Christoph Freund und Vincent Kompany
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Freund-Wutrede um Davies: "Fahrlässig und nicht professionell"

Freund-Wutrede um Davies: "Fahrlässig und nicht professionell"

Nach der Kreuzband-Verletzung von Alphonso Davies zeigt sich FC Bayerns Sportdirektor Christoph Freund ungewohnt emotional. Er kritisiert den kanadischen Verband scharf und fordert eine Reform des Fußballkalenders.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Christoph Freund kam geladen auf die Pressekonferenz des FC Bayern München, das sah man ihm direkt an. Der 47-jährige Österreicher ist seit anderthalb Jahren an der Säbener Straße zu Hause und tritt meist mit einem breiten Lächeln in der Öffentlichkeit auf. Konfrontative Worte vor laufenden Kameras meidet der Sportdirektor gerne, anders als andere Führungskräfte im Verein wie Max Eberl, Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge.

Freund: Verhalten des kanadischen Verbandes: "fahrlässig und unprofessionell"

Es war also durchaus ungewohnt, als Freunds Blick sich verdunkelte, als die Sprache auf die schwere Kreuzbandverletzung von Alphonso Davies kam und die rechtlichen Schritte, die der FC Bayern derzeit prüft. Freund atmete einmal tief durch, bevor er loslegte: "Es ist einfach richtig bitter. Für uns ist es einfach nicht korrekt, wie das abgelaufen ist", beginnt Freund seinen Monolog. "Phonzy hat über Müdigkeit geklagt. Es war aber grenzwertig. Ich glaube, es wurde auch ausgemacht, dass er nicht spielt. Klar, kann man sagen, er muss grünes Licht geben, aber er ist der Kapitän der Mannschaft, er ist ein junger Bursche, der seinem Land helfen will. Und dann gibt es diese Verletzung nach zwölf Minuten", sagt Freund.

Besonders das Verhalten des kanadischen Verbandes, nachdem die Verletzung passiert ist, kritisierte Freund mit drastischen Worten. Man sei beim FC Bayern davon ausgegangen, dass es sich um eine leichte Blessur handele, da Davies anschließen zwölf Stunden lang im Flugzeug nach Deutschland gesessen sei. Erst im München kam man zu der Diagnose Kreuzbandriss. Dieses Vorgehen bezeichnete Freund als "fahrlässig und unprofessionell." "Das geht nicht", befindet Freund.

Freund: "Wir sind der Arbeitgeber. Wir zahlen die Spieler"

Der Sportdirektor erinnert daran, dass dem FC Bayern regelmäßig vorgeworfen werde, dass der FC Bayern seine Spieler nicht für die Nationalmannschaft abstellen würde und auf die Fitness der Spieler nicht achtgeben würde. Unlängst hatte der südkoreanische Trainer wegen der Achillessehnenverletzung von Minjae Kim, wegen der er unter anderem bei der Nationalmannschaft ausfiel, scharf kritisiert.

Eine Kritik, die Freund absurd findet: "Die Gesundheit der Spieler ist das allerwichtigste. Wir machen da sehr, sehr viel. Überlegen, wie wir die Regenerationszeiten nutzen können, wie wir reisen, was wir in allen Details bestmöglich machen können und dann passiert sowas. Und dann wird dem Verein noch vorgeworfen, wir würden Spielern verbieten, irgendwo hinzugehen. Wir ermöglichen fast alles", erklärte Freund und fügte an: "Wir sind übrigens auch der Arbeitgeber. Wir bezahlen die Spieler übrigens auch. Es kann immer etwas passieren, Fußball ist Fußball. Wir alle wissen, dass die Jungs an der Belastungsgrenze sind, aber dann gilt es natürlich, alles auszuloten. Wir werden dem nachgehen."

Upamecano-Verletzung: "Da kannst die Uhr nach stellen"

Generell möchte Freund, dass der Terminkalender und die Nationalmannschaftsreisen reformiert werden. "Ich finde es grundsätzlich grenzwertig, diese Fifa-Abstellperioden. Wir wissen, die Topjungs spielen auch Champions League, nicht nur bei Bayern München. Dann haben sie Abstellperiode, spielen Donnerstag und Sonntag, spielen zwei richtig toughe Spiele, haben dazwischen zwei Tage", sagte Freund.

Mit Blick auf die Verletzung von Dayot Upamecano, der ebenfalls mehrere Monate fehlen wird: "Frankreich gegen Kroatien spielen 120 Minuten, 130 Minuten mit Nachspielzeit", sagte Freund und kommt zu dem Schluss, dass Verletzungen so vorprogrammiert sind: "Da kann man die Uhr danach stellen", so Freund. "Da muss man sich grundsätzlich etwas überlegen. Es geht um die Gesundheit der Spieler. Sonst verliert der internationale Topfußball seine besten Spieler. Die Fans gehen ins Stadion, um die besten Spieler zu sehen und das müssen wir gewährleisten."

"Wenn man nur noch Daumen drücken und beten muss: 'Bitte, bitte kommt heil raus aus dem Spiel', dann stimmt was nicht." Christoph Freund, Sportdirektor des FC Bayern

Kompany appelliert an "gesunden Menschenverstand"

Unterstützung bekommt Freund von Vincent Kompany. Der Trainer des FC Bayern erinnert an seine Vergangenheit als Spieler, wo er als Teil der Spielergewerkschaft, das Thema der hohen Belastungen bereits angesprochen hatte. Nun ist er als Trainer für die Spieler verantwortlich. "Es geht einfach um gesunden Menschenverstand", sagte Kompany: "Wir beobachten alles bei unseren Spielern. Die Ernährung, wie viel Zeit er auf dem Fußballplatz verbringt, wie viele er Schüsse er noch nach dem Training abgibt - und dann gehen 20 Spieler plötzlich weg. Haben 20 unterschiedliche Belastungen, 20 unterschiedliche Ideen, 20 unterschiedliche Spielpläne. Dann geht einer nach Japan, nach Südkorea nach Australien", erklärte Kompany.

Der Trainer des FC Bayern kommt zu dem Schluss: "Dann sagt der gesunde Menschenverstand, dass man nicht unbedingt die Spiele reduziert, sondern sie einfach verlegt. Das ergibt alles keinen Sinn mehr. Vielleicht sollte man die Spiele zusammenpacken und weniger reisen. Um vermeidbare Verletzungen zu vermeiden."

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