Das ambitionierte Tischtennis-Projekt des TTC Neu-Ulm und seines Topspielers Dimitrij Ovtcharov ist nach dieser Saison Geschichte. Der Bundestag des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) beschloss am Sonntag mit großer Mehrheit, dass ab der kommenden Saison keine deutschen Teams mehr für die europäischen Wettbewerbe gemeldet werden dürfen, wenn sie vorher aus der Bundesliga oder einer anderen nationalen Spielklasse zurückgezogen wurden.
Es war ein Novum, als der TTC Neu-Ulm im Frühjahr den Ausstieg aus der Bundesliga verkündete und sein Team gleichzeitig mit diversen Stareinkäufen fit für die Champions League machte. Damals hatte der DTTB noch zugestimmt, gleichzeitig aber eine Änderung der Regularien angekündigt. Dies ist nun geschehen.
Lücke in der Bundesspielordnung geschlossen
"Der Bundestag schloss mit großer Mehrheit erwartungsgemäß eine Lücke in der Bundesspielordnung, die im vergangenen Jahr durch den TTC Neu-Ulm offenkundig wurde", heißt es in einer Erklärung des Verbandes. "Für die Teilnahme an Champions League, ETTU-Cup und Europe Trophy der Damen und Herren gilt nun, dass nur deutsche Vereinsmannschaften, die in der TTBL oder den übrigen Bundesligen spielen, einen Antrag beim DTTB auf Meldung zu diesem Wettbewerb bei der Europäischen Tischtennis Union stellen dürfen."
So soll künftig vermieden werden, "dass sich Klubs aus dem Spielbetrieb auf nationaler Ebene zurückziehen, um die Ressourcen allein für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben zu bündeln“, heißt es weiter. Die Attraktivität der Bundesliga solle so gewahrt werden. Die Regelung tritt am 1. Juli 2024 in Kraft und berührt damit nicht die laufende Champions-League-Saison.
Auch Wildcard nutzt Starensemble um Ovtcharov nichts mehr
Derzeit tritt der TTC Neu-Ulm mit dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten Dimitrij Ovtcharov, dem Schweden Truls Möregardh und dem Taiwaner Lin Yun-Ju im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb an, obwohl sie nach einem Streit mit dem Ligaverband TTBL sowie mit dem deutschen Meister Borussia Düsseldorf bereits im Februar ihren Bundesliga-Rückzug erklärt hatten. Auch für die 2. Bundesliga oder die Regionalliga meldete der deutsche Pokalsieger kein neues Team mehr an.
Aufgrund der sportlichen Erfolge und des attraktiven Teams hatte der TTC Neu-Ulm in der Vergangenheit mehrfach eine Champions-League-Wildcard vom europäischen Verband erhalten. Die ETTU beanstandete den Bundesliga-Rückzug des Klubs nicht. Laut Statuten muss aber jeder deutsche Europapokal-Teilnehmer auch vom DTTB gemeldet werden. Und in dessen Spielordnung fand sich bislang kein Passus, der einen Fall wie den des Ovtcharov-Teams regelt.
Neuanfang in der Bundesliga?
Konkret heißt das für die Neu-Ulmer: Wenn sie international antreten wollen, müssen sie zur neuen Saison 2024/25 auch national wieder eine Mannschaft melden. Offen ist, ob der DTTB die Türe zur Bundesliga aufmacht oder ob die bayerischen Schwaben ihren nationalen Re-Start in einer unteren Spielklasse hinlegen müssen.
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