Alfred Vollmer hat es versucht. Mit Freunden zusammen wollte er mit der Bahn von München aus nach Brixen fahren, alle wollten die Fahrräder mitnehmen. Ein halbes Jahr vorher versuchte er zu buchen – vergeblich: am Tag, als die Buchungsfrist begann, waren die Radstellplätze in den Zügen schon weg. Also fuhr die Gruppe mit zwei Autos. Vollmer: "Also, da macht’s doch einfach keinen Spaß. Man möchte öffentlich anreisen, und es geht einfach nicht."
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Fernverkehr: Besser nicht den Anschlusszug verpassen
Alfred Vollmer organisiert für den Fahrradclub ADFC Radtouren mit Bahn und Rad, er kennt also die Verhältnisse. Jede der zahlreichen Bahngesellschaften in Deutschland habe ihre eigenen Mitnahmebestimmungen für Fahrräder. Die Abstellplätze in den Fernzügen würden langsam mehr, es seien aber immer noch zu wenig, so Vollmer.
Beim ICE zum Beispiel haben nur die neuen Modelle acht Fahrradplätze, zum Beispiel der ICE 4; immerhin verspricht die DB AG, dass bis Ende 2025 zwei Drittel der Flotte über Stellplätze verfügen werden. Der RailJet der österreichischen ÖBB, der zum Beispiel zwischen München und Budapest verkehrt, hat sechs Stellplätze. Alfred Vollmer sagt, man verpasse besser nicht den Anschlusszug – weil im Fernverkehr der Platz für Räder begrenzt ist, müssen Reisende dann oft auf viel langsamere Regionalzüge ausweichen.
DB im europäischen Ranking auf Platz 5
Das Radfahrerbündnis European Cyclists‘ Federation (ECF) hat 2021 ein Ranking von 69 europäischen Bahngesellschaften veröffentlicht. Kriterien waren etwa, ob es Fahrradplätze gibt und wenn ja: Wie einfach sie zu buchen sind, wie die Plätze ausgestattet sind oder Radl-Leihmöglichkeiten an den Bahnhöfen. Die Deutsche Bahn kam mit der Note "gut" immerhin auf Platz fünf.
Das Fazit der Studie: "Es ist noch viel Platz für weitere Verbesserungen in ganz Europa". Fabian Küster von ECF sagt: Fernreisen über europäische Grenzen hinweg seien immer noch eine "Herausforderung". Als Beispiel nennt er die Verbindung Brüssel – Köln: Ohne Rad stehen am Tag 13 Verbindungen zur Verfügung, in knapp zwei Stunden ist man da. Mit Rad muss man auf Regionalzüge ausweichen, zweimal umsteigen und braucht vier Stunden.
Franken-Thüringen-Express als positives Beispiel
Alfred Vollmer nennt den Franken-Thüringen-Express von DB Regio als positives Beispiel. Der ADFC habe in dem Fall mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft zusammengearbeitet. Herausgekommen sind Doppelstockwagen mit 36 bis 60 Fahrradstellplätzen pro Zug. Die Züge verbinden etwa Nürnberg, Würzburg und Bamberg mit Thüringen.
Extra Radl-Waggon in Ungarn
Und auch Fabian Küster kann ein Beispiel nennen, wie die Kombination aus Bahn und Rad gut funktioniert: Ungarn. Im Sommer, wenn die Budapester zum Plattensee fahren, hänge die ungarische Bahn einen eigenen Waggon für Fahrräder an die Züge an. Und sie heuere Studenten an, die beim Ein- und Ausladen helfen – der Service, so Küster, werde rege nachgefragt.
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