Privates gibt Toni Söderholm nur selten preis. Er ist 45, verheiratet, hat Kinder, fährt gerne Rad und mag Fußball – auch, weil sein Vater in Finnland Attaché war und da ab und an Franz Beckenbauer beim Scouting begleitete. Söderholm hat sogar ein gemeinsames Foto von sich als etwa Zehnjährigem mit dem "Kaiser". Dass er wie Beckenbauer mal Bundestrainer werden und in München Spuren hinterlassen würde, das hätte Söderholm, der sein perfektes Deutsch in der Schule gelernt hat, nicht geglaubt.
- Teamcheck EHC München: Titelverteidiger mit hohen Ansprüchen
Don Jackson hat Söderholm viel mitgegeben
"Ich bin auf ein kleines Abenteuer gegangen, habe mich wohlgefühlt und dann ist eins zum anderen gekommen", sagt er. Und das vor allem wegen Don Jackson: "Don Jackson hat mir gezeigt, wie neugierig man auch auch als älterer Gentleman noch auf Eishockey sein kann, wie detailliert man da auch arbeiten muss."
Als er nach der Meisterschaft mit München 2016 die Schlittschuhe an den Nagel hängt, bimmelt das Handy. Jackson fragt, ob Söderholm sich vorstellen könnte, im Münchner Trainerstab mitzuwirken. Eine Erlösung für den Vizeweltmeister von 2007, denn es war "die erste Lücke, die ich emotional ausfüllen musste nach dem Karriereende als Profi: Du kriegst vermutlich nicht mehr die Möglichkeit ein Held zu sein. Als Spieler hast Du dazu jeden Tag die Möglichkeit. Als Trainer versuche ich das jetzt über die Spieler mitzuerleben."
Moderner Coach: Viele Freiheiten, wenig "Geschwafel"
Später, als Cheftrainer beim Partnerclub SC Riessersee, arbeitet er so erfolgreich, dass er völlig überraschend Bundestrainer wird. Franz Reindl, der ehemalige DEB-Präsident sagt wieso: "Der denkt immer noch, wie ein Spieler denkt. Und deswegen kommt er auch bei den Spielern gut an."
Das bestätigt auch Nationalverteidiger Dominik Bittner. Großes Geschwafel ist nicht Söderholms Ding: "Toni verlangt von uns Spielern viel, er gibt uns aber auch viele Freiheiten. Es gibt ein System, an das wir uns halten sollen. Und von Tag eins an wird an diesem System gefeilt."
Kontakt zu Söderholm nie abgerissen
Dieses System ist das Münchner System, das er aus dem Eff-eff kennt. Als Spieler und jetzt als Trainer – und das, so Sportboss Christian Winkler, machte den baumlangen Finnen mit der charakteristischen Glatze zum Wunschkandidaten: "Es war ja klar, dass der Don irgendwann von der Kommandobrücke steigen wird. Da hat man dann immer seine Verdächtigen im Blick. Der Toni war unser absoluter Wunschkandidat, weil er eben die DNA von uns schon in sich trägt - als Spieler und Trainer. Ich glaube, dass das sehr gut passt und wir die nächsten Jahre mit ihm sehr gut aufgestellt sind."
Der Kontakt ist nie abgerissen, auch als Söderholm Bundestrainer war und für ein paar Monate in Bern. Vor allem mit Don Jackson war er sehr eng. Dass der mit acht DEL-Titeln große Fußspuren hinterlässt, ist dem Ex-Verteidiger klar: "Man verspürt schon eine gewisse Ehre und Dankbarkeit, dass man den Verein von Don übernehmen darf."
Mission Titelverteidigung: Mit Spaß ans Ziel
Wie Söderholm: Starallüren sind ihm ein Gräuel, was zählt ist die Mannschaft. Und die soll auch heuer viel Erfolg haben: "Ich habe den Jungs gesagt: Wir haben Spaß bei dem, was wir tun, bringen unsere beste Leistung und kommen dann zum Ziel." Das ist klar formuliert und heißt: Titelverteidigung.