Manfred Schwabl
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Schwabl über Nachwuchsförderung: "Da wird mir Angst und Bange"

In "Blickpunkt Sport" übt Manfred Schwabl scharfe Kritik an der Talententwicklung in Deutschland. Für ihn brauche es mehr Anreize zur Nachwuchsförderung sowie einen runden Tisch "ohne Eitelkeiten", sagte Schwabl im BR Fernsehen.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Manfred Schwabl und seine SpVgg Unterhaching sind bekannt dafür, junge Talente im Nachwuchsfußball zu entdecken, auszubilden und schließlich an den Profifußball heranzuführen. Der sogenannte "Hachinger Weg" hat die Spielvereinigung u.a. wieder in die dritte Liga zurückgeführt. Doch nicht überall in Fußball-Deutschland wird so auf den eigenen Nachwuchs vertraut wie beim Drittligisten. Schwabl sieht deshalb schwarz für zukünftige Generationen, wie er in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen bekräftigt.

Schwabl: Schäme mich manchmal, im Fußball aktiv zu sein

"Wir müssen in die nächsten fünf Jahre schauen. Da wird mir Angst und Bange, wenn man sieht, was in den ersten drei Ligen passiert", stellt Schwabl klar. Gleichzeitig bemerkt er, dass das Thema Nachwuchsförderung noch viel zu wenig Beachtung finde. "Es ärgert mich maßlos, dass das keinen interessiert", wettert Schwabl. "Wenn in der dritten Liga weniger als fünf Prozent deutsche Nachwuchstalente auf dem Platz stehen, dann frag ich mich, warum wir diese Liga überhaupt haben", wird Schwabl in der Sendung deutlich und fügt hinzu: "Manchmal schäme ich mich, im Fußball aktiv zu sein."

Schwabl: "Wenn wir so weiter machen, können wir den Laden bald zusperren"

Als Lösungsansatz schlägt Schwabl einen "runden Tisch" vor, an den sich alle Parteien "ohne Eitelkeiten" zusammensetzen, die "wirklich Interesse am Nachwuchsfußball" hätten. Die Schuld für die Fehler in der Nachwuchsförderung sieht Schwabl nicht allein beim Deutschen Fußball Bund (DFB). "Das ist ein Konglomerat von allen. DFB genauso wie die DFL und wir Vereine oder wir Vorstände."

Dabei gehe es aber nicht um Schuldzuweisungen, erklärt Schwabl und mahnt: "Wenn wir so weiter machen, können wir den Laden bald zusperren". Stattdessen sieht Schwabl auch die Vereine in der Pflicht. Es brauche mehr "finanzielle Anreize", damit Nachwuchsspieler zu mehr Einsatzzeiten kämen.

Rettig: Reformen beim DFB brauchen zu lange

Andreas Rettig kennt die Problematik nur zu gut. Der ehemalige Bundesliga-Manager war von 2013 bis 2015 Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL). In Blickpunkt Sport skizziert er anschaulich, wie viel Zeit Reformen in der Nachwuchsförderung des deutschen Fußballs benötigen.

"Da wurde im Februar 2018 angefangen, Konzepte zu diskutieren. Da war noch Herr Grindel Präsident. Mittlerweile haben wir, nachdem Herr Keller von Bord gegangen ist, den dritten DFB-Präsidenten, der an dem gleichen Konzept beteiligt ist. Wir brauchen fünf Jahre von dem Entstehen der Ideen und der Diskussion bis zur Umsetzung. Das ist abenteuerlich." Andere Nationen seien in dieser Hinsicht "viel schneller und beweglicher".

2000 hatte Rettig die Gesamtleitung der Nachwuchsleistungszentren in Deutschland inne. "Da lag der deutsche Fußball am Boden. 1998 war die Weltmeisterschaft in Frankreich ein Desaster, zwei Jahre später lief die Europameisterschaft nicht viel besser und dann war der Leidensdruck so groß, dass man gesagt hat, 'jetzt müssen wir etwas machen'", berichtet Rettig in Blickpunkt Sport und kritisiert: "Jetzt gefallen wir uns in dieser Rolle 'Alles wird gut' und wir brauchen auch diese kritischen Geister, die gehört werden müssen".

Schwabl sorgt sich um die Zukunft des deutschen Fußballs

Kritische Geister wie Manfred Schwabl, der sich Sorgen um die Zukunft des Fußballs in Deutschland macht. Der Verdruss bei den Menschen werde immer größer, erzählt Schwabl und gibt zu Bedenken: "Wir müssen aufpassen, dass das nicht alles soweit abdriftet, dass irgendwann keiner mehr Bock auf den Fußball hat."

Video: Das ganze Gespräch mit Manfred Schwabl und Andreas Rettig

Andreas Rettig und Manfred Schwabl
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Andreas Rettig und Manfred Schwabl

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