Das Versprechen ist nicht neu: Die nachhaltigsten Olympischen Spiele aller Zeiten sollen es 2026 werden. Mal wieder. Und tatsächlich enthält die Bewerbung von Mailand und Cortina d'Ampezzo viele gute Ansätze. So soll beispielsweise fast ausschließlich auf bereits bestehende Sportanlagen zurückgegriffen werden statt neue zu bauen.
Doch bei seiner mehrmonatigen Recherche vor Ort zeigt sich dem Sportschau-Experten Felix Neureuther ein ganz anderes Bild. Besonders der Abriss und Neubau der Bobanlage in Cortina d'Ampezzo sorgt bei ihm für Entsetzen.
"Felix Neureuther · Spiel mit den Alpen" - die neue BR-Dokumentation ab sofort in der ARD Mediathek und am 26. Februar um 20.15 Uhr im Ersten.
Eine Bahn mit turbulenter Geschichte
1956 war die bereits 1923 gebaute Bobbahn für die damaligen Olympischen Winterspiele umgebaut worden. 2008 die dann Schließung, immer wieder hatten tödliche Unfälle bei Rennen auf der Bahn überschattet.
Als die Bahn bei den Dreharbeiten zum James-Bond-Film "In tödlicher Mission" 1981 im Einsatz war, kam ein Stuntmen ums Leben.
Bobbahn: Neubau statt angekündigter Renovierung
Zu den Olympischen Winterspielen 2026 sollte die Bahn renoviert und wieder in Betrieb genommen werden. Davon war in der Bewerbung die Rede, doch daraus wurde nichts.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beharrte auf den Versprechen aus der Bewerbung, dass nichts neu gebaut wird. Ein Plan B wurde ins Spiel gebracht, dass die Bob-Wettkämpfe an einem anderen Ort außerhalb Italiens stattfinden könnten.
Und jetzt: Setzte sich die italienische Regierung durch und machte den Weg für einen Neubau frei. Im März 2023 begann der Abriss der alten Bahn, in diesen Tagen fangen die Bauarbeiten für die neue an.
Olympia nur ein Vorwand für Bauvorhaben?
Also alles nur leere Versprechungen? Dient Olympia 2026 nur als Vorwand, um langgehegte Bauwünsche mit Olympiamitteln finanzieren zu können? Diesen Fragen geht Felix Neureuther nach und trifft vor Ort auf desillusionierte Menschen.
Beim Biathlon arbeiten die Bagger
Den Antholzer Altbürgermeister Konrad Renzler beispielsweise. Er war es einst, der Biathlon nach Südtirol brachte. Heute ist Antholz nicht mehr wegzudenken aus dem Weltcup-Kalender und war Gastgeber zahlreicher Weltmeisterschaften. Alles in bester Ordnung also, könnte man meinen.
Doch Felix Neureuther erkennt das Stadion, in dem auch seine Frau Miriam schon oft Rennen gelaufen ist, kaum wieder. Riesige Erdhaufen türmen sich auf, Bagger graben tiefe Furchen in den Boden und Steinbrecher zermalmen tonnenweise Gestein.
Umbau in Antholz "nicht notwendig"
Ein unterirdischer Schießstand soll entstehen, damit die Anlage das ganze Jahr über in Betrieb sein kann. "Man hat die Gelegenheit Olympische Spiele genutzt, weil es auch Mittel dafür gab, das dann zu realisieren. Es wäre aber für die Spiele nicht notwendig, das muss man offen sagen", sagt im ARD-Interview sogar Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Neureuther fordert "Sinneswandel"
Für Neureuther steht fest: "Was hier passiert, hat mit dem Olympischen Gedanken nichts zu tun. Es wurden nachhaltige Spiele im Einklang mit der wundervollen Natur der Alpen versprochen, doch jetzt wird doch wieder überall gebaggert und gebaut. Wir brauchen dringend einen Sinneswandel!"
Fazit: "Es geht um mehr als Olympia"
Neureuther trifft betroffene Anwohner in den Tälern, Umweltschutzexperten und Klimaforscher, er diskutiert mit den politisch Verantwortlichen.
Nach seiner Reise lautet das Fazit von Felix Neureuther: "Noch sind zwei Jahre Zeit bis zu den Olympischen Spielen. Ich will sie nutzen und die Entwicklung weiterverfolgen. Denn es geht um mehr als Olympia. Es geht darum, Menschen und Kinder für Sport und vor allem für die Natur zu begeistern!"