Eigentlich war die Partie nach 20 Minuten schon verloren. 0:2 lag die SpVgg Greuther Fürth beim Abstiegskandidaten Wiesbaden schon zurück, als Kapitän Branimir Hrgota seine Mannschaft zusammenrief und sie in einem Spielerkreis energisch einschwor.
Als spielbestimmende Mannschaft hatte sich Fürth selbst in die Bredoullie gebracht. Ein unkonzentrierter Moment im Spielaufbau ließ Wiesbadens Ivan Pratjin unbedrängt den Ball zur Strafraumkante treiben. Von dort aus schloss er präzise ins linke Eck ab (3.). Es war der Auftakt zu einer Partie, die zu einer wilden Achterbahnfahrt ausarten sollte.
Fehlpass von Urbig: Der Fehlstart ist komplett
Wenig später machte Jonas Urbig den Fehlstart komplett. Ein fataler Fehlpass wurde umgehend bestraft: Am eigenen Strafraum übersah der junge Torhüter Nikolas Agrafiotis, der 17 Meter vor dem Tor ruhig blieb und nach einem kurzen Dribbling überlegt ins Eck schoss (18.). 0:2 aus Fürther Sicht. Ruhiger Spielaufbau, Gegenpressing: Bei beiden Gegentoren war die Fürther Spielidee nach hinten losgegangen, obwohl sie das Spiel eigentlich klar dominierten.
Hrgota und Sieb sorgen für die Wende
In diesem Moment, in dem das Team Gefahr lief auseinander zu brechen, versammelte Hrgota den Spielerkreis. Doch damit nicht genug: Der Fürther Kapitän ließ seinen Worten Taten folgen und sorgte selbst kurz darauf für den Anschlusstreffer. Zunächst scheiterte der 31-jährige Routinier nach einer feinen technischen Einlage am stark parierenden Florian Stritzel. Der Ball landete direkt bei Dennis Srbeny, der erneut Hrgota suchte. Der Kapitän schloss technisch unsauber, dafür mit viel Willenskraft ab: Nicht schön, aber effektiv besorgte er das 1:2 (26.).
Fürth war nun am Drücker und ließ sich auch nicht durch ein Abseitstor Wiesbadens aus dem Konzept bringen. Auf den Rängen beschwerten sich die Heimfans noch über die korrekte Schiedsrichterentscheidung, als die Fürther Spieler sich auf der anderen Seite wieder versammelten - diesmal nicht zur Standpauke, sondern um den Ausgleichstreffer zu bejubeln. Wieder lieferte Srbeny mit einem schönen Pass in den Strafraum den Assist für Armindo Sieb, der im Fallen den Ball ins kurze Eck beförderte (36.).
Noch bevor der Pausenpfiff ertönte, war es wieder das Duo Sieb-Srbeny, das die Partie komplett drehte: Srbeny sicherte sich seinen Assist-Hattrick und Sieb vollendete diesmal stolpernd ins lange Eck (43.). Hrgota war in der Jubeltraube immer noch nicht ganz versöhnt und hatte keine lobenden Worte, sondern einen Klaps auf den Hinterkopf für den Torschützen übrig. Der Kapitän schien eine Vorahnung zu haben, dass sich bald der Fehlerteufel wieder einschleichen könnte und sollte Recht behalten: Kurz vor der Pause konnte Simon Asta mit der Brust gerade so den erneuten Ausgleich verhindern.
Elfmeter in Wiesbaden: Hrgota bolzt daneben, Pratjin trifft.
Die Wut im Bauch schien sich der Fürther-Kapitän auch in der zweiten Halbzeit erhalten zu haben. Anders ist es schwer zu erklären, wie weit er den Elfmeter, den die Mittelfranken in der 67. Minute zugesprochen bekamen, am Tor vorbeidrosch. Die gute Chance, für die Vorentscheidung zu sorgen, blieb ungenutzt. Und so kam es, wie es in dieser Partie kommen musste: Nur drei Minuten verschätzte sich Oualid Mhamdi, dem ein harmloser Ball im Strafraum an den Arm sprang. Prtajin machte es besser als Hrgota und stellte auf 3:3 (72.).
Hrgota bleibt der Schlusspunkt vorbehalten
Wiesbaden belohnte sich für eine gute zweite Halbzeit. Das Fürther Fehlerfestival wurde gnadenlos bestraft. Doch das kraftaufwendige Wiesbadener Comeback hatte Spuren hinterlassen. Völlig ausgepumpt versuchten die Hausherren das Unentschieden über die Zeit zu retten. Es wäre ein wichtiger Punkt im Abstiegskampf gewesen. Doch kurz vor dem Schlusspfiff landete ein abgefälschter Schuss irgendwie vor den Füßen von Lukas Petkov, der das 4:3 erzielte. Wiesbaden kämpfte weiter. Doch nach einer Slap-Stick-Einlage von Lemperle, der völlig frei stehend aus drei Metern neben das leere Tor schoss, war es dem Fürther Kapitän gegönnt, den Schlusspunkt zu setzen.
In der letzten Minute bekam er im Strafraum den Ball vor den Fuß und die Möglichkeit noch einmal allen Frust herauszulassen und den Ball in die Maschen zu dreschen. Das 5:3 war gleichzeitig das Ende einer wilden Partie. Fürths Coach Alexander Zorniger dürfte nach diesem Ritt alle Emotionen durchgemacht haben und mit einem schwirrenden Kopf aus dieser Achterbahnfahrt aussteigen. Für seinen Kollegen hatte die Niederlage deutlich größere Konsequenzen: Wenige Stunden nach Abpfiff gab Wiesbaden die Trennung von Trainer Markus Kauczinski bekannt.
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