Basketball-Bundestrainer Gordon Herbert
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Gordon Herbert: Niederlagen und warum sie einen stärker machen

Gordon Herbert: Niederlagen und warum sie einen stärker machen

Gordon Herbert ist der Vater des deutschen WM-Erfolgs im Basketball. Dass der Bundestrainer auch ein ganz eigener Charakter ist, zeigt sich im Exklusiv-Gespräch mit BR24-Sport-Reporter Andreas Troll, in dem er seine ganz eigene Philosophie erklärt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Als wir Gordon Herbert in einem kleinen Holzcontainer auf der Münchner Sportartikelmesse ISPO die Frage stellen, ob man verlieren lernen kann, ist schon eine ganze Menge passiert. Nicht nur, dass Herbert Anfang September die deutsche Basketball-Nationalmannschaft zum Gewinn der Weltmeisterschaft geführt hatte.

Eine Stunde vor dem Interview hält der Kanadier einen Vortrag über menschliches Verhalten in Grenzbereichen. Über Möglichkeiten bei Missgeschicken. Wie geht man am besten mit Niederlagen um, wie kommt man wieder in Schwung, wie kommt man generell weiter?

"Embrace adversity" ist einer seiner Slogans

Missgeschicke muss man akzeptieren. Zurück im Container holt Gordon Herbert Luft, sinniert kurz und beginnt seine Idee zu formulieren. Genau in diesem Moment ruft der Kameramann aufgeregt dazwischen: "Stop, stop, stop!" Er habe vergessen, auszulösen.

Die ersten zehn Minuten sind nicht aufgezeichnet. Ein seltenes, aber doch immer wieder auftretendes, man könnte in diesem Umfeld auch sagen, das größe anzunehmende Unglück. Herbert wirkt irritiert, wartet auf Reaktionen, wir entschuldigen uns, Köpfe schütteln, wir entschuldigen uns nochmals, Gordon Herbert hebt sein Gesicht und sagt: "Embrace adversity!" Teile seines Vortrages werden also gerade in diesem Moment auf den Prüfstand gestellt. Quod erat demonstrandum – was zu beweisen war.

"Niederlagen sind doch großartig!"

Gordon Herbert hat viel zu erzählen über Missgeschicke, Fehler und Niederlagen: "Eigenartigerweise haben wir keine Angst vor dem Erfolg. Aber vor Niederlagen. Dabei sind Niederlagen doch großartig. Denn wir haben eine Chance daraus zu lernen, besser zu werden", sagt der 64-Jährige, der mit seinen Teams viele Spiele verloren hat in den vergangenen knapp 30 Jahren als Trainer. "Wir können schwierige Situationen überstehen, vor allem wenn wir widerstandsfähig sind. Wir selbst, aber auch innerhalb eines Teams braucht es Widerstandsfähigkeit. Und wir können durch Missgeschicke die Menschen in unserem Umfeld besser kennenlernen."

Die Fragen, die sich dann stellten? "Sind sie noch bei uns oder haben sie uns schon verlassen?" Oder: "Wie weit sind sie von uns entfernt?" Als Trainer baue er manchmal kleine Missgeschicke ein, um zu prüfen, ob seine Mannschaft widerstandsfähig ist. Und sind es die Spieler? "Dieses Thema kenne ich, seitdem ich jung bin. Wie oft bin ich gescheitert oder habe Fehler gemacht. In meiner gesamten Karriere."

Niederlagen zulassen, Erfahrungen sammeln

Wenn jemand erfolgreich sein möchte oder sogar richtig groß, der werde auch mal scheitern, weiß der Kanadier. "Denn Du musst etwas wagen, Dinge angehen. Viele tun das nicht, weil sie Angst haben, Fehler zu machen. Ich hatte diese Diskussion mit meinen Söhnen. Die wollten erst mal abwarten, sehen was passiert, hatten Angst. Da habe ich ihnen gesagt: Nein. Macht einfach. Dann werdet ihr Erfahrungen sammeln, In diesem Prozess werdet ihr lernen, vorwärts kommen. Denn die Dinge laufen nicht immer so wie ihr wollt."

Für Gordon Herbert ist dies das entscheidende Thema im Leben: Zu lernen, mit Scheitern, mit Niederlagen umzugehen. "Was macht man. Aufgeben? Oder noch härter arbeiten und Lösungen finden?"

Life is a mountain: "Wir müssen den Berg weiter besteigen"

Die Situation nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft - ohne Niederlage, ohne Scheitern - wie war das für Herbert? "Natürlich hatte ich so etwas zuvor noch nie erlebt. Kurz danach war ich wie betäubt. Ich wusste nicht, was gerade passiert. Aber jetzt, nach einer gewissen Zeit, müssen wir uns wieder neu aufstellen." Herbert nennt, was passiert ist "großartig" und einen "tollen Moment im Leben". Aber nun müssten wir uns entscheiden: "Wollen wir das Angenehme, Schöne so akzeptieren und dabei bleiben, oder wollen wir weiter, besser werden. Das ist unsere Wahl."

Seine Aufgabe sei es zu allererst herauszufinden, ob seine Spieler das wollen. Besser werden wollen. Auch akzeptieren, dass wir besser werden können. "Wir müssen besser werden, wir müssen den nächsten Schritt machen. Wir müssen den Berg weiter besteigen. Wir sind noch nicht am Gipfel.“

Offensichtlich sieht er seinen Prozess mit dem Basketball in Deutschland noch nicht beendet. Alles andere wäre ein Scheitern. Aber auch damit, würde Gordon Herbert wohl zurechtkommen.

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