Otto Rehhagel, Trainer FC Bayern 1995/96
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Otto Rehhagel, Trainer FC Bayern 1995/96

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König Otto wird 85 - beim FC Bayern war Rehhagel nur Prügelknabe

Otto Rehhagel gehört zu den erfolgreichsten Trainern in der 60-jährigen Geschichte der Bundesliga. Beim FC Bayern scheiterte "König Otto" allerdings schnell. Am Mittwoch feierte er seinen 85. Geburtstag.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

In den 1980er und 1990ern gehörte Otto Rehhagel zu den erfolgreichsten Trainern im deutschen Fußball. Mit Werder Bremen gewann er zweimal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den DFB-Pokal und holte zudem mit den Hanseaten den Europapokal der Pokalsieger.

Nach 14 erfolgreichen Jahren verließ Rehhagel 1995 Bremen und heuerte beim großen FC Bayern an. Er wolle sich in seinem Leben noch einmal einer neuen Herausforderung stellen, begründete der gebürtige Essener damals seine Entscheidung.

Zum Einstand adelt der Kaiser Beckenbauer König Otto

Die Münchner hatten unter Trainer Giovanni Trapattoni eine enttäuschende Saison hinter sich. Der erfolgsverwöhnte FC Bayern schloss die Saison 1994/95 nur auf dem sechsten Platz ab und war damit auch nicht für die Champions League qualifiziert. Mit "König Otto" sollten die ruhmreichen Zeiten an die Säbener Straße zurückkehren.

Der Empfang beim FC Bayern war herzlich. Zum Einstand Rehhagels trugen die Vereinsverantwortlichen um Präsident Franz Beckenbauer eine Kappe mit dem Schriftzug "Otto ... find ich gut". Der "Kaiser" adelte den "König" als den "besten Trainer der Bundesliga".

Zu Anfang sah alles nach einer Erfolgsgeschichte aus. Der FC Bayern startete mit Rehhagel und dem "Dream-Team" um den neu verpflichteten Jürgen Klinsmann perfekt in die Saison. Sieben Siege in Folge war neuer Bundesliga-Startrekord.

Doch schon bald gab es die ersten Rückschläge. Die Münchner scheiterten bereits in der zweiten Runde des DFB-Pokals an Fortuna Düsseldorf, in der Liga setzte es zwei Niederlagen nacheinander.

"Der Star ist die Mannschaft" - aber nicht beim FC Bayern

Rehhagel stand bereits früh in der Kritik. Mehmet Scholl bemängelte öffentlich: "Wir spielen seit acht Wochen und haben noch immer keine Taktik". Und wurde noch deutlicher: "Entweder Rehhagel oder ich." Diese Aussagen blieben ohne Konsequenzen für den Spieler. Der Fußballlehrer musste erkennen, dass es in München anders zugeht als in Bremen. "Hier habe ich festgestellt: Einige Spieler haben keinen Teamgeist. Die sind viel zu egoistisch, narzisstisch", sagte Rehhagel nach nur vier Monaten im Amt.

Bei Werder hatte er die Mannschaft und ihre Stars selbst geformt. Das Team des FC Bayern aber war vollgespickt mit Nationalspielern. Einige von ihnen fanden sich auf der Auswechselbank wieder - sehr zum Missfallen einiger Akteure, die öffentlich Abwanderungsgedanken äußerten. Seine Devise "der Star ist die Mannschaft" wurde in München nicht angenommen.

Und auch der Rückhalt des Präsidenten schwand schnell. Nach einem 1:0-Sieg gegen St. Pauli sprach Beckenbauer von einer "Schülermannschaft" und einem "Katastrophenspiel" - da war erst der zehnte Spieltag vorbei. In den Medien wurde immer kritischer über Rehhagel berichtet - der König wurde immer mehr zum Prügelknaben.

Nach nur 294 Tagen scheitert "König Otto"

Nach 294 Tagen im Amt hatten die Bayern-Bosse genug von "König Otto". Der FCB hatte zwar den Einzug ins UEFA-Pokalfinale geschafft, nach einer 0:1-Heimpleite gegen Hansa Rostock aber die Meisterschaft abhaken müssen. Die Entlassung geschah auch auf Druck der Spieler, wie Beckenbauer in einem Interview mit der "Bild" bestätigte. "Die Spieler beschwerten sich über Otto. Alles Negative, was du dir vorstellen kannst." Der "Kaiser" höchstpersönlich übernahm und feierte mit den Münchnern den Sieg im "Cup der Verlierer", wie Beckenbauer den UEFA-Pokal einst selbst bezeichnete.

Des Königs Rache an den FC Bayern

Überraschend tauchte Rehhagel später wieder im Fußball-Zirkus auf - als Trainer des 1. FC Kaiserslautern in der 2. Liga. Mit den Pfälzern gelingt ihm schier Unglaubliches: Rehhagel schaffte es mit den "Roten Teufeln" in die Bundesliga und feierte als Aufsteiger sensationell den Meistertitel. Den Anfang dazu machte der Trainer und sein Team am 1. Spieltag der Saison 1997/98 mit einem 1:0-Sieg beim FC Bayern - es war die späte Rache des Königs, der bei den Münchnern vom Hof gejagt wurde.

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