Breitbandmessungs-Tool der Bundesnetzagentur
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22.000 Messungen der Internetgeschwindigkeit gab es im ersten Halbjahr 2022: Fast immer war das Internet langsamer als versprochen.

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Messungen zeigen: Internet fast immer langsamer als versprochen

Internetnutzer bekommen in Deutschland meistens nicht die Geschwindigkeit, für die sie bezahlen. 22.000 Mal wurde im ersten Halbjahr mit einem Tool der Bundesnetzagentur gemessen: Fast immer ist ein Minderungsanspruch festgestellt worden.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Die Datenübertragungsrate bei Internet-Anschlüssen in Deutschland ist fast nie so hoch wie vertraglich vereinbart. Messen kann man seine Internetgeschwindigkeit mit der Breitbandmessung-App der Bundesnetzagentur. Von Mitte Dezember bis Ende Juni seien rund 22.000 Messungen abgeschlossen worden, fast ausschließlich sei dabei ein Minderungsanspruch festgestellt worden, teilte die Bundesnetzagentur auf dpa-Anfrage mit.

In Deutschland gibt es rund 37 Millionen Internetanschlüsse. Setzt man die 22.000 Messungen hierzu ins Verhältnis, so ist der Anteil der Anschlüsse, die weniger leisten als versprochen, sehr klein.

Bundesnetzagentur: Nur 36 Prozent der Nutzer bekommen volle Downloadrate

Allerdings hatte die Bundesnetzagentur im Juni in ihrem Jahresbericht zur Breitbandmessung festgestellt, dass nur 36,5 Prozent der Nutzer die volle Downloadgeschwindigkeit bekommen oder diese sogar überschreiten. "Die Ergebnisse sind noch nicht zufriedenstellend. Kunden erreichen weiterhin oft nicht die versprochene Internetgeschwindigkeit", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, damals.

Die rechtsverbindliche Messmöglichkeit mit dem Tool der Bundesnetzagentur gibt es seit Mitte Dezember. Dafür müssen 30 Tests an mehreren Tagen durchgeführt werden - erst dann ist die so genannte "Messkampagne" abgeschlossen.

Anspruch auf Preisminderung bei zu geringer Leistung

Wenn diese Messung ergibt, dass der Internetzugang langsamer ist als vertraglich vereinbart, haben Verbraucherinnen einen rechtlichen Anspruch auf Preisminderung. Allerdings ermitteln die Messprotokolle keinen Anspruch in Euro und Cent. Wie hoch die Preisminderung ausfällt, müssen die Verbraucher mit ihren Anbietern klären. Seit Juni bietet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ein Tool an, das einen konkreten Minderungsanspruch ausrechnet, wenn man seine Messergebnisse eingibt.

Die Zahl der Messungen war zuletzt rückläufig. In den ersten zweieinhalb Monaten waren es laut Netzagentur rund 15.000 beendete Messkampagnen, nun sind es nach sechseinhalb Monaten rund 22.000.

Verbraucherzentrale: Tool der Bundesnetzagentur ist zu umständlich

Felix Flosbach, Jurist und Experte für Telekommunikation bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, findet die sinkende Nutzung bedauerlich. Er führt dies auch darauf zurück, dass das Mess-Tool umständlich zu handhaben sei. "Das ist eine Hürde, die für viele Verbraucherinnen und Verbrauchern zu hoch ist - obwohl ihr Internet daheim mies ist."

Zudem sei der Minderungsanspruch noch nicht bekannt genug, viele Bürger wüssten also noch nichts von dieser Möglichkeit, sagt Flosbach. Er appelliert an die Anbieter, nur das zu bewerben, was für sie technisch auch machbar sei.

"Leider gibt es noch immer eine große Kluft zwischen Marketing und Wirklichkeit in der Kommunikation der Telekommunikationsbranche." Felix Flossbach, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Vodafone: Glasfaser sorgt für mehr Leistung

Ganz anders interpretieren die Internet-Anbieter die Zahl der Messungen: Vodafone sieht in der sinkenden Zahl der eingereichten Geschwindigkeits-Tests "ein positives Zeichen, dass unsere fortlaufende Netzaufrüstung bei unseren Kunden ankommt", sagt ein Firmensprecher. Besonders der Bau neuer Glasfaser-Strecken im Netz erhöhe die Stabilität und sorge für noch mehr Leistung.

Auch der Internet-Branchenverband VATM spricht von "sehr geringen Beschwerdezahlen", die verdeutlichten, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer mit ihren Internetanschlüssen zufrieden sei, sagte Verbandssprecher Frederic Ufer. Er wies darauf hin, dass Schwankungen im Netz insbesondere bei Kupferleitungen normal seien. Bei Glasfaser sei das anders.

(mit Material der dpa)

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