Versteckt mitten im Olympia-Park: Die Ost-West-Friedenskirche von Väterchen Timofei
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Versteckt mitten im Olympia-Park: Die Ost-West-Friedenskirche von Väterchen Timofei

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Verborgene Friedenskirche mitten im Olympiapark

Verborgene Friedenskirche mitten im Olympiapark

Es ist ein kleines Wunder, dass sie Baubehörden und Abrissbirnen trotzte: Die illegal aus Bauschutt errichtete Ost-West-Friedenskirche am Olympia-Gelände in München besteht seit fast 70 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

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Versteckt mitten im Olympia-Park: Die Ost-West-Friedenskirche von Väterchen Timofei

Wer ihn nicht kennt, wird den Weg zur Ost-West-Friedenskirche kaum finden. Sie liegt versteckt am Münchner Olympia-Park. Mancher, der an der Kirche vorbeikommt, macht überraschende Entdeckungen, so wie ein Münchner mittleren Alters, der heute mit seiner Frau über das Gelände schlendert.

Erst vor ein paar Tagen war er zum ersten Mal hier, dabei lebt er seit über 50 Jahren in Schwabing. Schon als er zum Eingang hinein gegangen sei, habe er "eine Veränderung gespürt". Und in der Kapelle habe er sogar "ein leichtes Gefühl von Frömmigkeit" bekommen. Das erlebe er normalerweise nicht beim Betreten von Kirchen.

Aus Kriegsschutt errichtet

Die Kapelle ist nicht einfach eine Kapelle. Das "Gewölbe" ist mit Alufolie ausgekleidet, der winzige Kirchenraum prall gefüllt mit Heiligenbildern, Statuen und Kerzen, die Wände sind leicht schief.

Kein Wunder, schließlich hat sie der aus Russland stammende Timofei Wassiljewitsch Prochorow mit seiner späteren Frau Natascha ab 1952 aus Kriegsschutt errichtet. Mit bloßen Händen und ohne architektonisches Know-How. Der Legende nach hatte er in einer Vision von Maria den Auftrag dazu bekommen und dafür schweren Herzens mitten in den Kriegswirren seine erste Frau und drei Kinder in Russland zurückgelassen.

Wundersame erste Begegnung

Serge Kaiser kommt fast jeden Tag zu Timofeis Kirche. Er hat den Eremiten noch persönlich kennengelernt. Anfang der 1990er Jahre traf er ihn während einer Geschäftsreise zum ersten Mal. Eine seltsame Begegnung, erzählt Serge Kaiser. "Ich habe ihn gefragt, 'Väterchen, wo ist deine Kirche?' Er sagte, 'hier, mein Sohn.' Ich habe gefragt, 'darf ich beten gehen?' Er sagte, 'ja, ich habe für dich schon alles vorbereitet'. Das war eine komische Antwort."

Was der fremde Eremit mit diesen Worten meint, wird Serge Kaiser erst viel später verstehen. Doch sie bewegen etwas in ihm. Eigentlich wollte der gebürtige Ukrainer wieder zurück nach Wien, wo er damals als Handelsvertreter lebte. "Aber dann hatte ich eine innere Spaltung. Der Kopf sagte mir, geh zurück nach Wien, und das Herz sagte, bleib hier, es kommt etwas Besonderes."

Serge Kaiser bleibt, gibt seinen Job in Wien auf, lebt seither als Gärtner, Künstler und Heiler in München und kümmert sich mit einer Handvoll Ehrenamtlicher um Timofeis Erbe – seine persönliche Herzensangelegenheit. In Timofei hatte er schon nach kurzer Zeit einen Seelenverwandten gefunden. "Timofei war für mich Priester, Bruder, Vater, Kumpel, Freund – alles zusammen."

Königin Silvia und Christian Ude: Dem Ort verbunden

Nicht nur Serge Kaiser geht es mit der besonderen Aura Timofeis so: Aus aller Welt kamen und kommen die Menschen zur Friedenskirche. Die heutige Königin von Schweden soll eine besondere Beziehung zu Timofeis Kirche gehabt haben – genauso wie der ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude, der dem "charmantesten Schwarzbau Münchens" bis heute verbunden ist.

Die Ost-West-Friedenskirche erinnert optisch sehr an die orthodoxe Architektur. Doch Timofeis Kirchlein gehört zu keiner Amtskirche. Sie ist eine Friedenskirche, in der gemäß Timofeis Vision "alle eins seien", jeder eine Heimat finden soll, egal welche Religion oder Herkunft er hat. Die Vision scheint gelungen, findet auch einer der Stammgäste, der als Yogi regelmäßig herkommt, um Ruhe zu finden : "Es gab ja viele abenteuerliche Ideen, das Ding hier wieder abzureißen, dieses Terrain wieder zu räumen. Aber es war irgendwie unter göttlichem Schutz."

Abrissbirnen getrotzt

Weder der Bau des Olympia-Geländes noch die Baubehörden konnten Timofeis Schwarzbauten etwas anhaben. Inzwischen sind sie nachträglich anerkannt. Doch der Erhalt ist keine leichte Aufgabe. Die Spendenmittel sind knapp und bis heute gibt es kein fließendes Wasser auf dem Gelände. Und trotzdem ist das alles hier seine Bestimmung, sagt Serge Kaiser: "Ich gehöre zu diesem Ort. Das meinte Timofei mit 'ich habe schon alles für dich vorbereitet'". Er hat Serge Kaiser zu einem von zwei Nachfolgern ernannt.

2004 starb der Eremit mit vermutlich 110 Jahren. Doch seinen Geist spürt Serge Kaiser auf dem Gelände der Ost-West-Friedenskirche noch immer. "Ich finde, dieser Ort ist aktiv. Das klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber Geist ist Geist, es funktioniert ohne unsere Logik oder unsere Kontrolle."

Mehr zum Thema sehen Sie in STATIONEN am 6. Juli 2022 um 19 Uhr im BR Fernsehen oder in der BR Mediathek.