Martina Glagow (2002/03), Kati Wilhelm (2005/06), Andrea Henkel (2006/07), Magdalena Neuner (2007/08, 2009/10 und 2011/12), Laura Dahlmeier (2016/17): Die Liste der DSV-Athletinnen, die schon einmal den Gesamtweltcup im Biathlon gewonnen haben, ist nicht lang, dafür sehr klangvoll. Am kommenden Sonntag gegen 14 Uhr könnte die Liste um einen Namen angewachsen sein.
Franziska Preuß: Gelbes Trikot und großer Traum
Für die Ruhpoldingerin Franziska Preuß geht es am Wochenende zu den letzten Weltcup-Rennen des Winters nach Oslo. Mit im Gepäck hat sie dann, wie fast die gesamte Saison, das Gelbe Trikot der Gesamtweltcup-Führenden. Über drei Rennen muss sie das nun gegen die starke Französin Lou Jeanmonnot verteidigen. Ein Sprint, eine Verfolgung und zum Abschluss der Massenstart stehen an.
40 Schüsse, 30 Kilometer und einen unmessbaren Druck muss Preuß an diesem Wochenende überstehen, um ihren "ganz großen Traum", wie sie den Sieg im Gesamtweltcup in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" betitelte, zu erreichen.
Die Herausforderung: Jeanmonnot und die Rechenspiele
Auf ihr Polster von nur 20 Punkten gegenüber Jeanmonnot kann sie sich dabei nicht verlassen, schließlich gibt es für einen Weltcup-Sieg 90 Punkte, für einen zweiten Platz 75 und einen dritten 65. Heißt also, sollte Jeanmonnot den Sprint gewinnen, würde selbst ein dritter Platz von Preuß nicht reichen, um das gelbe Trikot im ersten Rennen zu verteidigen. Das ganze Wochenende wird wohl ein Nerven- und Rechenspiel. Hinzu kommt, dass Jeanmonnot in einer bestechenden Form ist, keines der vergangenen 14 Rennen hat sie außerhalb der Top 10 beendet.
Ungewöhnliche Kraftquelle: Leberkas-Semmel
Preuß kann also jeden Vorteil gebrauchen und setzte unter der Woche auf eine ungewöhnliche, doch urbayerische Kraftquelle: die Leberkas-Semmel. Aus dem heimischen Ruhpolding schickte sie ein Bild der Delikatesse via Instagram auf Weltreise mit dem Kommentar: "Hod heid moi sei miassn", schrieb sie bei Instagram. Mehr "Mia san Mia" geht nicht.
DSV-Sportdirektor glaubt an Preuß
"Noch habe ich den kleinen Vorteil", betonte Preuß: "Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man eh nicht machen." Während Jeanmonnot läuferisch in dieser Saison stärker als die Ruhpoldingerin ist, hat Preuß ihre Vorteile am Schießstand. Am Holmenkollen werden tagsüber Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt und wenig Wind vorhergesagt. Beide Athletinnen können also ihre Stärken voll ausspielen. Es sei "ein hochklassiger Kampf", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling.
Eine schnelle Entscheidung erwartet Bitterling nicht – mit dem besseren Ausgang für Preuß: "Es wird eng bleiben bis zum letzten Wettkampf. Bis die letzte Ziellinie überquert ist, glaube ich ganz fest, dass die Franzi das schafft." Es gehe darum, "den Gesamtweltcup zurück nach Deutschland zu holen". Und auch wenn nicht, zerbrechen würde Preuß an dieser Tatsache nicht.
Mit mentaler Stärke in die Geschichtsbücher?
Schon oft genug hat sie bewiesen, wie stark sie mental ist, wie sie nach Rückschlägen noch stärker zurückkommt. "Wir laufen beide eine super gute Saison, und egal wie es ausgeht, können wir trotzdem stolz darauf sein, was wir geschafft haben", sagte Preuß.
Und doch wäre dieser Gesamtsieg im Weltcup nach all den Verletzungssorgen der vergangenen Jahre eine ganz besondere Sache; eben etwas für die Geschichtsbücher, in die der Name Preuß hinter die Namen Glagow, Wilhelm, Henkel, Neuner und Dahlmeier doch sehr gut passen würde.
Im Video: Das gesamte "Blickpunkt-Sport"-Gespräch mit Franziska Preuß
Franziska Preuß bei Blickpunkt Sport
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