Es wurde auffällig viel geflachst zwischen Oliver Baumann und Alexander Nübel nach dem Abpfiff in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart am Sonntagabend. Hoffenheims Baumann, tragischer Held beim 1:1-Unentschieden, hatte in der 99. Spielminute den Elfmeter des Ex-Augsburgers Ermedin Demirovic abgewehrt, allerdings genau vor die Füße von Demirovic, der im Nachschuss zum 1:1-Endstand einschob.
Direkt nach dem Schlusspfiff suchte VfB-Schlussmann Nübel, der das Drama vom anderen Ende des Spielfelds verfolgt hatte, das Gespräch, denn es gab viel zu besprechen: Das zurückliegende Spiel, der Elfmeter – und wohl auch, wer nun den freien Platz im deutschen Nationaltor einnehmen darf.
Nübel oder Baumann: Wer beginnt für ter Stegen?
Am Freitag (20.45 Uhr, live in der BR24Sport-Radioreportage) tritt das DFB-Team im bosnischen Zenica an - ohne ihre neue Nummer eins Marc-André ter Stegen. Und die Frage lautet: Wer wird das Tor hüten? Baumann oder Nübel? Erfahrung oder Zukunft? Es wird offenbar ein enges Rennen zwischen den beiden Schlussmännern. "Wir kennen uns", sagte Nübel am Sonntag über Kollege und Kontrahent Baumann: "Ich freue mich auf den Lehrgang, es wird wieder cool."
Wahrscheinlich werden Baumann und Nübel jeweils ein Spiel bekommen. In der Nations League warten am Freitag Bosnien-Herzegowina, am Montag folgt der Klassiker gegen die Niederlande in München. Ausgerechnet München! Beim letzten Spiel in der Münchener Arena fertigte die DFB-Elf Schottland mit 5:1 ab. Baumann saß auf der Bank. Nübel war Tage zuvor aus dem endgültigen EM-Kader aussortiert worden. Dabei sollte er doch genau hier, in München, zur neuen Nummer eins des FC Bayern und später dann auch im DFB-Team aufgebaut werden.
Nübel beim FCB: Aus Versprechen wird Versprecher
Bei seinem Wechsel im Jahr 2020 wurde Nübel von Hasan Salihamidzic ein "großes Versprechen in der Zukunft" gegeben – nämlich der Platz als Nummer eins beim FC Bayern. Doch passiert ist das nicht. Welttorhüter Manuel Neuer weigert sich beständig, an ein Karriereende in München zu denken.
So führte Nübels Weg bekanntlich zur AS Monaco, wo Nübel reichlich Spielzeit auch auf internationalem Niveau sammelte. Doch trotz gewachsenem Selbstvertrauen war an eine Rückkehr nach München und einem Zweikampf mit Neuer nicht zu denken.
Stuttgart als Wachstumsbeschleuniger
Stattdessen wurde Nübel nach Stuttgart ausgeliehen. Die externe Weiterentwicklung bei Schwaben fernab des bayerischen Trubels tat Nübel erneut gut. Sein Torwartspiel verbesserte er in fast allen Belangen, dazu agiert er auf dem Platz reif und weitgehend fehlerfrei. Im April dieses Jahres folgte die Vertragsverlängerung beim FCB bis 2029.
Denn Nübel traut sich weiterhin zu, die Nummer eins beim FC Bayern München werden – und damit auch zwangsläufig in der Nationalmannschaft. Nach dem DFB-Rücktritt Neuers und der schweren Verletzung von Marc-André ter Stegen könnte es nun genau andersherum laufen. Nach Jahren des Zweifelns wäre es ein großer Fingerzeig an die Verantwortlichen des FC Bayern.
Ter-Stegen-Vertretung: Baumann wohl vor Nübel
Laut Sportbild-Bericht hat Baumann allerdings derzeit die Nase vor Nübel, wenn es nach DFB-Torwarttrainer Andreas Kronenberg geht. Nagelsmann hat Baumann einen Einsatz in einem der beiden kommenden Länderspiele versprochen.
Ein Einsatzversprechen in Richtung für Alexander Nübel gab es bislang nicht. Vielleicht auch, weil Nübel damit in München schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht aber auch, weil Nübel sich seinen Platz im Nationalteam erst noch verdienen muss. Aus dem "Versprechen in die Zukunft" ist mittlerweile ein stabiler Torhüter in der Gegenwart geworden, der vor einer Woche seinen 28. Geburtstag gefeiert hat.
Urbig, Heide und Co. drängen von hinten
Im Worst-Case-Szenario könnte Nübel nach der WM 2026 von einem der vielversprechenden jungen deutschen Torwart-Talente überholt werden. Nach zwei starken Saison bei Jahn Regensburg und Greuther Fürth klopft U21-Nationalkeeper Jonas Urbig (21) ebenso wie Freiburgs Noah Atubolu (22) oben an. Und in München wachsen mit Hachings Konstantin Heide und Bayerns Eigengewächs Max Schmitt (beide 18) bereits die nächsten Hochveranlagten nach.
Die Konkurrenz dürfte also nicht kleiner werden. Das wiederum, kennt Nübel bereits vom FC Bayern, genauso wie die Tatsache, dass Torhüter wie Manuel Neuer auch mit 38 Jahren noch internationale Top-Leistungen bringen können. Apropos Neuer: Dessen Vertrag läuft im Sommer 2025 aus, Verlängerung nicht ausgeschlossen.
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