Lautes Lachen hallt aus der Werkstatt des deutschen Bob- und Schlittenverbands. Es gehört zu Rodel-Olympiasieger Felix Loch und Skeleton-Fahrer Vladyslav Heraskevych. Für beide ist die Wettkampfsaison vorbei. Jetzt haben sie wieder Zeit, an ihren Schlitten zu schrauben und die Kufen zu schleifen. Vor einem Jahr haben sie sich kennengelernt.
"Der Vlady ist damals dahergekommen, wo wir beim Training hinten auf der Startbahn waren", erzählt Felix Loch. "Er hat sich immer wieder bei mir bedankt und ist mir nicht mehr von der Seite gewichen. Er war einfach so dankbar, weil er ja wusste, was wir in unserem Verein 'Athletes for Ukraine' für sein Land machen." Seitdem trainiert der 25-Jährige in Berchtesgaden und baut sich ein Leben im tiefsten Bayern auf. Doch es könnte bald alles ganz anders kommen.
Bilanz nach zwei Jahren "Athletes for Ukraine"
Vor zwei Jahren hat Loch zusammen mit anderen Sportlern den Verein "Athletes for Ukraine" gegründet. Mit vollgepackten Lastwagen sind sie kurz nach dem ersten Angriff Russlands an die polnisch-ukrainische Grenzen gefahren, haben dort unter anderem ukrainischen Sportlern geholfen und Menschen, die fliehen mussten, mit nach Deutschland genommen.
Seit der Vereinsgründung sind mehr als 620.000 Euro Geldspenden und mehr als zweieinhalb Millionen Euro Sachspenden zusammengekommen. Lebensmittel und Medizin werden immer wieder bis an die Front gebracht und dann innerhalb der Ukraine weiter verteilt. "Das ist für die Leute dort vor Ort, was wir immer so mitbekommen, das Allerwichtigste", sagt Felix Loch. Sie sehen, dass weiterhin was passiert und dieses Licht am Ende vom Tunnel nie erlischt. Deswegen wollen sie weitermachen mit ihrer Arbeit und ihrem Verein.
Leberkässemmel für die Integration
Seit ein paar Monaten lebt auch die Familie von Vladyslav Heraskevych in Berchtesgaden. Seine Mutter und seine Freundin haben bereits Arbeit gefunden. Sie helfen in der Metzgerei im Ort und wollen so den Menschen, die ihnen helfen, etwas zurückgeben. "Die Dankbarkeit ist riesig", betont Felix Loch.
Gemeinsam mit seinem ukrainischen Freund holt er sich in der Metzgerei regelmäßig eine Leberkassemmel. Bestellt wird auf bayerisch. "Meine Kollegen sind zum Glück sehr hilfsbereit", sagt Anna. Denn ihr Deutsch ist noch nicht so gut, wie sie er gern hätte. Aber sie übt viel, denn an eine Zukunft in ihrer Heimat glaubt sie immer weniger.
Immer jüngere Ukrainer müssen an die Front
Auch Vladyslav Heraskevych ist realistisch. "Das alles ist ein Alptraum. Die vielen zerstörten Häuser, ganze Städte sind niedergebrannt. Die Ukraine ist stark. Aber der Preis ist hoch." Viele Menschen sind bereits im Krieg gestorben. Dem Land fehlen Soldaten. Deswegen hat die Ukraine vor einer Woche ein Gesetz entlassen, wonach die Altersgrenze für die Einberufung von Reservisten abgesenkt wurde. Von bisher 27 auf 25 Jahre. Damit wäre auch Vladyslav Heraskevych wehrpflichtig. "Ich bin realistisch. Das muss ich sein, sonst macht dich das alles kaputt."
In ein paar Tagen will er in die Ukraine aufbrechen und neue Stromaggregate nach Charkiw bringen. Ob er glaubt, dass er dann einfach wieder zurück nach Deutschland reisen kann? Lächelnd schweigt er und schleift weiter an den Kufen seines Skeleton-Schlittens.
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