Die Content-Moderation auf Twitter war Elon Musk schon lange ein Dorn im Auge. Seit Twitter ihm gehört, hat er den Großteil der Leute entlassen, die für Content Moderation zuständig waren. Eine Folge: Auf Twitter hat die Verbreitung von antisemitischen, rassistischen und hasserfüllten Posts wieder stark zugenommen. Seit Ende November geht Twitter auch nicht mehr gegen Falschinformationen zu Corona vor.
Mit "kollektiven Anmerkungen" gegen Desinformation
Dennoch sagt Elon Musk, es sei ihm wichtig, dass Twitter nicht zu einer "Höllenlandschaft, auf der alles ohne Konsequenzen gesagt werden kann" verkommen soll. Und auch die Verbreitung von Desinformation auf Twitter will er bekämpfen. Elon Musk setzt hier auf die Community, die Anmerkungen zu irreführenden Tweets machen - und Links zu Seiten mit weiterführenden Informationen setzen kann. Seit Sonntag sind solche "Community Notes" zu deutsch: "kollektive Anmerkungen" weltweit sichtbar. Zum einen unter Tweets, die solche Anmerkungen erhalten haben, zum anderen auf einer eigenen Seite.
So behauptet der Internetunternehmer Kim Dotcom, dass die Wissenschaft so weit sei, Krebs zu heilen. Unter diesem Tweet wird eine Anmerkung angezeigt, die darauf hinweist, dass Krebs ganz unterschiedliche Erscheinungsformen habe und die Behauptung, es gebe eine Heilung für Krebs irreführend und falsch sei.
Solche Anmerkungen kann im Prinzip jeder schreiben, der Lust darauf hat, seit mindestens sechs Monaten bei Twitter ist, nicht gegen die Twitter-Regeln verstoßen hat und die Werte des Programms beherzigt, zum Beispiel "Hilf dabei, Verständnis aufzubauen". Auf dieser Seite kann man sich für eine Mitarbeit bei den "kollektiven Anmerkungen" registrieren. Bis man dafür freigeschaltet wird, kann es aber etwas dauern.
Alle Twitter-Nutzer können darüber abstimmen, ob eine Anmerkung hilfreich ist oder nicht - und aus welchen Gründen. Als hilfreich bewertete Notizen werden auf einer eigenen Seite angezeigt.
Community-Konzept wurde schon 2021 gestartet - unter anderem Namen
Die Community Notes sind allerdings keine Erfindung von Elon Musk, er führt vielmehr eine Idee der früheren Unternehmensführung weiter: Das Projekt wurde bereits im Januar 2021 unter dem Namen "Birdwatch" gestartet und war bis jetzt ein auf die USA beschränktes Pilotprojekt. Musk hat es umbenannt und weltweit verfügbar gemacht.
Wie Musk in mehreren Tweets schreibt, sieht er in den Community Notes ein zentrales Mittel im Kampf gegen Desinformation. Er wurde bereits selbst von der Community korrigiert: Im November twitterte er eine Schlagzeile des Fernsehsender CNN, derzufolge Musk die freie Meinungsäußerung auf Twitter bedrohe. Unter dem Tweet ist eine Anmerkung zu sehen, die darauf hinweist, dass CNN das nicht behauptet habe und der Screenshot von einer Satirewebsite stamme.
Verifizierungshaken kehrt zurück - kostet aber 8 Dollar im Monat
Und noch eine Neuerung gibt es bei Twitter: Am Montag kehrt der blaue Verifizierungsbutton zurück - als Teil des kostenpflichtigen Angebots Twitter Blue. Wer acht Dollar im Monat zahlt, kann seinen Account von Twitter verifizieren lassen und bekommt den weißen Haken im blauen Kreis. Twitter Blue ist vorerst allerdings weiterhin nur in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland erhältlich. Wann das Angebot auch in Deutschland buchbar ist, ist noch unklar.
Zudem sollen Abonnenten weitere Vorteile genießen, beispielsweise deutlich weniger Werbung, eine Funktion zum Bearbeiten von Tweets nach deren Veröffentlichung sowie die Möglichkeit zum Herunterladen von Videos in besserer Qualität. Diese Features sollen aber erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein.
Das Häkchen, das anzeigt, dass ein Nutzerkonto von Twitter verifiziert worden ist, war bisher kostenlos und wurde etwa an Politiker, Prominente, Journalisten und Organisation vergeben. Künftig soll es - ebenfalls kostenpflichtig - goldene Haken für Unternehmen und graue Haken für Accounts von Regierungen und internationalen Organisationen geben.
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Apple-Nutzer müssen mehr für den blauen Haken zahlen
Apple-Nutzer müssen 11 statt 8 Dollar zahlen. Twitter hat sich nicht direkt dazu geäußert, warum Apple-Nutzer tiefer in die Tasche greifen sollen. Medienberichten zufolge könnte es daran liegen, dass Twitter versucht, im App-Store entstehende Gebühren an die Nutzer abzuwälzen.
Nach dem Kauf von Twitter im Oktober hatte Musk erklärt, die Einnahmequellen des Unternehmens über die Werbung hinaus erweitern und neue kostenpflichtige Angebote entwickeln zu wollen.
Eine im November gestartete Version des kostenpflichtigen Abos Twitter Blue wurde schnell wieder eingestellt, da viele gefälschte Konten auftauchten, deren Nutzer vorgaben, Prominente oder Unternehmen zu sein.
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