Tesla-Chef Elon Musk und Twitter: Das ist eine Geschichte, die reich an Kapriolen ist. Doch die vergangene Woche nimmt hier nochmal eine Ausnahmestellung ein:
Am 4. April erfuhr die Welt, dass Musk nun Twitters größter Aktionär geworden ist, was den Twitter-Aktienkurs in die Höhe schnellen ließ. Tags darauf teilte die Plattform mit, dass Musk einen Sitz im Verwaltungsrat bekommen solle.
Nur fünf Tage später kommt nun die Kehrtwende: Am Montagmorgen gab Twitter-Chef Parag Agrawal bekannt, dass Musk sich entschieden habe, doch nicht in den Verwaltungsrat des Unternehmens einzuziehen. "Ich glaube, dass dies das Beste ist", schrieb Agrawal - ohne eine Begründung zu nennen, warum Musk es sich anders überlegt hat. Die einzige Reaktion Musks auf die Entwicklung war ein kurz darauf wieder gelöschter Tweet mit einem Emoji, das ein Gesicht mit Hand vor dem Mund zeigt.
Twitter-Chef: Wir sind weiter offen für Musks Ideen
"Elon ist unser größter Anteilseigner und wir werden weiterhin offen für seinen Beitrag sein", schrieb Agrawal weiter. Eine bemerkenswerte Aussage angesichts der Flut an Kritik, Provokationen und Reformvorschlägen, die Musk in den vergangenen Wochen auf Twitter publiziert hat.
Immer wieder wirft Musk Twitter vor, die freie Meinungsäußerung zu unterwandern - zuletzt unter Verweis auf eine von ihm gepostete Umfrage dazu. Musk, der mehr als 81 Millionen Follower hat, spielte mit dem Gedanken, eine eigene Social-Media-Plattform aufzubauen.
Musk reiht Provokation an Provokation
Am Samstag stellte Musk die Überlebenschancen der Plattform infrage. "Stirbt Twitter?", fragte Musk in einem Tweet. Dazu verlinkte er die Statistik der zehn Twitter-Konten mit den meisten Followern und beklagte: "Die meisten dieser "Top"-Accounts twittern selten und posten nur sehr wenige Inhalte."
Kurz darauf folgte die nächste Provokation, als Musk die Nutzer fragte, ob der Twitter-Hauptsitz in San Francisco in ein Obdachlosenheim umgewandelt werden sollte, da dort ohnehin niemand zur Arbeit auftauche.
Twitter versicherte seinen Beschäftigten, dass sie auch nach der Pandemie weiterhin, soweit es in ihren Jobs möglich ist, von überall arbeiten dürfen. In der Innenstadt von San Francisco, wo Twitter sein Hauptquartier hat, leben viele Obdachlose. Musks Tweet fand auch die Aufmerksamkeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der darauf verwies, dass der Online-Konzern 2020 eine achtstöckige Obdachlosen-Unterkunft an seiner Zentrale in Seattle eingerichtet habe.
Reihenweise Reformvorschläge
Auf der anderen Seite postet der reichste Mensch der Welt auch eine Menge Reformvorschläge, konkret für den Premium-Abonnementdienst Twitter Blue: Hier sprach sich Musk am Samstag für einen niedrigeren Preis aus, fordert ein Verbot von Werbung und die Möglichkeit, mit der Kryptowährung Dogecoin zu bezahlen - die einen zweifelhaften Ruf hat.
Schon länger tritt Musk für eine Editier-Möglichkeit auf Twitter ein, die die Plattform bisher ablehnt. Am Samstag fragte der 50-Jährige, ob Twitter die nachträgliche Korrektur von Tweets ermöglichen soll. In weniger als drei Stunden nahmen mehr als 1,2 Millionen Nutzer an der Umfrage teil. Rund drei Viertel sprachen sich dafür aus.
Als Verwaltungsrat hätte Musk sich mehr zurückhalten müssen
Warum Musk einen Rückzieher gemacht hat, darüber kann nur spekuliert werden: Als Mitglied des Twitter-Verwaltungsrates hätte er über die Strategie des Unternehmens mitentscheiden können. Andererseits hätte er auch "im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre handeln müssen", wie Twitter-CEO Agrawal schrieb. Und das hätte wohl bedeutet, dass Musk seine öffentliche Kritik an Twitter hätte einstellen oder zumindest runterfahren müssen. Seine Meinung für sich zu behalten, ist für den Multi-Milliardär aber offenbar sehr schwierig. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass es ihm einfach Spaß macht, mit seinen Tweets für Aufregung im Twitter-Kosmos zu sorgen.
Damit rechnet wohl auch Agrawal: "Es wird weiter Ablenkungen geben", schreibt er in seinem Tweet zum Musk-Rückzug. Seinen Mitarbeitern empfiehlt er, sich von Musks Störmanövern nicht ablenken zu lassen: "Lasst uns den Lärm ausblenden und uns auf unsere Arbeit fokussieren."
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