Die deutsche Biathletin Janina Hettich-Walz hat am Dienstag das beste Rennen ihrer bisherigen Karriere in den Schnee von Nove Mesto gezaubert und sensationell WM-Silber gewonnen. Im Einzel über 15 Kilometer musste sich die 27-Jährige nur von der Italienerin Lisa Vittozzi geschlagen geben, die 20 Sekunden schneller war.
Dritte wurde die bisherige WM-Dominatorin Julia Simon aus Frankreich (+29.60 Sekunden/ 1 Fehler). Hettich-Walz stand im Weltcup noch nie auf dem Treppchen. "Ich dachte im Ziel erst: Das kann nicht sein", sagte sie im ARD-Interview. "Ich hab keine Ahnung, wie ich das geschafft habe, den Schalter umzulegen."
"Ein Wahnsinnstag für die Deutschen"
Für eine Riesenüberraschung sorgte auch WM-Debütantin Selina Grotian. Bei ihrer ersten Biathlon-WM wurde die Skijägerin vom SC Mittenwald sensationell Vierte (+1:01.10 Minuten). "Ehrlich gesagt, hab ich es nicht geglaubt. Es ist unglaublich, ein Wahnsinnstag für die Deutschen, kann man gar nicht begreifen", freute sich Grotian,"es war wie im Film."
Vanessa Voigt, die nach dem verpatzten Sprintrennen vom Sonntag noch tief enttäuscht war, wurde Fünfte (+1:06.20 Minuten) und zeigte sich im ARD-Interview erleichtert: "Das ist unbeschreiblich. Ich bin unglaublich stolz auf die ganzen Mädels."
Preuß blieb hinter Erwartungen zurück
Hettich-Walz, Grotian und Voigt blieben allesamt fehlerfrei und zeigten auch auf der Loipe von Nove Mesto eine starke Leistung. Indessen ging die WM-Achterbahnfahrt für Franziska Preuß weiter: Als Einzige des DSV-Quartetts blieb die 29-Jährige hinter den Erwartungen zurück. Die Oberbayerin patzte schon beim ersten Schießen. Am Ende wurde es der 15. Platz (+3:08.60 Minuten/ 2 Fehler).
In den fünf Wettkämpfen zuvor waren Deutschlands Biathletinnen und Biathleten leer ausgegangen und hatten vor allem mit den schlechten Ski gehadert - das war nun anders. Denn die Arbeit und die schonungslose Analyse im Team zeigte Wirkung. Das Material passte bei den schwierigen Bedingungen endlich. "Ein dickes Lob an die Techniker", sagte Voigt. Auch Hettich-Walz fühlte sich "kraftvoll. Das Material war so viel besser", sagte die Sportsoldatin, die zuvor alleine nie unter den Top 15 in einem WM-Wettkampf platziert war.
Auch Gold schien möglich
Hettich-Walz hatte zuvor nur die Plätze 35 und 25 in Sprint und Verfolgung belegt und danach mit sich selbst gehadert. Vor drei Jahren hatte sie mit der Frauenstaffel schon Silber in Slowenien gewonnen. "Bei der WM zählen doch nur die Medaillen, da bin ich super glücklich, dass ich die heute holen konnte", sagte sie.
Kurz schien für sie bei ihrem fehlerlosen Auftritt sogar der Titel greifbar, doch auf der Schlussrunde gingen ihr die Kräfte aus und der Rückstand auf Vittozzi wuchs. Die bislang letzte deutsche Weltmeisterin im Einzel war Laura Dahlmeier 2017. Vor zwei Jahren in Peking hatte Denise Herrmann-Wick Olympia-Gold im ältesten Biathlon-Rennen geholt.
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