Niclas Füllkrug sprang spät auf den WM-Zug nach Katar auf. Aber nach seinen Leistungen in der Bundesliga berief Bundestrainer Hansi Flick den 29-Jährigen erstmals in den DFB-Kader. Der Spieler von Werder Bremen hat in dieser Saison in 14 Spielen bereits zehn Tore erzielt. Bei seinem Debüt im DFB-Dress gegen den Oman erzielte er den 1:0-Siegtreffer.
Die Sehnsucht nach dem echten Neuner
Doch beim WM-Auftakt gegen Japan reichte es trotzdem nicht für einen Startelfeinsatz, Füllkrug wurde aber in der 79. Minute eingewechselt. Im Spiel gegen Spanien kam ihm die Jokerrolle zu -13 Minuten nach seiner Einwechslung traf er zum wichtigen 1:1 und wurde so zum bejubelten Spanien-Held. Der Torjäger klassischer Prägung stillte damit die Sehnsucht im Land des viermaligen Weltmeisters nach dem echten Neuner.
Füllkrug selbst gab sich vollkommen gelassen. Sein erlösendes Tor in der 83. Minute? "Instinkt" und "ein Automatismus", sagte der 29-Jährige achselzuckend, "das große Feiern wird's jetzt bei mir nicht geben."
"Ich bin in solchen Situationen sehr entspannt, es ist ja nicht das erste Tor, das ich geschossen habe, auch nicht das erste wichtige." Niclas Füllkrug, Nationalspieler
"Fülle" - mehr als der "Lückenfüller"?
Kapitän Manuel Neuer nannte ihn beeindruckt einen "Instinktspieler". Sogar die altehrwürdige Times staunte über den "Killer mit der Zahnlücke" und fragte wie die ganze Fußball-Welt: Woher hat dieser "Fülle" seine Lücke? Als junger Kerl trug er Zahnspange. Die Lücke wurde geweitet, um Platz für ein Implantat zu schaffen - doch dann wurde Füllkrug Profi und hatte keine Zeit, die Behandlung fortzusetzen. Jetzt "ist die Lücke mein Markenzeichen".
Ist Füllkrug nun mehr als der perfekte Lückenfüller? "Er gibt der Mannschaft sehr viel, nicht nur das Tor", sagte Bundestrainer Hansi Flick über den Mann, der in 76 Einsatzminuten in drei Länderspielen zwei Tore erzielte: "Er ist ein sehr guter Junge, mit dem Herz am rechten Fleck. Wir sind sehr froh, dass er dabei ist."
Im Gruppenfinale gegen Costa Rica am Donnerstag (20 Uhr/ Livereportage bei BR24 Sport) wird er wohl dennoch nicht starten. Füllkrug auf der Neun, das sei "kein Allheilmittel", sagte Flicks Assistent Marcus Sorg, man müsse sehen, "welche Wirkung, welcher Spieler zu welchem Zeitpunkt hat. Man sollte diese Wirkung nicht verlieren." Heißt: Füllkrug bleibt der Super-Joker.
Vom Zweitliga-Stürmer zum WM-Star
Seine Profikarriere startete Füllkrug bei Werder Bremen; es folgte ein kurzes Gastspiel bei der SpVgg Greuther Fürth. Von 2014 - bis 2016 spielte er für den 1. FC Nürnberg, ehe er in seine Heimatstadt zu Hannover 96 wechselte. Nach drei Jahren kehrte er 2019 an die Weser zurück, schaffte mit Bremen den Aufstieg in die Bundesliga - und ist jetzt mit 29 Jahren der Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft.
Ein Mann, der in beiden Knien einen Knorpelschaden hatte. Den ein Kreuzbandriss in seiner Karriere zurückwarf. Der vor einem Jahr noch in der 2. Liga spielte, zeitweise auf der Bank saß. Und sich mit zehn Toren in dieser Bundesliga-Saison in den Fokus von Hansi Flick spielte - und jetzt WM-Spieler ist.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.