Ein Künstler sitzt an einem Schreibtisch und zeichnet.
Bildrechte: BR/ Julia Demel

Der Erlanger Comic-Zeichner Michael Jordan zeichnet an seinem Beitrag für das Projekt "Wie geht es Dir?"

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Erlanger Comic-Projekt gegen Antisemitismus und Rassismus

25 Zeichnerinnen und Zeichner haben ein Comic-Projekt gestartet. Sie wollen Menschen, die von Antisemitismus oder Rassismus betroffen sind, eine Stimme geben. Angestoßen hat das Projekt "Wie geht es Dir?" ein Erlanger Zeichner.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Der Erlanger Comic-Zeichner Michael Jordan hat den Impuls gegeben für ein Comic-Projekt, in dem Zeichnerinnen und Zeichner aus ganz Deutschland mit Comics gegen Antisemitismus und Rassismus vorgehen wollen. Seit dem 2. Januar posten sie im Internet und auf Instagram kurze Comic-Strips, in denen sie Betroffene fragen: "Wie geht es Dir?" So heißt nun auch das Projekt, das von einem der größten Comic-Festivals in Deutschland, dem Erlanger Comic-Salon, organisiert wird.

Sprachlosigkeit nach dem Anschlag der Hamas

"Wie geht es Dir?" heißt das Comic-Projekt, und die Frage ist in diesem Fall sehr ernst gemeint. Denn sie war der Ausgangspunkt für das Projekt, erzählt eine der Initiatorinnen, die Münchner Comic-Zeichnerin, Barbara Yelin: "Ich war selbst sehr sprachlos vor Entsetzen nach dem furchtbaren Anschlag vom 7. Oktober 2023 auf Israel. Ich war sprachlos: Wie sollte ich mich dazu äußern?" Als sie dann angefangen habe, jüdische Menschen in ihrem Umfeld zu fragen: "Wie geht es Dir?", war sie sehr betroffen von den Reaktionen, denn oft hätten diese geantwortet: "Du bist die Erste, die fragt!"

Betroffenen eine Stimme geben

Genau in dieser Zeit erreichte sie der Anruf des Erlanger Comic-Zeichners Michael Jordan. Auch er hatte in Gesprächen mit jüdischen Freunden gespürt, wie sehr diese in Deutschland wieder in Angst und Sorge lebten. So reifte in ihm der Wunsch, den Betroffenen eine Stimme zu geben – mit seinen Mitteln: dem Comic. Damit stieß Jordan bei den von ihm angesprochenen Zeichnerinnen und Zeichnern sofort auf Zustimmung und das Konzept entstand: "Wir wollen zuhören und mit Betroffenen sprechen und dann deren Geschichten als Comic aufzeichnen."

Unterstützung vom Erlanger Comic-Salon

Die Organisation des Projektes hat das Team vom Erlanger Comic-Salon übernommen. Projektleiterin Annika Gloystein erklärt das Konzept: "Das Prinzip ist, dass eine Zeichnerin oder ein Zeichner einen Menschen fragt: 'Wie geht es Dir?' und diese Antwort wird dann eben in dem Comic verarbeitet. Es werden Menschen interviewt, die entweder von Antisemitismus oder von Hass und Rassismus betroffen sind." Es gehe darum, möglichst vielfältige Stimmen von Betroffenen aufzuzeichnen.

Gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Islamhass

Explizit soll es dabei nicht nur um Antisemitismus, sondern auch um Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Hass gehen. Seit Anfang des Jahres werden die ersten Comic-Strips im Internet und auf Instagram veröffentlicht. Die ersten Geschichten handeln von der jüdischen Großmutter einer der Zeichnerinnen und einer jungen Frau, die versucht, mit der Trauer zu leben.

Geschichte einer Holocaust-Überlebenden

Die Zeichnerin Barbara Yelin hat eine Geschichte der Holocaust-Überlebende Emmie Arbel gezeichnet, die sich zum Zeitpunkt des Hamas-Anschlages gerade für einen Vortrag in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück aufhielt. Ausgerechnet dort, wo sie vor Jahrzehnten schlimmstes Leid erlebt hatte, fühlte sie sich nun sicher:

"Emmie Arbel wollte eigentlich eine Woche in Ravensbrück bleiben, daraus wurden sechs Wochen, weil sie nicht zurück konnte nach Israel. In meiner Geschichte geht es deshalb um die Frage, was ist ein Zuhause? Emmis erstes Zuhause wurde von den Nazis zerstört, das Zuhause Israel ist gerade in Unsicherheit und Entsetzen, Emmie sagt aber auch: Deutschland wird für mich nie ein Zuhause sein und so geht sie doch zurück nach Israel. Diese wahnsinnige Zerrissenheit zeige ich, und der Comic endet mit ihrem großen Wunsch nach Frieden." Barbara Yelin, Comic-Zeichnerin.

Projekt will Dialog anstoßen

Inzwischen haben 25 Comic-Zeichnerinnen und Zeichner zugesagt, sich an dem Projekt zu beteiligen. Wer selbst keinen Betroffenen kennt, dem er die Frage "Wie geht es Dir stellen kann?“, dem hilft das Team vom Erlanger Comic-Salon bei der Suche nach Gesprächspartnern. Alle Künstler beteiligen sich ehrenamtlich an dem Projekt. Initiator Michael Jordan erklärt, was das Ziel ist: "Wir wollen mit unserem Projekt einen Beitrag gegen die Spaltung der Gesellschaft leisten und wenn Menschen, die unsere Comics gelesen haben, in einen Dialog treten, dann haben wir schon ein Ziel erreicht." Ab sofort wird jede Woche ein neuer Comic auf der Internetseite "Wie geht es dir?“ erscheinen und im Mai 2024 sollen die entstandenen Werke beim Erlanger Comic-Salon ausgestellt werden.

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Der Erlanger Comic-Zeichner Michael Jordan zeichnet an seinem Beitrag für das Projekt "Wie geht es Dir?"

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