1967. Noch hatte kein Mensch den Mond betreten. Aber die gesamte Menschheit träumte von fernen Planeten und Galaxien. Und vom Frieden, der auf der Erde immer bedroht zu sein schien. Ein Ausdruck dafür: die Comicserie "Valerian und Veronique", die in Deutschland in der Heftreihe "Zack" erschien und viele Fans hatte.
In Frankreich gehören deren Schöpfer Jean-Claude Mézières und Pierre Christin zum nationalen Kulturgut – lange vor der Verfilmung durch Luc Besson. Gestern ist der Texter Pierre Christin im Alter von 86 Jahren gestorben.
Professor für französische Literatur und Comicschöpfer
Christin hat den Zeichner Mézière schon in der Schulzeit kennengelernt. Aber bevor es mit dem Comicmachen losging, absolvierte Christin ein ganz normales Studium, das er mit einem Doktortitel in Politikwissenschaft und französischer Literatur abschloss. 1965 ging er kurz als Professor in die USA, wo er die Sciencefiction für sich entdeckte.
1967 erschien dann der erste Band von "Valerian und Veronique", dem 21 weitere folgen sollten. Die Helden sind Raum-Zeit-Agenten, deren Ziel es ist, fremde Welten zu erkunden. Eigentlich sollten sie nicht in deren Geschicke eingreifen – was sich aber als Wunschtraum erweist.
Neugier, keine Überlegenheit
Der besondere Charme der Serie: Valerian und Veronique sind keine hochnäsigen Kolonisatoren. Auch wenn Kulturen technisch unterlegen sind, kommen die beiden nie als Heilsbringer. In "Willkommen auf Alflolol" erweisen sich die Ureinwohnerinnen und Ureinwohner als freundliche und engagierte Naturschützer. Was ihnen genau soviel Respekt einbringt, wie ihre übermenschlichen Psi-Kräfte.
In "Im Reich der 1000 Planten" kämpfen Veronique und Valerian auf der Seite von Rebellen gegen die "Kundigen". Die erweisen sich als Verschollene einer Raum-Expedition der Erde – deren einziges Ziel ist, ihren alten Heimatplaneten zu zerstören. Die Menschheit hat auch das Böse ins All hinausgesandt, so die Botschaft.
Vorbild für Star Wars
Vor allem die Zeichnungen von Jean-Claude Mézière waren eine wichtige Inspirationsquelle für "Star Wars". So sieht ihr Raumschiff dem von Han Solo überaus ähnlich, genauso wie der Schrotthändler Watto aus Episode 1 dem geschäftstüchtigen (eine wunderbar skrupellosen Händlerseele) Shinguz.
Jean-Claude Mézières im BR-Interview: "Es ist leichter, eine ferne Zivilisation zu erfinden. Pierre Christin, der die Geschichten schrieb, sagte: 'Komm, auf zu den Sternen. Versuche es!' Langsam kam bei uns das eine zum anderen." Und weiter: "Mich hat es immer mehr erfüllt, Raumschiffe und all das zu zeichnen, was ich mir ausdachte. Ich war ja der einzige, der wusste, ob das Bild gut ist oder nicht. Die Geschichten fanden immer mehr Anerkennung, wenn auch in einem bescheidenen Maß."
Über seinen nun verstorbenen Autoren sagte Mézière: "Pierre Christin hat einmal gesagt: 'Unsere Comic-Bücher waren nie zeitgemäß. Deshalb sind sie auch heute nicht unzeitgemäß.' Die Leute lesen sie noch immer." Die besten Jahre der Serie liegen in den 70ern. Die späteren Alben sind oft postmoderne Vexierspiele. Das ändert aber nichts am Rang der Serie, die Humanismus und Weltoffenheit für Kardinaltugenden ansah – und so Millionen von Jugendlichen inspirierte.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!