Alexander Nübel (l.) im Gespräch mit Oliver Baumann
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Alexander Nübel (l.) im Gespräch mit Oliver Baumann

Videobeitrag
> Sport >

Für immer ein Versprechen? Nübels Kampf um Neuer-Nachfolge

Für immer ein Versprechen? Nübels Kampf um Neuer-Nachfolge

Seit nunmehr vier Jahren wartet Alexander Nübel auf das Ende von Manuel Neuer beim FC Bayern. Nun hat Neuer zumindest in der Nationalmannschaft Platz gemacht. Doch die Wartezeit für Nübel muss deshalb nicht unbedingt enden.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Es wurde auffällig viel geflachst zwischen Oliver Baumann und Alexander Nübel nach dem Abpfiff in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart am Sonntagabend. Hoffenheims Baumann, tragischer Held beim 1:1-Unentschieden, hatte in der 99. Spielminute den Elfmeter des Ex-Augsburgers Ermedin Demirovic abgewehrt, allerdings genau vor die Füße von Demirovic, der im Nachschuss zum 1:1-Endstand einschob. Direkt nach dem Schlusspfiff suchte VfB-Schlussmann Nübel, der das Drama vom anderen Ende des Spielfelds verfolgt hatte, das Gespräch, denn es gab viel zu besprechen: Das zurückliegende Spiel, der Elfmeter – und wohl auch, wer nun den freien Platz im deutschen Nationaltor einnehmen darf.

Nübel oder Baumann: Wer beginnt für ter Stegen?

Am Freitag (20.45 Uhr, live in der BR24Sport-Radioreportage) tritt das DFB-Team im bosnischen Zenica an - ohne ihre neue Nummer eins Marc-André ter Stegen. Und die Frage lautet: Wer wird das Tor hüten? Baumann oder Nübel? Erfahrung oder Zukunft? Es wird offenbar ein enges Rennen zwischen den beiden Schlussmännern. Der dritte Nominierte, Janis Blaswich von RB Salzburg, hatte zuletzt mehrmals gepatzt und dürfte somit nach der "Momentum"-Methode von Bundestrainer Julian Nagelsmann keine Rolle spielen. "Wir kennen uns", sagte Nübel am Sonntag über Kollege und Kontrahent Baumann: "Ich freue mich auf den Lehrgang, es wird wieder cool."

Die wahrscheinlichste Variante wird sein, dass sowohl Baumann als auch Nübel jeweils ein Spiel bekommen werden. In der Nations League warten am Freitag Bosnien-Herzegowina, am Montag folgt der Klassiker gegen die Niederlande in München. Ausgerechnet München! Beim letzten Spiel in der Münchener Arena fertigte die DFB-Elf Schottland mit 5:1 ab. Baumann saß als Nummer drei auf der Bank. Nübel, wenige Tage vorher aussortiert, musste von der Couch aus zuschauen. Dabei sollte er doch genau hier, in München, zur neuen Nummer eins des FC Bayern und später dann auch im DFB-Team aufgebaut werden.

Nübel beim FCB: Aus Versprechen wird Versprecher

Bei seinem Wechsel im Jahr 2020 wurde Nübel von Hasan Salihamidzic ein "großes Versprechen in der Zukunft" gegeben – nämlich der Platz als Nummer eins beim FC Bayern. So wurde Nübel mit damals 23 Jahren, ob gewollt oder nicht, zum personifizierten "Versprechen in die Zukunft". Doch passiert ist seitdem wenig. Auch weil sich Welttorhüter Manuel Neuer beständig weigert, Spielzeit abzugeben oder an ein Karriereende in München zu denken. Versprechen hin oder her.

Nach nur vier Spielen in eineinhalb Jahren folgte die fast zwangsläufige Leihe zur AS Monaco, wo Nübel unter Ex-Bayern-Coach Niko Kovac reichlich Spielzeit auch auf internationalem Niveau sammelte. Doch trotz gewachsenem Selbstvertrauen war an eine Rückkehr nach München und einem Zweikampf mit Neuer nicht zu denken.

Stuttgart als Wachstumsbeschleuniger

Stattdessen schoben die Bayern-Verantwortlichen die endgültige Entscheidung ein weiteres Mal auf und Nübel wurde nach Stuttgart ausgeliehen. Die externe Weiterentwicklung bei Schwaben fernab des bayerischen Trubels tat Nübel erneut sehr gut. Sein Torwartspiel verbesserte er in fast allen Belangen, dazu agiert er auf dem Platz reif und weitgehend fehlerfrei. Auch mit öffentlichen Aussagen hält er sich weitgehend zurück. Im April dieses Jahres folgte die Vertragsverlängerung beim FCB bis 2029.

Denn eins ist klar, Nübel traut sich weiterhin zu, die Nummer eins beim FC Bayern München werden – und damit auch zwangsläufig in der Nationalmannschaft. Nach dem DFB-Rücktritt Neuers und der schweren Verletzung von Marc-André ter Stegen könnte es nun genau andersherum laufen. Nach Jahren des Zweifelns an seiner Qualität wäre es ein großer Fingerzeig an die Nübel-Kritiker und der Verantwortlichen des FC Bayern.

Ter-Stegen-Vertretung: Baumann wohl vor Nübel

Doch sonderlich realistisch ist das Szenario offenbar nicht. Nübel oder Baumann stehen ganz klar hinter ter Stegen in der Rangfolge. Die WM 2026 soll mit dann 34 Jahren ter Stegens großes Turnier werden. Und danach? Sollte der Barca-Keeper aufhören, wäre dann eigentlich der dann 36 Jahre alte Baumann an der Reihe.

Laut Sportbild-Bericht hat Baumann derzeit die Nase vor Nübel, wenn es nach DFB-Torwarttrainer Andreas Kronenberg geht. Auch Nagelsmann hat Baumann einen Einsatz in einem der beiden kommenden Länderspiele versprochen. Der Hoffenheimer ist seit der Saison 2010/11 die Konstanz in Person und kommt auf satte 465 Bundesliga-Spiele.

Ein Einsatzversprechen in Richtung für Alexander Nübel gab es bislang nicht. Vielleicht auch, weil Nübel damit in München schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht aber auch, weil Nübel sich seinen Platz im Nationalteam erst noch verdienen muss. Aus dem "Versprechen in die Zukunft" ist mittlerweile ein stabiler Torhüter in der Gegenwart geworden, der vor einer Woche seine 28. Geburtstag gefeiert hat.

Urbig, Heide und Co. drängen von hinten

Im Worst-Case-Szenario könnte Nübel nach der WM 2026 von einem der vielversprechenden jungen deutschen Torwart-Talente überholt werden. Nach zwei starken Saison bei Jahn Regensburg und Greuther Fürth klopft U21-Nationalkeeper Jonas Urbig (21) ebenso wie Freiburgs Noah Atubolu (22) oben an. Und in München – da, wo Nübel die Zukunft gehören sollte – wachsen mit Hachings Konstantin Heide und Bayerns Eigengewächs Max Schmitt (beide 18) bereits die nächsten Hochveranlagten nach.

Die Konkurrenz dürfte also nicht kleiner werden. Das wiederum, kennt Nübel bereits vom FC Bayern, genauso wie die Tatsache, dass Torhüter wie Manuel Neuer auch mit 38 Jahren noch internationale Top-Leistungen bringen können. Apropos Neuer: Dessen Vertrag läuft im Sommer 2025 aus, Verlängerung nicht ausgeschlossen.

Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.