Hasan Ismaik und Robert Reisinger
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Schlammschlacht bei 1860: Ismaik schießt erneut gegen Reisinger

Schlammschlacht bei 1860: Ismaik schießt erneut gegen Reisinger

Vor der Wahl des Verwaltungsrats beim TSV 1860 zeigt sich die tiefe Spaltung im Verein. Präsidium und Investorenseite liefern sich einen öffentlichen Schlagabtausch. Nun läutet Ismaik die nächste Runde ein und bezeichnet das Präsidium als "Lügner".

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Der Wahlkampf vor der Mitgliederversammlung des TSV 1860 München wird immer mehr zur Schlammschlacht. Nachdem Hasan Ismaik im exklusiven BR-Interview die amtierende Führungsriege um Präsidenten Robert Reisinger stark kritisiert und ihm unter anderem vorgeworfen hatte, er würde "1860 zerstören" und einen Plan verfolgen, Ismaik aus dem Verein "loszuwerden", entbrennt nun ein öffentlicher Schlagabtausch der beiden Seiten.

Der Münchner Fußballverein hatte am Mittwoch auf seiner Homepage Stellung bezogen. Amtierender Verwaltungsrat und Präsidium hatte dem Investor "falsche Behauptungen" und Demokratiefeindlichkeit vorgeworfen.

"Liebe Löwen" - Ismaik reagiert auf Vorwürfe des Präsidiums

Nun folgte die Antwort Ismaiks. "Liebe Löwen", begann er wie gewohnt seinen Posting-Text auf Instagram. Es folgten erneut deftige Zeilen, gepackt mit Anschuldigungen in Richtung TSV-1860-Präsident Reisinger. Lügen-Vorwürfe, Kampagnen, eidesstattliche Versicherungen kommen darin vor, ebenso wie die Rücknahme eines Gesprächsangebots für den Konfliktgegner.

Es ist die nächste Episode in einem sich immer mehr zuspitzenden Kampf um die Deutungshoheit der Ereignisse, die den TSV 1860 in die aktuelle sportliche und finanzielle Situation gebracht haben - und um die Zukunft des Drittligisten aus München-Giesing.

Wahl des Verwaltungsrats: Eine wegweisende Entscheidung

Am 16. Juni steht auf der Mitgliederversammlung die Wahl des Verwaltungsrats an. Der Verwaltungsrat ist das vielleicht wichtigste Schaltorgan in einem Verein, in dem seit Jahren Präsidium und Investor in einem Konflikt stehen, der mal schwelt und immer wieder eskaliert - so wie es aktuell der Fall ist. Trainerentlassungen, Sportdirektorensuche, Transfers von Spielern - bei fast jedem wichtigen Beschluss zeigt sich die Spaltung zwischen Präsidium und der Aktiengesellschaft, die mehrheitlich im Besitz von Ismaiks HAM International Limited ist.

Aktuell ist der Verwaltungsrat vor allen Dingen mit Mitgliedern aus dem Bündnis "Pro 1860" besetzt, das dem aktuellen Präsidenten Reisinger nahesteht und als "Investoren-kritisch" gilt. Nach der Wahl am 16. Juni könnte sich das ändern. Immer wieder äußert sich Ismaik positiv über die Kandidaten des "Bündnis Zukunft 1860" um Wirtschaftsmanager Klaus Lutz, die zwar unabhängig sind, sich aber als Opposition zu "Pro 1860" verstehen und für eine engere Zusammenarbeit mit Ismaik werben. Sollten sich im Verwaltungsrat neue Machtverhältnisse bilden, hätte das womöglich weitreichende Folgen für Personalentscheidungen, sportliche Ausrichtung, Finanzierung und andere wichtige Fragen wie Renovierung des Grünwalder Stadions oder einem Umzug der ersten Mannschaft der Münchner Löwen.

"Lügner" - Ismaik schießt gegen Reisinger

Bei der Wahl geht es um die Zukunft des TSV 1860 - und doch steht immer wieder die Vergangenheit im Fokus beider Streitparteien. Wer ist für den sportlichen Abstieg verantwortlich? Wann und unter welchen Bedingungen hat Ismaik Geld für die Verhinderung der Insolvenz 2017 nach dem Abstieg aus der zweiten Liga angeboten? Wie und warum wurde dieses Geld abgelehnt?

"Es ist müßig, auf jeden einzelnen Punkt dieser Behauptungen einzugehen. Denn ich mag es nicht, über Belangloses zu sprechen und eure Zeit zu verschwenden, wie es diese Lügner tun", schreibt Ismaik auf Instagram, ehe er erklärt, man habe 2017 einen Entwurf vorgelegt, der "die Finanzierung der dritten Liga" ermöglicht hätte. Verwaltungsratschef Markus Drees sei bei einem vereinbarten Treffen vor der Deadline ferngeblieben.

