Als es darauf ankam, war der FC Bayern München mal wieder da. Und wie. Der 4:0-Sieg bei Borussia Dortmund war hochverdient und straft all jene Lügen, die nach dem Pokal-Aus am Mittwoch bei Drittligist 1. FC Saarbrücken eine Krise herbeireden wollten. Trainer Thomas Tuchel reagierte deshalb bei "Sky" extrem dünnhäutig auf die Fragen und flüchtete sich angesichts der jüngsten Kommentare einiger TV-Experten in Ironie: "Heute haben wir 4:0 gewonnen. Da müsst ihr jetzt eine 180-Grad-Wende machen."
Tuchel: "Es kommt auf die Reaktion an - die haben wir gezeigt"
Aber warum so nachtragend, Herr Tuchel? Der 50-Jährige hatte nach dem Galaauftritt seines Teams allen Grund, gut gelaunt zu sein und souverän mit der jüngsten Kritik umzugehen. Das deutete er dann immerhin auch an: Er sei "superzufrieden" mit seiner Mannschaft, "wir waren sehr konzentriert und fokussiert, sehr effektiv, haben viele Torchancen herausgespielt und verdient gewonnen".
Die Niederlage im DFB-Pokal, die "in 50 Spielen einmal so passiert", habe geschmerzt und werde bei jeder Pokalauslosung auch weiterhin schmerzen. Aber, so Tuchel: "Es kommt auf die Reaktion an. Die haben wir gezeigt."
Terzic staunt: "FC Bayern in allen Bereichen überlegen"
Wohl wahr. Vom Anpfiff weg strahlten die Münchner volle Überzeugung aus und entwickelten sofort eine Wucht, die der BVB - obwohl bis dahin seit 17 Pflichtspielen ungeschlagen und klar auf dem Weg, stabiler zu werden - einfach nicht matchen konnte. Während Dortmund sich das Leben unerklärlicherweise mit einfachen Fehlern selbst schwer machte, waren die Bayern präsenter, gedankenschneller, aggressiver. BVB-Trainer Edin Terzic sah den FCB "in allen Bereichen überlegen". "Wie sie den Ball beschützt haben, wie wach und aggressiv sie waren", staunte er.
Tuchel dagegen staunte nicht. Er sah sich nur bestätigt. Immer hat er an die Qualität seiner Spieler geglaubt, und die haben nun zurückgezahlt.
Dreifachtorschütze Harry Kane mit Rekordbilanz
Da ist Harry Kane, der seine Saisontore 13, 14 und 15 machte und nun die Torjägerliste mit mehr Treffern nach zehn Spieltagen anführt, als das je einem Spieler in 60 Jahren Bundesliga gelungen ist. "Die Erfahrung, die ganzen Abläufe, die er erlebt hat, hat er nicht in England gelassen. Das zeigt er mit Bravour Woche für Woche", schwärmte Kapitän Manuel Neuer.
Und der war selbst ein Fels in der Brandung. Zwar bekam er nicht wirklich viel zu tun, war aber zur Stelle, wenn es brannte - etwa bei Marco Reus' Großchance, die er mit tollem Reflex vereitelte.
Upamecano überrascht - Kobel konsterniert
Und dann waren da zwei Spieler, die notgedrungen in die Startelf gerückt waren, weil sie erstens noch Rekonvaleszenten sind und nur aufgrund der personellen Notlage in der Bayern-Defensive aushelfen mussten: Dayot Upamecano und Leon Goretzka. Upamecano eröffnete mit seinem Kopfball zum 1:0 sogar den Torreigen und spielte hinten sicher. Goretzka zeigte, was ihn in seinen besten Tagen immer ausgezeichnet hat: defensive Stabilität und Zug nach vorne.
Am Ende gab es keinen Ausfall bei den Bayern. Alle waren gereizt, gab Leon Goretzka zu und wandelten den Pokalfrust in positive Energie und spielerische Dominanz um. Ein sichtlich konsternierter Gregor Kobel fasste die 90 Minuten so zusammen: "Ich hatte das Gefühl, dass die Bayern aggressiver waren, gefährlicher. Da müssen wir einfach als Mannschaft von Anfang an besser dagegenhalten." Sein Fazit: "Das bessere Team hat gewonnen, ganz klar."
Tuchel legt nach: Grüße an die TV-Experten
Besser lassen sich die 90 Minuten nicht zusammenfassen. Nur Thomas Tuchel war auch lange nach der Partie nicht zu beruhigen. In der Pressekonferenz ging er noch einmal süffisant auf die Kommentare bestimmter Experten ein: "Für eine Mannschaft ohne Weiterentwicklung und mit einem schlechten Innenverhältnis zwischen Spielern und Trainer sah das ganz okay aus heute."
Auch dieses Statement gehörte an diesem denkwürdigen Abend in Dortmund zur Machtdemonstration des FC Bayern.
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