Es ist eine überraschende Antwort auf die sportliche Krise des Handball-Bundesligisten HC Erlangen: Der ehemalige Handball-Nationalspieler Martin Schwalb (61) ist neuer Trainer des HCE. Wie der Tabellenletzte mitteilte, löst der einstige Meistertrainer des HSV Hamburg Johannes Sellin (33) ab. Der Europameister von 2016 war erst im April Hartmut Mayerhoffer nachgefolgt, der Start in die neue Bundesligasaison misslang mit vier Niederlagen am Stück aber.
Schwalb über HC Erlangen: "Toller Verein und gute Mannschaft"
"Es gab die Anfrage und es gab sofort auch das Interesse von mir, denn ich finde, es ist ein toller Verein und es ist eine gute Mannschaft", erklärte Schwalb mit einem Schmunzeln die Entscheidung im Interview mit BR24Sport.
In der offiziellen Mitteilung des Vereins hört sich die Begründung so an: "Der HC Erlangen sah nach dem schwachen Abschluss der Rückrunde der letzten Saison, der wenig überzeugenden Vorbereitung und dem schlechten Saisonstart trotz des engagierten Auftritts in Berlin seine Saisonziele gefährdet." Für den HC Erlangen sei bei der Neubesetzung des Trainerpostens entscheidend gewesen, "dass sich einer der erfolgreichsten und erfahrensten deutschen Handballtrainer kurzfristig bereit erklärt hat, den fränkischen Erstligisten ab sofort zu übernehmen", teilte der Verein mit.
Rückkehr auf die Bank: "Möchte da sein, wo Spiele entschieden werden."
Schwalb war erst im August als Vizepräsident des HSV Hamburg abgetreten. Zuvor hatte er die Rhein-Neckar Löwen (2020-2021) und die Hamburger (2005-2011 und 2012-2014) trainiert. Mit dem HSV gewann er Meisterschaft, Pokal und Champions League. Im Sommer 2014 erlitt Schwalb einen Herzinfarkt. Als Vizepräsident leitete er nach der Insolvenz 2016 den Neuaufbau beim HSV. Der 193-malige deutsche Nationalspieler erhält nun einen Zweijahresvertrag.
"Ich bin Spieler, ich bin Trainer. Ich bin nicht der größte Funktionär der Welt. Ich möchte direkt dabei sein, wo die Handballspiele entschieden werden. Darauf freue ich mich sehr", erklärte Schwalb seine Rückkehr auf die Trainerbank.
"Sehr merkwürdig": Ex-Spieler Fäth kritisiert HC Erlangen
Die Entscheidung des HC Erlangen löst allerdings nicht überall Begeisterung aus. Der ehemalige HCE-Spieler Steffen Fäth findet das Verhalten des Vereins "sehr merkwürdig", sagte er in einem Interview mit handball-world.news.
"Es ist ja kein Geheimnis, dass es in Erlangen nicht so leicht ist. Man hat ja jetzt auch über die Jahre gesehen, dass da die Trainer auch relativ schnell dann mal gefeuert werden. Oder dass die eine Woche das eine erzählt wird - und die nächste Woche passiert etwas ganz anderes", erklärt Fäth und sagt in Bezug auf Sellin: "Man hat ihm da echt wirklich wenig Zeit gegeben."
Schwalb: "Siege sind da, um errungen zu werden"
Mit einer Mischung aus Spaß und harter Arbeit wolle er nun das Team zurück in die Erfolgsspur führen. Die Freude am Spiel soll möglichst schnell zurückkehren - am besten durch positive Resultate in den kommenden Wochen. "Es macht natürlich mehr Spaß, sorgenfrei Handball zu spielen, als wenn man die ganze Zeit das Gespenst im Nacken hat", erklärt Schwalb und weiß dennoch, dass es nicht einfach wird: "Siege sind da, um errungen zu werden", sagt er und diagnostiziert: "Es ist eine gute Mannschaft." Dennoch sieht er "Verbesserungspotenzial".
Schwalb soll die Franken erst einmal bis zum Jahresende in "ruhiges Fahrwasser" führen. Er wird bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) im Pokalspiel in Bayreuth gegen Altmeister Gummersbach auf der Erlanger Bank sitzen. Sellin wiederum soll dem Verein "in anderer Funktion als Teil des Trainerteams" erhalten bleiben.
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