Ein Irak-Veterinär, der seine Uniform zu Papier macht und daraus ein Buch des Friedens gestaltet. Eine Architektin, die die Umrisse der eingestürzten Zwillingstürme des World-Trade-Centers aus den Seiten ausstanzt und damit an den Verlust der Türme und der darin umgekommenen Menschen erinnert. Ein Straßenkünstler, der nicht nur die Wände New Yorker U-Bahnhöfe gestaltet, sondern auch Lithographien auf hochwertigem Papier als Mappenwerk herausgibt. Letzterer übrigens Keith Haring, neben Joseph Beuys, Louise Bourgeois oder Kasimir Malewitsch einer von Dutzenden großen Namen der Ausstellung.
Handgemalte Unikate und Mini-Auflagen
Mit mehr als 70 Exponaten wird hier das ganze Spektrum des Genres Künstlerbuch gezeigt, von handgemalten Unikaten von Anselm Kiefer bis zum Fotoband von Chuck Close. Insgesamt umfasst die Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek 14.000 Objekte, damit ist sie die bedeutendste Sammlung für Künstlerbücher in Deutschland, sagt die Verantwortliche der Sammlung Claudia Fabian.
"Ich denke, wenn ein Künstler sich bewusst dem Medium Buch widmet, dann gehört diese Leistung auch in eine Bibliothek und schon gar in eine Bibliothek, die sich als kulturelles Schatzhaus und Kultureinrichtung versteht." Claudia Fabian
Mit Katharina Gaenssler ist auch eine Münchner Künstlerin unter den Ausstellenden. Sie hat Raffaels Sixtinische Madonna abfotografiert und die mehr als 200 Einzelaufnahmen in vierfacher Vergrößerung in ein Buch gebunden. Die Arbeit ist dabei mehr als eine Dokumentation für Kunsthistoriker: Sie erinnert daran, dass man nicht nur Bücher, sondern auch Bilder lesen kann und dass der Unterschied zwischen einem Bild und einem Text vielleicht gar nicht so groß ist: Genau wie Gaensslers fotografische Vergrößerungen lenkt doch auch ein Text den Blick auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit, und kann etwas kleines groß werden lassen.
„Showcase “: Bis Januar 2018 in der Bayerischen Staatsbibliothek München.