40 Stunden Arbeit die Woche: Da habe man "sehr wenig Zeit, danach noch etwas zu machen. Sport, Kochen, Freunde treffen", erzählt Flora Heckner. Sie ist Anfang 20, studiert Geographie und arbeitet nebenbei als Werkstudentin. Eine Arbeit in Vollzeit könne sie sich nicht vorstellen.
So wie Flora Heckner geht es vielen jungen Leuten in ihrem Alter. Das zumindest sagen Generationenforscher. Der Augsburger Psychologe Rüdiger Maas zählt dazu. Er hat dafür vor allem eine Erklärung: "Ich kann mir heute als junger Mensch raussuchen, wo ich arbeite. Ich kann mir den Arbeitsmarkt quasi aussuchen, weil ihn doppelt so viele verlassen, wie nachkommen. Und immer, wenn ich mir etwas aussuchen kann, ist es per se nicht mehr so viel wert."
- Zum Artikel: Die Generation Z und der Wert der Arbeit
Forscher: Stellenwert der Arbeit nimmt ein Stück ab
Der Stellenwert der Arbeit als solcher nehme somit ein Stück ab, sagt Maas. Findet also in der Generation Z, auch Gen Z genannt, ein Umdenken statt? Verschieben sich die Wertvorstellungen?
Arbeit sei eine sehr schöne Sache, vor allem, wenn sie Spaß macht, sagt die junge Schreinerin Sophie Vogel. Sie macht gerade eine Weiterbildung zur Restauratorin. Sie sagt aber auch: "Es ist nicht so, dass ich nur lebe, um zu arbeiten. Freizeit ist mir schon auch wichtig."
Generation Z: "Jetzt hole ich für mich das Maximale raus"
Generationenforscher Maas beobachtet, wie sich bei der Generation Z die Einstellung zur Arbeit verändert hat: Arbeit und Freizeit haben ihm zufolge in etwa den gleichen Stellenwert. Der Verdienst sei nicht so wichtig wie in Vorgängergenerationen. "Entweder erbe ich ein Haus, dann muss ich weniger arbeiten, oder ich erbe keins, dann bringt es mir nichts, viel zu arbeiten, weil ich mir als junger Mensch in München eh kein Haus leisten kann."
Diese Ausgangslage würde zu einer leichten Verschiebung der Werte dahin führen; nämlich zu sagen: "Jetzt hole ich für mich das Maximale raus." So würden beispielsweise Jüngere aus der Arbeit sehr, sehr pünktlich in die Freizeit gehen, beobachtet Maas.
Wie überall: Die eine Generation Z gibt es nicht
Und doch gibt es auch in der Generation Z junge Leute, die nicht nur Teilzeit arbeiten wollen. Luca Nierlein etwa. Der junge Mann aus Bad Aibling macht eine Ausbildung zum Optiker. Er arbeitet an fünf Tagen, immer von 9 bis 18 Uhr.
Die Fünf-Tage-Woche finde er "ganz normal und völlig ok". Zuvor habe er eine andere Ausbildung zum Koch gemacht, erzählt er. "Da habe ich immer neun Stunden am Tag gearbeitet und eine halbe Stunde Pause gehabt. Ich gehe wirklich gerne zur Arbeit, auch wenn es manchmal erschöpfend sein kann."
Arbeit sei für ihn zwar nicht das Wichtigste im Leben, sagt Luca Nierlein. Aber: Das Gefühl, etwas geschafft zu haben und mit einem guten Gefühl nach Hause zu gehen, sei ihm durchaus wichtig.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.