Laut BR-Informationen aus Vereinskreisen ist die Darstellung Ismaiks korrekt, dass Drees nicht zu dem Treffen erschien. Allerdings sei der Termin sehr kurzfristig und zudem sehr spät in der Nacht angesetzt gewesen. Es ging dabei um eine mögliche Zahlung von 11 Millionen im Rahmen eines Ärmelsponsorings, das die Einhaltung der Lizenzauflagen für die 3. Liga ermöglichen sollte. Allerdings sei demnach diese Initiative fristgerecht umzusetzen, kaum möglich gewesen.

Schlammschlacht um Vergangenheit des TSV 1860

Das Präsidium und der Verwaltungsrat hatten zudem erklärt: "Hasan Ismaik knüpfte einen möglichen finanziellen Ausgleich des Fehlbetrags ultimativ an eine Reihe unerfüllbarer Forderungen und verbat sich bis zu deren Realisierung jede weitere Kommunikation", heißt es in der aktuellen Stellungnahme des Klubs. Der Verein weist auch darauf hin, dass zum damaligen Zeitpunkt noch andere Geschäftsführer im Verein tätig waren." Nun kontert Ismaik: Wenige Wochen später habe der Verein eine Sanierungsvereinbarung unterzeichnet, "die dieselben Kompromisspunkte enthielt wie vor dem Abstieg".

Ismaik fordert zudem weiter, dass Reisinger ebenfalls Verantwortung für die Abstiegssaison 2016/17 übernimmt. Geschäftsführer Anthony Power war damals als Wunschkandidat von Ismaik installiert. Unter Power und Ian Ayre bezahlte der TSV 1860 Millionen-Summen für Spieler wie Ribamar, Christian Gytkjaer und Stefan Aigner. Am Ende der Saison stand der Abstieg und ein Minus von 22 Millionen in der Geschäftsbilanz zu Buche. Die teuren Einkäufe verließen den Verein wieder ablösefrei. Eine Horrorbilanz - die allerdings durch den Verwaltungsrat abgesegnet wurde, dessen stellvertretender Vorsitzender damals Reisinger war. Drees, aktuelles Verwaltungsratsmitglied, war dessen Vorsitzender.

Reisinger: Konstanz im Präsidentenamt

Reisinger wurde nach dem besiegelten Zwangsabstieg Präsident des TSV 1860 - und schaffte es als erster Präsident seit Karl-Heinz Wildmoser, sich länger als drei Jahre im Amt zu halten. Sieben Jahre hat er diesen Posten nun inne und schaffte es, zumindest auf dieser Position, wieder für Konstanz zu sorgen. In Reisingers Amtszeit gab es bislang zwei Sport- und vier Finanzgeschäftsführer. Sportlich ist diese Zeit - abgesehen vom direkten Aufstieg in die 3. Liga nicht unbedingt erfolgreich verlaufen. Seit sechs Jahren spielen dort die Löwen, am Aufstieg schnupperten sie in dieser Zeit nur zweimal. Abseits des Platzes war seine Zeit geprägt von Auseinandersetzungen mit Ismaik.

Der erklärt nun, ihm liege eine eidesstattliche Versicherung des aktuellen Vizepräsidenten des Vereins Heinz Schmidt vor, ebenso wie die des zurückgetretenen Vizepräsidenten Hans Sitzberger, die dort aus einer WhatsApp-Nachricht von Präsident Reisinger angeblich zitieren: "Dort beschwert sich Herr Reisinger, dass die beiden Vizepräsidenten verhindert hatten, dass Horst Heldt als Sportdirektor vorgeschlagen wird, weil 'HAM wäre evtl. eher zum Verkauf bereit gewesen'", schreibt Ismaik auf Instagram.

Ismaik zieht Gesprächsangebot wieder zurück

Wie so viele Streitpunkte, Schuldzuschreibungen und Vorwürfe in diesem Grabenkampf, der beim TSV 1860 besonders seit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga 2017 neue Dimensionen erreicht hat, wird eine Wahrheit, die von allen Parteien akzeptiert und bestätigt wird, wohl nicht gefunden werden. Sicher hingegen scheint: Je näher die Wahl am 16. Juni rückt, desto tiefer werden die Gräben gezogen, die zwischen KGaA und e.V. verlaufen. Die Hand, die Ismaik in Form eines Gesprächsangebots in Richtung Präsident Reisinger auszustrecken schien, hat er nun in seinem Posting wieder zurückgezogen. "Angesichts des schwierigen Verhältnisses von Herrn Reisinger zu den Fakten, werde ich dies nicht mehr tun", schreibt Ismaik.

Ruhe und Harmonie beim TSV 1860 München wird zumindest vor der Mitgliederversammlung am 16. Juni also erstmal nicht einkehren. Fest steht: Die personelle Zusammensetzung des Verwaltungsrats nach der Wahl wird den Kurs des Vereins in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen. Ob die Grabenkämpfe danach ein Ende haben werden, darüber lässt sich, wie bei so vielem beim TSV 1860, derzeit nur spekulieren.

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