Der Frust war groß bei Franziska Preuß nach dem Rennen. Klar, sie ordnete ihren eigenen Auftritt recht kurz und knapp zwar so ein: "Mein Rennen war schlecht." Aber da war auch der Ärger über die nach Dauerregen durchaus nasse und tiefe Loipe in Oberhof. Für die Umstände ihres 28. Rangs im unangenehmen Schmuddelwetter kritisierte die Oberbayerin den Weltverband IBU ungewohnt scharf.
"Ich muss ehrlicherweise sagen, ich verstehe es nicht von der IBU. Es weiß jedes Kind, es wird immer tiefer, wenn es regnet, und wieso man dann nicht die Startgruppe verschiebt", sagte sie. Grund für ihre Wut ist eine Regeländerung zu Saisonbeginn. Um die Rennen vor allem für die Millionen TV-Zuschauer länger spannend zu halten, dürfen die Besten im Weltcup erst in der dritten Startgruppe auf die Strecke gehen, sie selbst startete mit Nummer 64. Zuvor durften sie immer gleich zu Beginn ran, was bei schlechten Bedingungen wie in Oberhof ein Vorteil ist. "Dann stapfst du da durch diese nasse Pampe und du merkst auch, dass du nicht vom Fleck kommst, obwohl sich die Beine gar nicht so schlecht anfühlen", sagte Preuß.
Preuß schimpft - Weltverband IBU hält dagegen
Als Letzte der Favoritinnen ging sie ins Rennen und hatte große Probleme im durchweichten Geläuf. Sie lag bei der reinen Laufzeit nur aus Rang 17 - absolut untypisch. Ob am Ende das Material vielleicht auch ein Faktor war, blieb offen. "Sie haben gesagt, sie reagieren, wenn es sich anbietet, aber es wird halt wieder gar nicht reagiert", schimpfte Preuß.
Die Wettkampfjury, in der auch zwei Trainer sind, hätte die Regel aufgrund der Bedingungen außer Kraft setzen und zum alten Modus zurückkehren können. "Es gab eine einstimmige Entscheidung. Auch keiner der Trainer hat darauf bestanden, etwas zu ändern, weil man der Meinung war, dass die Strecke hält", teilte der IBU-Kommunikationschef Christian Winkler auf Anfrage der dpa mit.
Überraschungs-Podest Botet, Kirkeeide, Todorowa in Oberhof
So standen in Überraschungssiegerin Paula Botet aus Frankreich, der Zweiten Maren Kirkeeide aus Norwegen und der drittplatzierten Bulgarin Milena Todorowa allesamt Athletinnen mit früheren Startnummern auf dem Podest.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Französinnen Julia Simon und Jeanne Richard sind mit ähnlich späten Startnummern wie Preuß auf Rang elf und zwölf gelaufen. Und: Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich schaffte es mit Startnummer 52 und drei Fehlern gar auf Rang vier. Auch Preuß schoss dreimal daneben.
Auch Sportdirektor Bitterling kritisiert IBU
Das Wetter hatte schon vor dem Rennen für Diskussionen gesorgt - zumindest im deutschen Team. "Ich habe vor dem Wettkampf meine Meinung klar gesagt. Wenn das kein Wetter ist, dass man dreht, dann weiß ich nicht, wann so ein Wetter sein soll", sagte der deutsche Sportdirektor Felix Bitterling in Richtung IBU. Man werde aber die Entscheidung akzeptieren.
Immerhin: Weil ihr Vorsprung so groß ist, behält Preuß das Gelbe Trikot der Führenden im Gesamtweltcup und startet auch am Samstag in der Verfolgung in Gelb. Auf Siegerin Botet hatte Preuß nach drei Strafrunden 2:00,2 Minuten Rückstand.
Die IBU wird die neue Regelung vorerst auch im zweiten Saisondrittel weiterführen. Diese Entscheidung sei nach einer angekündigten Evaluierung nach dem ersten Trimester zwischen Weihnachten und Neujahr gefallen.