Auf zwei Rädern den Berg hinab – ein Traum für viele Biker in Bayern. Doch abseits der wenigen Bike-Parks ist das Trail-Angebot im Freistaat eher mager. Das sorgt oftmals für Konflikte, nämlich dann, wenn Biker auf schmalen Wanderwegen unterwegs sind oder illegale Trails in die Wälder bauen. Der junge Verein Mountainbike Allgäu e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, ein offizielles Trail-Angebot zu schaffen – und dafür im Dialog mit allen Beteiligten Lösungen zu finden. Die Mühe hat sich gelohnt: Am Gschwender Horn bei Immenstadt eröffnet diesen Sommer einer der wenigen offiziellen Mountainbike-Trails im Allgäu.
- zum Artikel: "Warum Mountainbiken im Wald bald eingeschränkt werden könnte"
Knackiger Anstieg, rasante Abfahrt
Der "Neuland-Trail" ist eher für fortgeschrittene, ambitionierte Bikerinnen und Biker gedacht. Er umfasst einen Höhenunterschied von rund 600 Metern, diese muss man zuerst aus eigener Kraft (oder per E-Bike) hinaufkurbeln. Bergab führt der Weg dann abwechslungsreich durch den Wald: Es gibt Bachquerungen mit richtig nassen Passagen, flüssige Kurven, rutschige Wurzeln und auch ein paar Sprünge. Für die Öffentlichkeit wird der Trail erst im Laufe des Sommers freigegeben, wenn der letzte Schnee geschmolzen und die finalen Arbeiten abgeschlossen sind. Das soll dann auch mit einer Einweihungsparty gefeiert werden.
Respektvoll und miteinander arbeiten
Es war ein langer Weg bis zur ersten Probefahrt: Anfang 2022 führten die Vereinsvorstände Martin Schmidt, Eric Haufe und Ronja Brinkmann erste Gespräche mit der Stadt Immenstadt und weiteren Grundbesitzern. Ein glücklicher Zufall war die Besitzstruktur entlang des geplanten Streckenverlaufs: Nur vier Grundeigentümer mussten grünes Licht geben, einer davon war die Stadt Immenstadt selbst. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und insbesondere der Stadt beschreibt Schmidt als positiv: "Forstbetrieb und die Wegewarte waren sehr offen. Auch die Absprachen mit den Älplern und der Vieh- und Weidegenossenschaft liefen sehr vertrauensvoll."
Besucherlenkung und Naturschutz dank Bike-Trail
Auch Gerhard Honold vom Forst- und Naturschutzreferat der Stadt Immenstadt findet das Projekt gut: "Mit dem Verein haben wir nun in der Bike-Szene einen Ansprechpartner auf Augenhöhe. Der Trail ist auch ein Versuch, die Mountainbiker auf eine für Wildtiere unbedenkliche Strecke zu lenken. Denn am Gschwender Horn leben noch die sensiblen Raufußhühner."
Haftungsübernahme durch die Stadt als Schlüssel
Schlüssel zum Erfolg des Trail-Projekts war aber nicht nur guter Wille aller Beteiligten, sondern die Tatsache, dass die Stadt mit den Grundbesitzern Verträge über einen Haftungsausschluss geschlossen hat. Manuel Kleiter gehört ein Teil des Waldes im unteren Bereich der Strecke. Wenn ab jetzt Mountainbikerinnen und Mountainbiker in seinem Wald einen Unfall haben, haftet die Stadt. Sie ist auch für Sperrungen zuständig. Waldbesitzer Kleiter will aber auch ein Beispiel für andere Grundeigentümer geben: "Vielleicht schaffen wir es so, noch weitere Wege zu erschließen."
Probezeit für den Trail
Damit die Freude lange anhält, wünscht sich Martin Schmidt vom Verein Mountainbike Allgäu e.V. für die Zukunft des Trails vor allem, dass "unsere Sportkollegen akzeptieren, wie viel Arbeit in dem Trail steckt und dies mit vorbildlichem Verhalten honorieren." Weit über 1.000 Arbeitsstunden sind laut Schmidt in den Bau des Trails geflossen, an manchen Tagen waren rund 30 Helfer im Einsatz und haben in Handarbeit unzählige Kubikmeter Material bewegt. Diese Arbeit möchte der Verein ungern umsonst geleistet haben, denn die Grundbesitzer können die Vereinbarung kündigen, falls sich herausstellen sollte, dass sich Mountainbikerinnen und Mountainbiker nicht an die Absprachen halten.
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