Viele Kulturschaffende hatten sich im Vorfeld offener denn je zu einem der beiden Kandidaten bekannt. Sängerin Taylor Swift sprach sich deutlich für Kamala Harris aus, Beyonce trat bei einer ihrer Wahlkampf-Veranstaltungen auf. Aus dem Trump-Lager war Rockmusiker Kid Rock in der ARD zu sehen, wie er während eines Interviews mal eben seinen Freund Donald Trump anrief.
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Nun, nach dem Wahlsieg Trumps, reagieren Schriftsteller und Musiker in den USA und Deutschland mit Galgenhumor, Enttäuschung, Ratlosigkeit – oder im Falle der Trump-Anhängerschaft natürlich auch mit Begeisterung.
Verbitterung, Wut und Jubel
Während viele die sich abzeichnenden Ergebnisse eher mit abwartendem Schweigen bedachten, äußerte sich die Rapperin Cardi B, die sich im Wahlkampf für Harris ausgesprochen hatte, direkt und impulsiv. "Ich hasse euch alle sehr", schrieb sie in ihrer Instagram-Story zu einem Video, in dem man sie beim Verfolgen der Wahlergebnisse aus Pennsylvania sah. Eine gegenteilige Reaktion zeigte der erfolgreichste und aufgrund seiner Offenheit gegenüber der rechten Szene oft kritisierte Podcaster Joe Rogan. Der hatte sich kurz vor der Wahl für Trump ausgesprochen und reagierte nun mit einem wohl als Jubel zu verstehenden "Heilige Scheiße!"
Regisseur Adam McKay ("Don't Look Up!") zeigte sich verbittert, auch über den in seinen Augen misslungenen Wahlkampf der Demokraten, die unter anderem Bidens Gesundheitszustand zu lange verheimlicht und sich bei den Themen Fracking, Gesundheitsvorsorge und Gaza-Krieg falsch positioniert hätten.
Schauspielerin Christina Applegate reagierte weniger abgeklärt, sondern thematisierte Trumps Haltung zu Abtreibungen: "Mein Kind weint, weil ihr ihre Rechte als Frau weggenommen werden könnten." Schriftsteller Stephen King suchte nach positiven Nachrichten: Zumindest höre nun die penetrante Wahlwerbung auf.
"Ruft euch an!"
Auch in der deutschen Kulturlandschaft findet sich eine Mischung aus Verzweiflung, ersten Erklärungsversuchen und Humor als letztem Mittel.
Autor Saša Stanišić sieht in selbigem offenbar einen Teil des Problems: "Es haben sich einfach zu wenig Leute über Trump und seine Wähler lustig gemacht und sie als dumm bezeichnet und so", schrieb er ironisch in seiner Instagram-Story. Regisseur Wim Wenders kritisierte in einem Gespräch mit Zeit-Online, dass die Menschen in der US-Provinz "ahnungslos gehalten" würden und weiterhin ahnungsloser würden. Deswegen glaubten sie Lügen von Donald Trump.
"Ruft euch an", forderte die Autorin Annika Landsteiner in ihrem Substack-Newsletter. Sie sei "tief erschüttert" und sehe auch die rechtspopulistischen Kräfte in Europa profitieren: "Die rechten Parteien und Kräfte können den Weg zu diesem Wahlsieg detailreich studieren und sie wissen: Je polarisierender, dreckiger, härter, desto gewinnbringender. Sie waren vorher schon bestärkt, jetzt wissen sie: Es kann klappen, sogar in einem Rutsch."
Auch Schriftsteller Max Czollek rief auf der Plattform Bluesky zu mehr Zusammenhalt auf. Mit Trump sei ein Mann an die Macht gekommen, der "der offen vom Umbau & der Abschaffung der Demokratie spricht." Wichtig sei nun, nicht in Einsamkeit und Rückzug zu verfallen: "Wenn ich die vergangenen Jahre eine Sache gelernt habe, dann, dass Einsamkeit das stärkste Gift für die Hoffnung ist. Darum: ruft euch an, nehmt euch in den Arm, entschuldigt euch beieinander. Zusammen gewinnen ist einfach, zusammen verlieren ist schwer. Es hängt so viel davon ab."
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