgebiet. Deshalb kennen das Schloss von innen nur wenige. Christoph Joa geht hier ein und aus – das Privileg eines Bundeswehrangehörigen. Für eine Ausstellung sammelte er in den vergangenen drei Jahren alle Fakten über das Schloss Greifenstein. Gebaut wurde es um 1560 und ging später in die Geschichte als "Schillerschloss" ein. Ein Ort der Kultur – den der bekannte Dichter Friedrich Schiller 1793 mit seiner Frau Charlotte auf einer Reise von Weimar nach Stuttgart besucht hat.
Schloss Greifenstein: Ein Zuhause für Schillers Nachkommen
"Es war auch König Ludwig I. zu Gast. Aber auch viele Schriftsteller und Autoren. Leute von Rang und Namen waren zu Besuch. Das belegt ein Gästebuch", erzählt Christoph Joa. Friedrich Schillers jüngste Tochter Emilie heiratete 1828 den späteren bayerischen Kammerherren Adalbert Freiherren von Gleichen-Rußwurm. Sie lebte mit ihm fortan auf Schloss Greifenstein.
Emilie war auch das Talent fürs Schreiben in die Wiege gelegt. Durch Veröffentlichungen über ihren Vater Friedrich Schiller machte sie sich einen Namen. Im Schloss gab es sogar ein kleines Schillermuseum. Doch davon ist derzeit nichts zu sehen. Die Wände sind kahl. Joa leuchtet mit einer Taschenlampe den Weg. Die möblierten Räume kennt er durch Schwarz-Weiß-Fotos.
Ausstellung über Schloss Greifenstein
Schloss Greifenstein ist für Zivilisten in der Regel tabu. Ganz anders eine Ausstellung im benachbarten Ort Hammelburg. Christoph Joa hat dort gemeinsam mit Museumsleiterin Elfriede Böck eine Ausstellung aufgebaut. Großformatig blickt im Mittelpunkt die Schillertocher Emilie nach vorne. "Eine attraktive Frau, zudem beliebt", meint Elfriede Böck. Emilie Schiller nannten viele ehrfurchtsvoll "Schillerfräle", denn sie half vielen Alten und Armen. Auch für die Dorfkinder hatte sie ein offenes Herz. Für sie bestellte Emilie etwa den Osterhasen in den Schlossgarten.
Deutschlands erster Impressionist
In der Ausstellung hängen auch Bilder von Emilies Sohn Ludwig. Die Gemälde zeigen die harte Arbeit auf den Feldern in hellen Farben, lichtdurchflutet. Ludwig von Gleichen-Rußwurm gilt als der erste Impressionist in Deutschland und Schloss Greifenstein ist nebst Garten in einigen seiner Werke zu sehen.
Der einzige Enkel Schillers starb 1901. Er wurde neben seiner Mutter begraben, unweit vom Schloss auf dem Bonnländer Friedhof. Während heute drum herum die Bundeswehr trainiert, steht Schloss Greifenstein wie im Dornröschenschlaf da. Ein paar Handwerker sanieren gerade das Dach. Hier im Gebälk herrscht das eigentliche Schlossleben.
Fledermäuse unterm Dach
Zwölf verschiedene Fledermausarten fühlen sich auf dem Truppenübungsplatz zu Hause. Am Schlossdach gibt es eigens eingerichtete Fluglöcher. Und auch im Keller hängen Großes und Kleines Mausohr. Daher auch der Titel der Ausstellung: "Dichter, Denker, Dachbewohner – Leben auf Schloss Greifenstein". Sie wird am 7. April eröffnet und ist bis 29. Mai im Museum Herrenmühle in Hammelburg zu sehen.
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