Franziska Preuß lachte und lachte beim Interview nach ihrem Rennen. Die Oberbayerin hatte auch allen Grund dazu: Beim Einzel über 15 Kilometer lief sie am Donnerstag wieder auf das Podium - in Ruhpolding vor heimischem Publikum, vor ihrer Familie, vor ihren Freunden.
Nach den schweren Tagen von Oberhof sei "ein Felsbrocken runtergefallen", sagte Preuß mit breitem Grinsen ins ARD-Mikrofon: "Man macht sich selber den Druck und will da anknüpfen, wo man vor Weihnachten war." Deshalb sei es "ein sehr schöner Tag, so hab ich mir das gewünscht." Es sei "ein Genuss" gewesen, im Gelben Trikot vor Familie und Freunden im Heimstadion zu laufen: "Das hätte ich mir nie erträumt."
Lebensgefährte Simon Schempp freut sich mit
Ihr Lebensgefährte Simon Schempp, selbst Massenstart-Weltmeister und zweimal mit olympischem Silber dekoriert, freute sich mit ihr. "Sie hat schon tolle Ergebnisse geholt. Aber vor heimischem Publikum ist es noch mal was Besonderes", sagte Schempp.
Zwar musste sich Preuß ihrer Saisonrivalin Lou Jeanmonnot geschlagen geben, doch das Gelbe Trikot behält sie. Der Kampf um den Gesamtweltcup spitzt sich zur Saisonhalbzeit jedoch weiter zu. Das einst fast 200 Zähler große Polster von Preuß auf die Französin beträgt mittlerweile "nur" noch 101 Punkte. "Ich liebe es Jägerin zu sein, ich mag diese Position", sagte Jeanmonnot kampfeslustig in der ARD: "Ich bin hinter Franziska her."
Doch die bleibt noch ganz cool: "Ich will das Gelbe Trikot so lang wie möglich verteidigen", betonte Preuß: "Jedes Rennen in Gelb ist toll." Nach den Rückschlägen von Oberhof mit den Plätzen 28 und 20 wollte sie vor der eigenen Haustür zurückschlagen. "Ich kann das Podium leisten", hatte die Bayerin im Vorfeld betont. Natürlich wolle sie zu Hause "immer besonders gut sein" - und das gelang in beeindruckender Manier.
Preuß irritiert von Stadionsprecher
Vor fast 11.000 Zuschauern holte sie ihr siebtes Treppchen der Saison und ihr insgesamt drittes in Ruhpolding. "Dass es vor Heimpublikum so funktioniert, ist ein toller Tag", freute sich der frühere Massenstart-Weltmeister Schempp. "Für uns als Mannschaft war das ganz wichtig, dass eine nach vorne reingeknallt ist", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling.
Nach vielen schwierigen Jahren läuft es für Franziska Preuß diese Saison wie am Schnürchen. Die gesundheitlichen Probleme scheint sie seit ihrer Nasennebenhöhlen-OP im Griff zu haben. Nur der Trubel in Ruhpolding wäre ihr fast zum Verhängnis geworden:
Preuß setzte nur den ersten ihrer zehn Stehendschüsse daneben. Im Interview sagte sie, der Stadionsprecher habe sie irritiert. Dabei hatte Sportdirektor Bitterling vor dem Rennen wohl noch darum gebeten, dass dieser die deutschen Damen am Schießstand explizit nicht ankündigen soll.
"Und was passiert? Er sagt, Franziska Preuß auf Stand 16, und ich habe es gehört. Dann kam Musik und so fehlte es an Konzentration", berichtete Preuß. Dass sie danach noch zweimal fehlerfrei blieb, "freut mich doll, der letzte Schuss war schon eine Zitterpartie", sagte Preuß, die sich auch auf ihre schnellen Ski verlassen konnte.