24 von 36 Profi-Clubs stimmten im Dezember 2023 für den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga. Seither protestieren die Fans. Die Verantwortlichen der DFL wollten bislang nicht reden, doch die anhaltenden Fanproteste zeigen jetzt wohl doch Wirkung.
Zorniger: DFL muss endlich Farbe bekennen
Die Spielunterbrechungen in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga mit Tennisbällen und diversen Wurfgeschossen, in Freiburg kamen sogar kleine ferngesteuerte Flugzeuge zum Einsatz, werden immer heftiger. Bisher wirkten Spieler und Trainer größtenteils wohlwollend gegenüber den protestierenden Fans, doch langsam scheint die Stimmung zu kippen.
Das Duell Greuther Fürth gegen Hannover 96 stand laut Schiedsrichter Patrick Ittrich "sehr nah" am Abbruch. Kleeblatt-Trainer Alexander Zorniger fand danach klare Worte: "Einmal das Spiel zu unterbrechen, alles okay. Wenn du es zwei, drei oder viermal machst, dann ist es unverantwortlich", so der 56-Jährige. Der auch vor gesundheitlichen Folgen für die Spieler warnte: "Keiner kann genau sagen: Wie sieht es eigentlich mit der Verletzungsanfälligkeit aus? Das geht nicht." Deshalb müsse die DFL "jetzt endlich einmal Farbe bekennen".
Aufruf zum Dialog
Auch Peter Jost, 1. Vorsitzender der Fan-Organisation UNSERE KURVE fordert die DFL zum Dialog auf. "Die Proteste haben ja erst richtig angefangen als klar wurde, die DFL will nicht reden", so Jost. Für den Fan-Vertreter hat vor allem die Abstimmung von Hannovers Investor und Geschäftsführer Martin Kind einen faden Beigeschmack. "Die 12 Vereine die dagegen waren oder sich enthalten haben, die kennen wir. Und es gibt Hannover 96. Dem Verein war, wie sich jetzt herausstellt, schon vorher klar, dass das passieren könnte, das Herr Kind eben entgegen der Weisung stimmt". Allerdings fehlen Beweise gegen Kind, da die Abstimmung geheim war. "Ich mache meine Wahl nicht öffentlich. Das lehne ich vollumfänglich ab, weil die Spielregel eine geheime Abstimmung war. Daran halte ich mich", sagte der 79-Jährige gegenüber dem NDR.
Mitglieder können Antrag auf Neuabstimmung stellen
Für den Münchner Sportrechtsexperten Professor Christian Quirling hätte es bei genauer Betrachtung dieses Falls durchaus die Möglichkeit zum Einspruch gegen den Investoren-Einstiegs gegeben. "Das Einzige wäre, dass man ein Gebot fairer Versammlungsleitung rügt und eben sagt, die Versammlungsleitung hätte wegen 50+1 und Kenntnis dieser Weisung gar nicht diese Abstimmung hätte durchführen dürfen". Das hätte allerdings innerhalb von vier Wochen passieren müssen. Dennoch sieht der Anwalt die Chance für eine Neuabstimmung. "Das DFL-Präsidium könnte einen solche Neuabstimmung auf die Tagesordnung bringen. Oder zehn der 36 Mitglieder können einen solchen Antrag stellen".
Der Druck auf die DFL wächst. Klubs wie Stuttgart oder Köln plädierten bereits für eine Neuabstimmung. Auch die Anhänger des 1. FC Nürnberg fordern in einem offenen Brief eine Wiederholung der Abstimmung - mit vorheriger Befragung der Mitglieder und Offenlegung des abzusteckenden Rahmens für mögliche Verhandlungen mit der DFL.
Mit dem US-Finanzunternehmen Blackstone ist schon einer von zwei potenziellen Investoren ausgestiegen. "Die werden alle abspringen", sagte Kind in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Interview im "Sportclub" des NDR.
Präsidium will sich beraten
Durch den heftigen Gegenwind kommt jetzt wohl tatsächlich Bewegung in die heftig diskutierte Angelegenheit. Das DFL-Präsidium will sich in dieser Woche nochmal eingehend mit dem laufenden Investorenprozess beschäftigen.
Der 1. FC Köln hatte in einem Schreiben an die DFL eine Neuabstimmung über den Einstieg eines strategischen Partners vorgeschlagen. "Auf keinen Fall sollten die derzeitigen Fanproteste längerfristig andauern oder sogar zunehmen", zitierte die "Frankfurter Rundschau" am Montag aus dem Brief. Mit einer neuerlichen Debatte aller Clubs mit den eigenen Mitgliedern und Fans sowie einer Neuabstimmung würde "der deutsche Profifußball über diesen Schulterschluss mit seiner Basis Respekt und Größe" dokumentieren.
Noch liegt kein offizieller Antrag vor
Nach Informationen der Zeitung sei DFL-Präsidiumssprecher und Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke dazu bereit, dem Kölner Begehren zu folgen. Ein offizieller Antrag, das DFL-Präsidium von dem auf der Mitgliederversammlung am 11. Dezember mit der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit erteilten Abschlussermessen zu entbinden, lag der DFL am Montagvormittag nach eigenen Angaben allerdings noch nicht vor.