Eigentlich war der Song Brigitte Bardot gewidmet. Sie hatte ihn sogar schon eingesungen. Nur das Okay für die Veröffentlichung gab sie nicht. Also wandte sich Serge Gainsbourg an Jane Birkin, seit kurzem seine Geliebte. "Je t’aime" besiegelte ihre Partnerschaft, in künstlerischer und in privater Hinsicht.
Der Skandalsong macht Birkin berühmt
Der Song provozierte 1969 einen Skandal und wurde auch deswegen ein riesen Hit. Die Rundfunkanstalten weigerten sich zunächst den Titel zu spielen. Zu anstößig. Geschadet hat es den beiden nicht. Im Gegenteil: "Je t'aime" machte Birkin und Gainsbourg zum wohl bekanntesten Paar der französischen Kulturszene der Siebziger. 12 Jahre arbeiteten die beiden Seite an Seite. Mal solo, mal im Duett. Bis die Beziehung Anfang der Achtziger zerbrach, sich Gainsbourg endgültig dem Alkohol hingab und Birkin den Regisseur Jacques Doillon zum Lebenspartner nahm. "Ich bin sogar Serge davongelaufen. Was soll ich sagen? Meine Lieben hielten nie", kommentierte sie die Trennung viele Jahre später im Schweizer Tagblatt.
Neben ihrer musikalischen Karriere spielte Jane Birkin auch in etwa 70 Filmen mit. Angefangen mit dem Thriller "Blow Up" von Michelangelo Antonioni, der 1967 in Cannes den Hauptpreis gewann. In ihrer intensiven langen Karriere arbeitete Birkin auch für andere wichtige Regisseure, darunter für Alain Resnais in "Das Leben ist ein Chanson" (1997), für Jacques Rivette in "Die schöne Querulantin" (1991), wo sie sich als Frau eines Malers (Michel Piccoli) in Eifersucht verfängt.
In Michel Devilles "Das wilde Schaf" (1974) glänzte sie an der Seite von Jean-Louis Trintignant als unbedarftes, leicht verführbares junges Mädchen. Die nur scheinbar brave Zofe mit unerwarteten erpresserischen Fähigkeiten spielte sie eindrucksvoll in der Agatha-Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" (1978) und vier Jahre später war sie in einer weiteren Christie-Verfilmung, Guy Hamiltons "Das Böse unter der Sonne", die raffinierte Komplizin bei einem Mord.
Auch in der Mode hinterließ Birkin Spuren
Spuren hinterließ die 1946 in London geborene Birkin allerdings nicht nur in der Musik- und Filmgeschichte. Auch aus der Mode ist ihr Name nicht wegzudenken. 1984 benannte die Modemarke Hermès eine Damenhandtasche nach ihr, die sogenannte "Birkin Bag", die angeblich auf einen selbstgezeichneten Entwurf zurückgeht. Mittlerweile darf sie sogar den Titel der weltweit teuersten Handtasche für sich in Anspruch nehmen. 2015 wurde ein Exemplar der Linie für über 200.000 Dollar versteigert.
Bis in die späten 2010er-Jahre stand Jane Birkin auf der Bühne, hatte in den vergangenen Jahren jedoch vermehrt mit gesundheitlichen Problemen zu tun. In ihrer 2018 erschienenen Biografie erzählt sie von ihrem Kampf gegen die Leukämie. 2021 erlitt sie einen leichten Hirnschlag. Am heutigen Sonntag ist die Schauspielerin in ihrem Haus in Paris verstorben. Sie hinterlässt zwei Töchter, darunter auch die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg aus der Beziehung mit Serge Gainsbourg. Sie sei die "pariserischste unter den Britinnen" gewesen, schrieb Anne Hidalgo nach dem Bekanntwerden des Todes auf Twitter. Ihre Gedanken, so die Pariser Bürgermeisterin, seien nun bei all jenen, die Jane Birkin geliebt hätten. "Und das sind viele."
Mit Informationen von AFP und EPD
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