Am 28. August 2004 begann die Bundesliga-Karriere von Felix Brych. Zum ersten Mal leitete der Münchner damals das Bundesliga-Spiel zwischen Hertha BSC und dem 1. FSV Mainz 05. Es war der Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere.
"Ich habe sehr positive Erinnerungen an mein erstes Spiel, denn es war immer mein Ziel, die Bundesliga zu erreichen. Ich war sehr stolz, dieses Zwischenziel erreicht zu haben", sagte der 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Es war der wirkliche Schritt in den Profifußball."
Rekord geht von Ergolding nach München
Brych stellt bei seinem nächsten Einsatz, vermutlich an diesem Wochenende, mit seinem 344. Spiel die Bundesliga-Bestmarke von Wolfgang Stark ein. Hin und wieder hat Brych Kontakt zum Niederbayern, der im Mai 2017 sein 344. und letztes Spiel leitete. "Ich war ja früher Assistent in seinem Team. In dem Zusammenhang muss man auch seinen Namen erwähnen, er hat ebenfalls viel geleistet", sagte Brych. "Am Ende werde ich ein paar Spiele mehr haben als er, aber die Leistung ist ähnlich zu bewerten."
"Der Rekord hat für mich eine große Bedeutung. Wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, bin ich am allermeisten stolz über diese Langlebigkeit." Felix Brych
"Fand Halbfinalspiele immer cooler"
Bei zwei Welt- und Europameisterschaften war Brych im Einsatz, dazu leitete er das Champions-League-Finale 2017 und zwei DFB-Pokalendspiele. International hätten es wohl mehr Spiele werden können: Der 48-Jährige lebt in München, das hat ihm das eine oder andere große europäische Spiel gekostet. "Natürlich war das ein kleines Handicap, weil der FC Bayern immer weit gekommen ist. Aber ich bin trotzdem sehr glücklich, hier leben zu dürfen", verriet Brych in einem Gespräch in "Eins zu Eins der Talk".
Trotzdem hat er viele große Spiele gepfiffen. Allerdings: "Ich fand Halbfinalspiele immer cooler als Endspiele", sagt er. "Das sind die robusten, die giftigen Spiele, da gibt's auf die Socken. Auch die Zuschauer sind in einem Halbfinale frenetischer." Aus Altersgründen beendete der promovierte Jurist 2021 seine international Karriere.
Schiedsrichter ist "ein brutaler Job"
Im Laufe der fast zwei Jahrzehnte veränderten sich der Fußball, die Hilfsmittel mit der "größten Zäsur" durch den Videoassistenten oder Regelauslegungen. In der Sendung "Blickpunkt Sport" warb er für Akzeptanz des VAR. "In anderen Sportarten sei der Videobeweis "ganz anders akzeptiert als bei uns im Fußball", so Brych.
In der BR-Sendung sprach er auch darüber, wie sich der Job des Unparteiischen in den letzten Jahren verändert hat: "Es ist ein brutaler Job, unglaublich viele Faktoren spielen eine Rolle", beschreibt er die Tätigkeit des Bundesliga-Referees. Das Spiel sei "immer schneller geworden", liefert Brych einen Erklärungsansatz und führt aus: "Die Spieler laufen mittlerweile 35, 36 km/h, auch das sorgt für eine neue Thermik auf dem Platz." Hinzu kämen taktische Wandel im Fußball.
Phantomtor, Rekordrot, Feuerwerkskörper
Viel hat Brych in seiner Karriere erlebt. Unvergessen ist das Phantomtor von Stefan Kießling, der vor zehn Jahren als Leverkusener Stürmer einen Kopfballtreffer durch ein Loch im Außennetz erzielte. Auch dieses Spiel leitete Brych. Einen Rekord stellte der Münchner bei der schnellsten Roten Karte nach dem Anpfiff auf, als er vor 13 Jahren den Kölner Kapitän Youssef Mohamad nach 87 Sekunden des Feldes verwies.
Und trotz der großen Erfahrung erlebte der 48-Jährige kurz vor der kommenden Bestmarke ein Novum. Beim 1:1 des FC Augsburg gegen die TSG 1899 Hoffenheim war zuletzt ein Feuerwerkskörper Richtung Platz geworfen worden und nahe der Eckfahne explodiert. "Es ist auch der Job eines Schiedsrichters, dass immer Dinge passieren, die man noch nicht erlebt hat", sagte Brych, der nie zuvor so einen lauten Knall in einem Stadion erlebt hatte.
Der Routinier behielt kühlen Kopf, bekam dafür nach dem Spiel Lob. "Das tut gut, dass erkannt wird, dass wir eine große Verantwortung haben, nicht nur für die Entscheidungen, sondern auch für die Sicherheit", sagte Brych.
Karriere wird "nicht mehr ewig" weitergehen
Unter den deutschen Schiedsrichtern nimmt Brych spätestens mit dem Rekord eine besondere Stellung ein - ähnlich wie Walter Eschweiler oder Markus Merk vor ihm. "Ich sehe mich jetzt ganz entspannt als Teil der Bundesliga. Es geht für mich nicht mehr so sehr um meine Person, sondern darum, das Spiel für die Mannschaften gut zu leiten", so Brych.
Zum sechsten Mal wurde er in diesem Jahr zum Schiedsrichter des Jahres in Deutschland gekürt - nach bald zwei Jahrzehnten wird die Karriere der Schiedsrichter-Instanz "nicht mehr ewig weitergehen".
"20 Jahre körperlich, mental und von der Leistung her auf diesem Niveau aufzutreten - das ist es, was meine Karriere ausmacht." Felix Brych
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