Jessica von Bredow-Werndl
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Olympiasiegerin Bredow-Werndl - daheim bei den tanzenden Pferden

Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl ist zurück in Bayern. Nach dem doppelten Gold-Coup bei Olympia in Paris genießt sie die Zeit mit Familie und Pferden, richtet im BR-Exklusivinterview aber auch deutliche Worte an Kritiker des Dressursports.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Der Empfang war so, wie er einer bayerischen Olympiasiegerin würdig ist: Blasmusik, Trachten und ganz viel Applaus für Jessica von Bredow-Werndl. Die zweimalige Gold-Gewinnerin von Paris 2024 ist wieder in der bayerischen Heimat.

Von Bredow-Werndl genießt jede Sekunde rund um ihre Rückkehr in die 7.500-Einwohner-Gemeinde Tuntenhausen, wo ihre Reitanlage beheimatet ist. "Die letzten Tage habe wirklich so in meiner Aubenhausen-Bubble gelebt und einfach nur diesen Alltag wieder so richtig inhaliert", sagt sie im Exklusivinterview mit BR24Sport. Ein Hauch von Normalität nach doch recht turbulenten Olympia-Tagen.

Denn nach ihrem Doppel-Gold von Tokio 2021 waren die Erwartungen in Paris natürlich extrem. "Es war wirklich richtig tough", sagt sie über die Wettkämpfe, den "superknappen" Teamwettbewerb und das Einzel. Jetzt, zurück in Aubenhausen, ist die Erleichterung natürlich groß: "Wir haben es geschafft und ich bin unheimlich dankbar und stolz."

Medaillenkandidatin schlägt Pferd

Doch das rein Sportliche war nur die eine Seite in Paris. Im Vorfeld waren die Dressurreiter wieder einmal mit heftiger Kritik konfrontiert worden. Medaillenkandidatin Charlotte Dujardin, Olympiasiegerin von 2012 und 2016, hat im Training ein Pferd geschlagen. Ein vier Jahre altes Video war aufgetaucht, das dieses Verhalten der Britin zeigte.

Der Weltverband FEI hatte Einblick in das Video und suspendierte die Reiterin, die die Echtheit des Videos bestätigte, das zeige, "wie ich während einer Trainingseinheit einen Fehler gemacht habe".

Eine Meldung, die Kritiker zu bestätigen schien. Der schon fünf Monaten vor den Sommerspielen war der Dressursport negativ in die Schlagzeilen geraten. Geleakte Videos aus dem Stall des dänischen Reiters Andreas Helgstrand zeigten Pferde mit blutenden Wunden an Maul und Flanken. Sporen, Peitsche und die berüchtigte "Rollkur" (Heranziehen des Kopfes mit den Zügeln zur Brust) als gang und gäbe in der Pferde-Ausbildung?

Von Bredow-Werndl und "traurige Bilder"

Jessica von Bredow-Werndl machen "diese Bilder traurig. In erster Linie für die Pferde, kein Pferd der Welt hat es verdient, nicht gut behandelt zu werden." Der Familienmensch geht noch einen Schritt weiter: "Genauso wenig, wie ich meine Kinder schlagen würde, würde ich meine Pferde schlagen. Und ich stehe auch zu tausend Prozent dahinter, dass es nullkommanull zielführend ist."

Was - von Videos dokumentiert - in anderen Ställen und Pferde-Ausbildungsstätten passiert, lässt von Bredow-Werndl ratlos zurück. Schläge oder Peitsche für ihre Dressurpferde? In Aubenhausen undenkbar: "Wir lieben unsere Pferde. Wir gehen jeden Tag extrem gut mit ihnen um (...). Wir arbeiten nach dem Prinzip der positiven Verstärkung."

Wenn die zweimalige Doppel-Olympiasiegerin von ihren Pferden spricht, kommt einerseits das "kleine Mädchen, das einfach mit den Pferden tanzen will" (die Reiterin über sich selbst) durch. Andererseits eine unerschütterliche Kämpferin für das Tierwohl.

Einladung an alle Kritiker: Kommt nach Aubenhausen

Die Bilder von misshandelten Pferden? Es spiegele überhaupt nicht wider, wie es im Dressursport zugeht. Sie wünscht sich, "dass mehr recherchiert wird, auch wie gut es den Pferden geht und wie fortschrittlich sich auch der Sport entwickelt".

Unter dem Motto "Aubenhausen Live" öffnen Jessica von Bredow-Werndl und ihr Team schon länger die Ställe, um Neugierigen zu zeigen, wie Mensch und Tier zusammen leben, zusammen trainieren, zusammen arbeiten.

Jessica von Bredow-Werndl glaubt fest daran, dass diese Transparenz für beide Seiten - Kritiker und Pferdefreunde - nur Positives hat. "Ich glaube, keiner dieser Menschen, die schlechte Kommentare schreiben, würden das tun, wenn sie mal bei uns oder in einem Pferdestall, wo es den Pferden gut geht, gewesen wären", sagt sie beispielsweise über Hass-Kommentierer auf den Social-Media-Plattformen.

Starke deutsche Olympia-Bilanz

Die deutschen Reiter gehörten bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris zu den erfolgreichsten deutschen Sportlern. Jessica von Bredow-Werndl (Dressur), Michael Jung (Vielseitigkeit) und Christian Kukuk (Springreiten) gewannen jeweils Einzel-Gold, daneben gab es Gold für das Dressur-Team und Silber für Isabell Werth (Dressur-Einzel).