Viel Eingewöhnungszeit bleibt nicht für den kommenden neuen Sportvorstand beim FC Bayern. Im Gegenteil, der gebürtige Niederbayer Max Eberl wird direkt gefordert sein. Am Montagabend wurde er in einer Aufsichtsratssitzung des FC Bayern München im neuen Amt bestätigt, zum 1. März wird er den Posten dann antreten.
Die Baustellen, die auf den ehemaligen Leipziger warten, sind groß - und vor allem dringend. Die Münchner setzen große Hoffnungen in ihren Neuzugang, der den größten Umbruch seit Jahrzehnten beim FC Bayern wird durchführen müssen. Zuletzt überboten sich die Verantwortlichen mit Vorschusslorbeeren für Eberl, ein wenig sehen sie im Rückkehrer (Eberl durchlief als Fußballer Bayerns Jugendmannschaften) auch einen Heiland, der den Verein wieder auf solide Beine stellen soll. Der Vorstandsvorsitzende Dreesen findet: "Ich habe schon einmal gesagt, dass uns mehr Kompetenz und mehr Qualität im Management nur guttun kann."
Der Trainer: Kann Eberl Alonso überzeugen?
Seit der vergangenen Woche ist klar, was schon lange ein offenes Geheimnis war. Der FC Bayern beendet das Kapitel mit Trainer Thomas Tuchel vorzeitig und braucht ab Sommer einen neuen Übungsleiter. Es wird Eberls Aufgabe sein, den Wunschkandidaten vom neuen Weg des 33-maligen Meisters zu überzeugen. Auf der Liste ganz oben steht Xabi Alonso, auch wenn FCB-Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen die Personalie nicht kommentieren wollte. "Es macht keinen Sinn, jetzt schon über den neuen Trainer zu spekulieren", sagte er im Interview mit der "BILD": "Wir müssen uns mit jedem guten Trainer beschäftigen und dann hoffentlich den besten für uns finden, den wir im Sommer bekommen können."
Von diesem erhoffen sich die Verantwortlichen wieder mehr Ruhe auf dem Trainerstuhl, der zuletzt zu einem Schleudersitz geriet: Nach Pep Guardiola erfüllte kein Übungsleiter mehr seinen Vertrag an der Säbener Straße. Keiner blieb länger als zwei Jahre. Für Tuchel wird im Sommer nach nicht einmal zwei Saisons Schluss sein - genauso wie bei seinem Vorgänger Julian Nagelsmann. Das hat auch CEO Dreesen erkannt: "Wir wollen auf dem Trainerstuhl mehr Kontinuität. Das streben wir an."
Alonso selbst schweigt über seine Zukunft und konzentriert sich lieber auf den Meisterschaftskampf mit Bayer Leverkusen. Er hat im Sommer wohl die Qual der Wahl. Neben München wird nämlich auch in Barcelona und in Liverpool (dort hört Jürgen Klopp auf) der Trainerstuhl frei. Mit einer Rückkehr an die Anfield Road übernähme der Spanier, der zwischen 2004 und 2009 für die Reds auflief, einen scheckheftgepflegten Club von Jürgen Klopp. Doch am Erbe des charismatischen Schwaben sind schon ganz andere gescheitert. In München wäre Alonso wohl Teil eines XXL-Umbruchs.
Die Spieler: XXL-Umbruch beim FC Bayern steht wohl bevor
"Wir müssen uns am Ende der Saison hinsetzen und analysieren: Was ist los, warum spielen wir nicht so gut?", erklärte Hainer. "Liegt es nur am Trainer oder müssen wir auch in der Mannschaft was ändern." Nachdem die Neuaufstellung auf der Trainerposition bereits verkündet ist, haben die Verantwortlichen auch Letzteres mit einem klaren Ja beantwortet, glaubt man einem Bericht des "Kicker".
Fünf Spieler unabhängig von Eric-Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr, bei denen die Verträge zum Saisonende auslaufen, sollen demnach den Verein verlassen. Bei zwölf Akteuren wird die Zukunft an der Säbener Straße laut dem Fachmagazin diskutiert. Das klingt nach Tabula Rasa beim Rekordmeister. Nur wenige Spieler konnten in dieser Saison Eigenwerbung für sich betreiben. Es geht auch darum, ein neues Sieger-Gen zu etablieren, denn das alte scheint dem einstigen Klassenprimus abhandengekommen zu sein.
Das Personal, das dieses verkörpern kann, muss Eberl finden. In Leipzig ist ihm das in diesem Sommer bereits sehr gut gelungen. Auch in seiner Zeit in Mönchengladbach schaffte es der gebürtige Niederbayer, mit vergleichsweise geringen Mitteln einen mehr als konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen. Unter seiner Ägide erlebten die Fohlen die erfolgreichste Zeit der letzten 20 Jahre - waren regelmäßig Gast in der Champions League.
Die Stars: Wie geht's weiter mit Sané, Davies und Co?
In München wird die Aufgabe allerdings ungleich schwerer. Zwar laufen in diesem Sommer nur die Verträge der Rotationsspieler Choupo-Moting und Bouna Sarr sowie von Winter-Neuverpflichtung Eric Dier aus. Anders gestaltet sich die Situation 2025. Dann enden die Arbeitspapiere von Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich, Leroy Sané und Alphonso Davies. Bei Neuer und Müller muss sich Eberl keine Sorgen machen, dass sie von der Konkurrenz abgeworben werden könnten. Hier geht es eher um die Frage, wann man die zwar verdienten, aber inzwischen 37 bzw. 34 Jahre alten Identifikationsfiguren in den Ruhestand schickt.
Bei Kimmich, Sané und Davies befindet sich halb Europa in Lauerstellung. Davies dürfte Medienberichten zufolge dem Lockruf von Real Madrid erliegen. Die Chancen auf eine Vertragsverlängerung sind wohl eher gering - zumal die Verlängerungsgespräche mit Ex-Vorstand Hasan Salihamidžić starteten. Nach dessen Demission reagierte die Davies-Seite wohl etwas verschnupft.
Guardiola-Interesse an Kimmich
Auch Joshua Kimmich, der in dieser Saison ein wenig nach seiner Form sucht, soll in Europa gefragt sein. Pep Guardiola wird ein großes Interesse nachgesagt, seinen Ex-Schützling zu Manchester City lotsen zu wollen. Auch Paris Saint-Germain soll sich für Kimmich interessieren. Und auch bei Leroy Sané, der furios in die Saison startete, zuletzt jedoch etwas außer Tritt kam, ist die Zukunft offen. Seit er 2020 nach München wechselte, schaffte er es nie, konstant seine Leistung abzurufen. Mit dem Rekordmeister gewann er dreimal die Meisterschaft, aber nie den DFB-Pokal oder die Champions League. Nicht ausgeschlossen, dass er mit 28 Jahren noch mal einen Tapetenwechsel sucht.
All das muss Eberl moderieren. Er wird nicht nur fachlich gefragt sein, sondern auch menschlich. Es geht schließlich auch darum, die Egos mancher gekränkter Stars zu streicheln und sie von einem Verbleib in München zu überzeugen. Auf den Heiland wartet ein Haufen Arbeit.