Die letzten Monate sind für Jan-Niklas Beste wie im Flug vergangen und es dürfte sich für den 25-Jährigen mit dem markanten Rauschebart vermutlich wie ein Traum anfühlen. Nach 23 Bundesligaspielen nominierte ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann zum ersten Mal für die Nationalmannschaft. Der aktuelle Heidenheimer, dessen sportliche Wurzeln auch in Regensburg liegen, könnte zum Gewinner in Nagelsmanns Team werden und darf sich Hoffnungen auf einen Platz bei der Heim-Europameisterschaft machen.
In Regensburg begann Bestes Aufstieg
Jan-Niklas Beste, geboren in Hamm Westfalen, lernte das Fußballspielen in seinem Geburtsort. Später zog es ihn in die Jugend von Borussia Dortmund. Mit den Schwarz-gelben wurde er Deutscher A- und B-Junioren-Meister. Zu den Profis schaffte es der 1,75-Meter-Mann aber langfristig nicht. 2018 wechselte er deshalb nach Bremen. Doch auch bei den Norddeutschen war er zunächst ein Leihobjekt. Nach einem Jahr in den Niederlanden wurde er 2020 nach Regensburg verliehen. Eine Station, bei der er erst mal glücklich wurde und sein Potenzial zeigen konnte.
"Ich bin ein Linksverteidiger, der technisch versiert ist. Ich habe auch eine gute Schnelligkeit", stellte sich der damals 21-Jährige an seinem ersten Arbeitstag in der Oberpfalz vor. Der Bart schon vorhanden, aber noch lange nicht so voll wie heute. Damals war Beste - der aufmerksame Leser wird es bemerkt haben - noch Linksverteidiger.
Doch in seiner Zeit an der Donau rückte er unter Trainer Mersad Selimbegovic immer weiter nach vorne im Feld auf den linken Flügel. Nach leichten Startschwierigkeiten in der ersten Saison (18 Spiele / 3 Torbeteiligungen) präsentierte sich der Westfale in seinem zweiten Jahr deutlich torgefährlicher. Mit zwölf Torbeteiligungen in 28 Spielen hatte er maßgeblichen Anteil am vorzeitigen Klassenerhalt der Regensburger und erweckte das Interesse von Heidenheims Trainer Frank Schmid.
Der Knoten platzt in Heidenheim
Der damalige Zweitligist lotste Beste von Werder Bremen (Stammverein) an die Brenz. Bereits im ersten Jahr sollte der Aufstieg in die Bundesliga gelingen. Dass Beste ausgerechnet in Regensburg am letzten Spieltag mit seinem verwandelten Elfmeter zum 2:2 den Grundstein zum Aufstieg legte: eine schöne Randgeschichte. Unter Schmid vollzog Beste den Wandel zum Flügelspieler endgültig, führte den FCH mit 26 Torbeteiligungen in 36 Spielen in die höchste Spielklasse des deutschen Fußballs.
Und wer glaubte, die Heidenheimer wären Kanonenfutter in der Bundesliga, der sah sich schnell getäuscht. Auch dank der Freistöße und Vorlagen und natürlich auch Tore von Niklas Beste hat der Aufsteiger schon jetzt den Klassenerhalt so gut wie sicher - auch wenn sie das auf der Ostalb nicht so gerne hören. Mit zehn Assists ist Beste der viertbeste Vorbereiter der Liga. Besonders seine Standards sind gefürchtet.
Beste: DFB-Debüt und gleich dabei bei der EM?
Diese Qualität soll er nun auch bei der Nationalmannschaft einbringen, die zuletzt unter latenter Standardschwäche litt. "Über Rollen sprechen wir dann persönlich", sagte der Neunominierte am Samstag. "Ich glaube, da habe ich kein Problem mit, bin ich offen für. Ich kann auf der linken Bahn, glaube ich, alles spielen." Und genau diese Flexibilität könnte Bestes Ticket für den EM-Zug sein, doch darüber macht sich der 25-Jährige noch überhaupt keine Gedanken. Es gehe ihm nur darum, "alles aufzusaugen, was geht. Jetzt gerade freue ich mich erst mal, dass ich dabei sein darf. Von daher ist mein Blick nicht, ob Europameisterschaft oder nicht".