Eine Frau liegt bei untergehender Sonne mit in einer Hängematte und liest
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Lektüre-Tipps für den Sommer 2023: Lesende Frau am Strand

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Endlich Zeit zum Lesen - Ferien-Buchtipps der Literaturredaktion

Ferien, das heißt für viele - Zeit zum Reisen, Wandern und zum Lesen. Unsere Redakteurinnen haben bunte Lektüre-Tipps zusammengetragen: Historisches, Fiktives über Klimaaktivisten, erinnerte Freiheitskämpfe und gemalte Funde von Knochenjägern.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

"Frei" von Lea Ypi – Tipp 1 von Judith Heitkamp

1990 beginnen im isolierten Albanien Demonstrationen für Freiheit und Demokratie – am Ende kollabiert auch hier das System. Lea, die in der vermeintlich heilen Welt ihrer Heimat unter Stalin aufgewachsen ist, weiß kaum mehr, wo ihr der Kopf steht und beginnt Tagebuch zu schreiben, um sich und die neuen Freiheitsbestrebungen zu fassen. "Ein außergewöhnliches, kluges und sehr konkretes Buch. Ganz beiläufig vermittelt sich die philosophische Dimension eines Alltags im Umbruch", so Judith Heitkamp.

Lea Ypi: "Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte", Suhrkamp Verlag.

Zum Artikel: So umwerfend erzählt Lea Ypi von Freiheit

"Eine vollständige Liste aller Dinge" von Doris Knecht – Tipp 2 von Judith Heitkamp

"Man hat gelernt, dass man keine Erinnerungen aufgeben soll oder darf. Aber es kann manchmal gut sein, Dinge abzulegen und liegenzulassen und dann zu merken, die brauch' ich nicht mehr. Und dann verschwinden sie auch irgendwann …", so Doris Knecht im BR-Interview. Die österreichische Schriftstellerin erzählt in ihrem neuen Roman über eine Frau, die ausmistet, als ihre Kinder ausziehen: Dinge verräumt, verschenkt und abgibt. "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" dreht sich um eine Lebensphase, in der Loslassen-Können zur Befreiung wird.

Doris Knecht: "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe", Hanser Berlin

Toxische Männlichkeit und Fiktion über "Die letzte Generation"

"Toxic Man" von Frédéric Schwilden - Tipp 1 von Knut Cordsen

In dem Roman-Debüt des 1988 geborenen Schwilden feiert die Pop-Literaur fröhliche Urstände. Im Zentrum steht ein Mann, der zu schwer kontrollierbaren Wutanfällen neigt und ein Narzisst vor dem Herrn ist. Zuweilen gibt er aber auch den hoch reflektierten Zeitgenossen und großen Liebenden, der mit seiner Frau Riccarda, die in Erlangen ein Museum leitet, immerfort über Kunst und Mode spricht. Frédéric Schwilden bekannte im BR Interview: "Wir leben in der Zeit von alkoholfreiem Wein und körperlosem Sex. Gerade habe ich von einem Bordell mit Puppen in Dortmund gelesen. Eine Welt, in der sich niemand mehr berührt oder berühren lässt, macht mich fertig."

Frédéric Schwilden: "Toxic Man" , Piper Verlag

  • "Toxic Man": Frédéric Schwildens fantastisches Roman-Debüt

"Mittsommertage" von Ulrich Woelk – Tipp 2 von Knut Cordsen

Der Berliner Schriftsteller Ulrich Woelk legt mit "Mittsommertage" einen so klugen wie rasanten Roman über unsere unmittelbare Gegenwart vor: Es geht um die Klimaproteste von "Fridays for Future" und die Klimakleber der "Letzten Generation" und vor allem um die Frage, wie sich diese Proteste zu den Aktionen der Aktivisten von vor 30 Jahren verhalten. "'Mittsommertage' lebt von starken Dialogen und einer perfekt konstruierten Geschichte. Wäre es keine Phrase, so müsste man sagen: das Buch der Stunde", so Knut Cordsen.

Ulrich Woelk: "Mittsommertage". Roman. C.H. Beck

Knochenjäger im Bilderbuch und J. P. Reemtsmas Lebenswerk

Silke Vry und Claudia Lieb: "Der Dinosaurier im Fels" – Tipp 1 von Niels Beintker

Ein Megalosaurus, mächtige Mosasaurier und andere längst ausgestorbene Dinosaurier: Die Münchner Illustratorin Claudia Lieb erinnert zusammen mit Silke Vry an die Knochenjäger, die ersten Paläontologen, und ihre sagenhaften, bildstarken Funde. Die Illustrationen zu den Texten von Silke Fry versetzen uns immer wieder in einen Zustand des Staunens. Und zeigen uns, wie beeindruckend und voller Wunder unsere Welt sein kann.

Silke Vry und Claudia Lieb: "Der Dinosaurier im Fels. Die abenteuerlichen Geschichten der ersten Knochenjäger", Gerstenberg-Verlag

  • Zum Artikel: Auf zu den Dinosauriern – Ein Bilderbuch über die Paläontologie

Jan Philipp Reemtsma: "Christoph Martin Wieland" – Tipp 2 von Niels Beintker

Ohne Wieland keine Weimarer Klassik: Der Hamburger Literaturwissenschaftler Reemtsma hat dem Dichter Christoph Martin Wieland eine große Biografie geschrieben. Er präsentiert ihn als Wegweiser der Weimarer Klassik und letztlich den Erfinder der modernen deutschen Literatur. Eine große Lebensgeschichte, leicht und elegant erzählt. Das Buch lädt dazu ein, Wielands Literatur neu zu entdecken. Und die Geschichte seines Lebens ebenso.

Jan Philipp Reemtsma: "Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur", C.H. Beck

Zum Artikel: Lebenswerk: Jan Philipp Reemtsma schreibt Wielands Biographie

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