Bei Twitter geht es seit Monaten chaotisch zu - und das gilt auch für die Verifikationshäkchen. Was dort in den letzten Tagen passiert ist, ist nur schwer durchschaubar.
Früher stand der blaue Haken auf Twitter dafür, dass es sich um ein "echtes" Profil handelte. Twitter hatte überprüft, ob der Account auch tatsächlich zu der prominenten Person oder Organisation gehörte.
Große Verwirrung um den blauen Haken
Elon Musk kündigte nach seiner Twitter-Übernahme an, dass künftig nur noch Abonnenten des kostenpflichtigen Premium-Dienstes Twitter Blue einen blauen Haken bekommen würden. Mehrere Monate lang existierten "alte" und "neue" blaue Haken parallel, was für viel Verwirrung sorgte.
Vergangene Woche entfernte Twitter dann tatsächlich (fast) alle "alten" blauen Haken. Doch einige Accounts, die gesagt hatten, sie würden nicht für den neuen blauen Haken bezahlen, haben trotzdem einen. Zum Beispiel Stephen King, aber auch Basketball-Star LeBron James und die Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology. Musk hat erklärt, dass er für einige Accounts persönlich die Kosten übernehme, ohne genaue Namen zu nennen.
Blauer Haken auch für die Accounts von Toten
Besonders skurril: Auch die Accounts von verstorbenen Persönlichkeiten wie dem Basketballstar Kobe Bryant oder dem Koch Anthony Bourdain haben seit dem Wochenende wieder den blauen Haken. Wenn man den anklickt, erscheint die Erläuterung: "Dieses Konto ist verifiziert, weil es Twitter Blue abonniert hat und seine Telefonnummer verifiziert hat." Tote, die Twitter Blue abonniert haben? Auch zu Lebzeiten können Bryant und Bourdain Twitter Blue nicht abonniert haben, denn sie sind gestorben, bevor der Dienst eingeführt wurde.
Haken beim Papst-Account: Erst blau, dann weg, jetzt grau
Der Account des Papstes hat seinen blauen Haken ebenfalls verloren, dafür aber einen grauen bekommen, der für Regierungsvertreter und multilaterale Organisationen wie die Vereinten Nationen vorgesehen ist.
Twitter hatte im November neben dem blauen und dem grauen Haken noch einen goldenen eingeführt, der für Unternehmensaccounts steht und normalerweise 1.000 US-Dollar im Monat kostet. Einen solchen Haken hat nun der Account der "New York Times". Aber auch das wirft Fragen auf: Die "New York Times" hat mehrmals gesagt, dass sie kein Geld für die Twitter-Haken ausgeben will. Daraufhin hatte Elon Musk der renommierten Zeitung den blauen Haken entzogen.
Label "staatlich finanziert" ist ganz verschwunden
Ganz verschwunden sind die Label "staatlich finanziert" und "staatsnah". Elon Musk hatte unlängst die Accounts bekannter Medien wie des britischen Rundfunks BBC und des US-Rundfunk-Netzwerks National Public Radio als "staatlich finanziert" deklariert. Beide Anstalten hatten erfolgreich dagegen protestiert.
Ursprünglich waren diese beiden Bezeichnungen vor allem für Accounts von staatlich kontrollierten Nachrichtenorganisationen verwendet worden. So war das Konto von Xinhua als "chinesische staatsnahe Medien" deklariert und das von RT als "russische staatsnahe Medien". Seit Freitag fehlen diese Label.
Twitter ist sehr unberechenbar geworden
Dieses Hin und Her mit den Haken und den Klassifizierungen demonstriert, wie unberechenbar Twitter für Nutzende geworden ist. Im Prinzip sagen die Haken so gut wie gar nichts mehr aus. Wer sich auf Twitter informieren und nicht auf einen falschen Account hereinfallen will, muss viel genauer als bisher hinschauen.
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