Am Dienstagnachmittag wollte sich Lena Dürr am liebsten hinter ihrem Ski verstecken. Die Medaille für sie und Emma Aicher wäre in der neuen Team-Kombination zum Greifen nah gewesen, umso größer der Ärger nach Dürrs Patzer im Slalom: "Ich bin sauer, enttäuscht und alles.“
Die sonst so konstante Slalom-Spezialistin war weggerutscht, hatte dadurch einen extrem großen Rückstand gesammelt und lud sich selbst noch eine extra Portion Druck auf.
Denn Deutschland wartet weiter auf die erste Medaille bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm und es stehen nur noch zwei Wettkämpfe mit realistischen Chancen an: der Slalom der Frauen am Samstag und der Slalom der Männer am Sonntag.
Eigene Teamkollegin macht Dürr Druck
Jessica Hilzinger brachte es in der Pressekonferenz der deutschen Slalom-Starterinnen am Donnerstag ganz gut auf den Punkt: "Ich habe überhaupt keinen Druck, den haben andere.“ Lena Dürr interpretierte das umgehend als Seitenhieb und bedankte sich lachend bei ihrer Teamkollegin für diese Erinnerung: Der Druck für die erste Medaille bei dieser Weltmeisterschaft lastet nun am Samstag vor allem auf Lena Dürr: "Mir ist schon bewusst, dass ich da vorne mitfahren will, dass ich das auch kann. Und dass das sicher auch einige von mir erwarten."
Viertes Podest bei der WM?
Dreimal stand die 33-Jährige diesen Winter bereits auf dem Podest, war nur einmal schlechter als Rang fünf und fiel ein einziges Mal aus. Da kann man schon mal von einer Medaillenkandidatin sprechen. Davon möchte Dürr aber am liebsten gar nichts hören, es soll alles so normal wie möglich sein, nur ein weiteres Weltcuprennen, denn sie weiß: "Der Trubel außenrum ist schon groß genug.“ Die ganze Erwartungshaltung "schiebe ich ganz gut weg von mir.“ Das hat zumindest bis zur Pressekonferenz auch ganz gut geklappt.
Versöhnung mit Zwölferkogel im Riesenslalom
Im Riesenslalom wenige Stunden zuvor konnte Dürr noch "richtig befreit auffahren", hier erwartete schließlich niemand Edelmetall von der Slalom-Expertin. Und prompt gelang ihr mit Platz neun eine ihrer besten Riesenslalom-Platzierungen überhaupt.
Es war für Dürr auch die "Versöhnung mit dem Hang." Perfektes Timing also vor dem Showdown zwischen den Slalom-Stangen am Samstag. Wie sich WM-Edelmetall anfühlt, das durfte die Fahrerin vom SV Germering vor zwei Jahren in Méribel erleben: "Helfen tut die (Medaille) mir leider gar nicht mehr.“ Das Video von ihrem Bronzelauf wird sich Dürr trotzdem nochmal anschauen: "Ich schaue mir generell gerne Videos an, wo ich gute Leistungen hatte, um dieses Gefühl wieder ein bisschen hochzuholen."
Wenn dann am Samstag alles ganz normal läuft wie im Weltcup, dann stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass Lena Dürr das Medaillen-Gefühl wieder spüren darf und ganz nebenbei ein neues Video für ihre Sammlung hat.
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