TSV 1860 München: Investor Hasan Ismaik und Präsident Robert Reisinge
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TSV 1860 München: Investor Hasan Ismaik und Präsident Robert Reisinger

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"Wollen 1860 zerstören" - Ismaik kritisiert Löwen-Führungsriege

Hasan Ismaik, Investor beim TSV 1860 München, attackiert die Führungsetage der Löwen: Im Exklusivinterview mit BR24Sport hadert der Jordanier mit dem Personal: "Was wir jetzt im Verein haben, ist ungesund, für 1860 schädlich."

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Am 16. Juni wählen die Mitglieder des TSV 1860 München den neuen Verwaltungsrat ihres Vereins. Nicht wenige sprechen von einer wegweisenden Wahl, schließlich sind die Fronten bei den Löwen traditionell - gelinde gesagt - verhärtet.

Aufs Wesentliche reduziert: Auf der einen Seite Präsident Robert Reisinger, auf der anderen Investor Hasan Ismaik - und dazwischen viele Funktionäre, Gruppierungen und Akteure mit unterschiedlich starker Verflechtung zu einer der beiden Parteien.

Vor allem der aktuelle Verwaltungsrat stört Investor Hasan Ismaik. Er hofft, dass es am 16. Juni "einen großen Wechsel" geben wird. Deshalb reist er schon seit Tagen durch Bayern, besucht Fanklubs, aber auch Alt-Löwen, Funktionäre & Co. "Was wir jetzt im Verein haben, ist ungesund, für 1860 schädlich", sagt Ismaik im exklusiven BR24Sport-Interview über die aktuelle Führungsriege der Löwen.

Ismaik kontra Verwaltungsrat

Ismaik gibt sich zwar mit Blick auf die Neuwahlen versöhnlich: "Ich verlange nicht, dass sie von einer Seite kommen müssen." Gleichzeitig lässt er keine Zweifel daran, dass im Verein ein Umbruch kommen muss, "weil die amtierenden Funktionäre nur das Ziel haben, mich loszuwerden, und sie verursachen Schaden. Meiner Meinung nach versuchen sie, 1860 zu zerstören."

Der Investor, der 2011 für 18 Millionen Euro 60 Prozent der Anteile der 1860 GmbH & Co. KGaA aufgekauft hat, macht die aktuelle Führungsriege auch dafür verantwortlich, dass die Löwen in dieser Saison erneut weit vom Aufstieg entfernt waren. In der aktuellen Führungsriege sieht man das selbstredend umgekehrt.

Keine 1860-Vision? "Es fehlt der Blick nach oben"

"Wir sehen schon, dass viel zu wenig und zu negativ gearbeitet wird. Es gibt Leute, die wollen 1860 nur als einen Drittligisten oder Regionalligisten sehen. Mir fehlt da der Blick, die Orientierung nach weiter oben", sagt Ismaik: "Die Funktionäre, die jetzt seit 13 Jahren da sind, haben uns in diese Situation gebracht. Die haben viel Schaden gemacht und Fehlentscheidungen getroffen. 1860 hat mehr verdient als das."

Ismaik spricht vielen ab, den Verein wieder weiter nach oben bringen zu wollen: "Die Leute die jetzt hier arbeiten, besitzen nicht die Fähigkeiten das wirklich gut zu machen. Es herrscht die Einstellung vor, gar nicht nach oben zu wollen. Den Leuten reicht die 3. Liga oder sogar die Regionalliga", so Ismaik weiter.

Es stehe nicht der Erfolg im Mittelpunkt, sondern die Arbeit gegen den Investor: "Es ging immer darum, mich zu beleidigen, mich loszuwerden. Auch als neue Leute kamen, sollten die gegen mich arbeiten", sagt Ismaik.

Hat 1860 elf Millionen Euro ausgeschlagen?

Als Beispiel nannte Ismaik das Jahr 2017, als der TSV 1860 München in die Regionalliga absteigen musste - aus finanziellen Gründen. "Bei falschen Entscheidungen haben alle Verantwortlichen des Vereins die Augen verschlossen. Niemand hat etwas gemacht oder gesagt", kritisiert Ismaik.

"Sie haben die 50+1-Regel gegen mich benutzt. Es gab damals zwei Optionen: Entweder steigt 1860 ab oder wir zahlen elf Millionen", erinnert sich der Investor: "Ich habe ein Sponsorenangebot gemacht mit elf Millionen, dann bleiben wir Drittligist, aber sie haben das alles ignoriert."

Wie es weiter ging? "Meine E-Mail oder meine Anfrage - sie haben sich nie gemeldet", so Ismaik. Seine Einschätzung: "Absichtlich. Ihre Einstellung: Wir steigen ab und werden Regionalligist, Hasan Ismaik ist weg, er hat keine Lust mehr zu bleiben. Das ist die Wahrheit."

Ein Hauptschuldiger aus Ismaiks Sicht: der Präsident: "Herr Reisinger hat gesagt, von Herrn Ismaik brauchen wir keinen Cent, kein Geld. Das hat er in der Öffentlichkeit gesagt. Hinter den Kulissen kommt er zu mir und fragt nach Geld und Unterstützung. Wie sollen wir mit dieser Einstellung arbeiten? Ich kann das nicht."

Scheich-Lied "nicht akzeptabel"

Keine Probleme hat er dagegen mit Kritik aus den Fanreihen: "Viele kritisieren mich, von Pros oder Ultras, aber das ist in Ordnung. Wenn Leute einer anderen Meinung sind, habe ich damit kein Problem. Auch nicht mit Diskussionen." Einzig eine "Minderheit", die ihn immer wieder angreift, kritisiert er scharf: "Sie versuchen, mich zu beleidigen. Wie zum Beispiel mit dem Lied mit dem Scheich. Das ist sehr persönlich, nicht akzeptabel."

Ismaik geht auf seine Gegner zu und reicht Pro1860 die Hand

Gleichzeitig reichte Ismaik seinen Gegnern aber die Hand: "Ich habe kein Problem damit, dass neue Kandidaten, die sich zur Wahl stellen werden von Pro1860 oder einer neutralen Ecke oder vom Bündnis kommen. Mir geht es nur darum, dass sich alle darauf konzentrieren den Verein zum Erfolg zu führen."

Bereits in den vergangen Tagen hatte Ismaik angekündigt, “in Kürze" unter anderem auf kritische Fan-Blogs und die Führungsriege von Pro1860 zuzugehen, die ihm seit Jahren kritisch gegenüberstehen.

Kann die Mitgliederversammlung alles ändern?

"Das sollten wir ändern, wie wir miteinander umgehen", sagt der Investor. Ismaiks große Hoffnung: Die Mitgliederversammlung am 16. Juni. "Vergangenheit ist Vergangenheit, lassen wir das hinter uns, vergessen wir die Geschichte", so Ismaik weiter: "Zusammenarbeit gibt es nur nach dem 16. Juni. Mit neuen Leuten, die mit mir arbeiten wollen."

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