Der Tod von Franz Beckenbauer erschüttert die Fußball-Welt. In ganz Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus trauern die Menschen um den "Kaiser", wie er aufgrund seiner majestätischen Art zu spielen genannt wurde. Auch Weggefährten wie Paul Breitner sind in tiefer Trauer, erinnern sich aber gerne an die gemeinsamen Erlebnisse. "Er ist ein wichtiger Teil meines persönlichen Lebens gewesen und ich bin sehr froh, dass ich so einen wunderbaren Menschen so viele Jahre kennen konnte", sagte Breitner im BR Fernsehen.
Breitner: Franz war allen ein Spezl
Breitner lernte Beckenbauer nach 1970 nach der WM in Mexiko kennen. Er habe "ein bisschen Ehrfurcht" vor der ersten Begegnung im Training des FC Bayern gehabt, erinnert sich der heute 72-Jährige in der Abendschau. Doch diese Sorge war unbegründet, denn Beckenbauers Begrüßung fiel herzlich aus. Ganz unkaiserlich, viel mehr menschlich. "Der Franz ist auf mich, auf den Uli, der mit mir zum FC Bayern kam, so zugegangen, wie er auf jeden Menschen zuging. Ganz offen, locker und so, dass er nie das Gefühl vermittelt hat, wer er ist", erinnert sich Breitner in der Abendschau. "Er war der Spezl. Er war der, dem du gerade auf der Straße begegnet bist und der hat dann gesagt: 'Servus, ich bin der Franz'" Beckenbauer habe es "vielen sehr, sehr leicht gemacht, mit ihm zu leben und mit ihm Erfolg zu haben".
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- Ergänzend zur TV-Doku: der vierteilige Podcast "Beckenbauer - Der letzte Kaiser von Deutschland. Erzählt von Sebastian Bezzel
Beckenbauers gute Kinderstube
Die Gründe für die Bodenständigkeit des Weltstars liegen für Breitner in Beckenbauers Kindheit und seiner Erziehung. Franz habe "viel von dem behalten, was er in Giesing, wo er aufgewachsen ist, mitbekommen hat", so der Weltmeister von 1974. "Der Franz wusste immer, woher er kommt." Beckenbauer wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Münchner Arbeiterviertel auf. Der Ausnahmesportler habe "nie Theater gemacht", wollte gerne auch seine Ruhe haben. Dabei sei er aber, wenn es um das Erfüllen einer Aufgabe ging, "hundertprozentig zuverlässig" gewesen, erzählt sein Weggefährte. Von ihm habe Breitner gelernt, "warum ich Fußball spiele". Dabei sei sein Freund in jedes Spiel gegangen und wollte es gewinnen. "Er hat genau gewusst, was er zu tun hat für sich, um zu gewinnen und auch für die Mannschaft."
Breitners letztes Treffen mit Beckenbauer: "Er hat sich gefreut, dass wir da waren"
Wutausbrüche außerhalb des Platzes habe es selten gegeben. Franz habe er nur dann wütend erlebt, "wenn er gesehen hat, dass zum Beispiel ein Ordner einem Kind den Weg versperrt hat, das von ihm Autogramm oder ein Foto wollte. Da ist er durchgedreht". Ansonsten sei die Fußball-Legende "immer höflich, immer nett, immer positiv" gewesen. Das blieb er auch bis zuletzt.
Zum letzten Mal sah Breitner seinen Freund im November 2022. Damals besuchte er zusammen mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern in seinem Haus in Salzburg. "Das war ein lustiges Mittagessen. Er war gut drauf. Zwar schwach, aber es hat ihn anscheinend so gefreut, dass wir da waren."
Im Video: Franz "Bulle" Roth trauert um Franz Beckenbauer
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