René Marić lebt den Traum aller Fußball-Enthusiasten und Taktik-Fanatiker. Salopp gesagt: Einst schrieb er im Internet schlau daher, nun greift er maßgeblich in die Geschicke des FC Bayern München ein. Um etwas präziser zu werden: Seit Mittwoch ist Marić offiziell "Teamleiter Trainerentwicklung & Spielidee" beim deutschen Rekordmeister. Der erst 31 Jahre alte Österreicher wird am Nachwuchs-Campus zur rechten Hand des neuen Sportdirektors Christoph Freund.
RB-Vergangenheit: Marić als Freund-Freund
Freund, selbst erst seit September in München aktiv, will wieder urbayerische Talente à la Thomas Müller, Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger ausbilden und in die erste Mannschaft befördern. Dabei soll ihm sein alter Bekannter Marić helfen. Denn die beiden kennen sich aus gemeinsamen Tagen bei RB Salzburg.
Ganz in der Nähe, in Oberndorf bei Salzburg, ist Marić geboren und aufgewachsen. Seine Leidenschaft fürs Coachen entdeckte er sehr früh, doch einen Namen in der Szene machte er sich abseits des Spielfelds. Bei der damals noch recht unbekannten Analyse-Plattform "Spielverlagerung.de" schrieb Marić akribisch und detailliert über große und kleine Vereine des Weltfußballs.
Ein Blog-Eintrag wird zum Karriere-Sprungbrett
Das Portal, auf dem Marić teils 30.000-Zeichen lange Abhandlungen über einzelne Partie verfasste, mag für Außenstehende nerdig und verschroben daherkommen. Doch es ebnete den Weg von Marić in den Profifußball. Denn seine umfassenden taktischen Analysen führten dazu, dass mehrere Bundesligisten und Premier-League-Klubs auf den Salzburger aufmerksam wurden.
Ein Text im Januar 2016 sollte ihm dann endgültig zum Sprung auf die Trainerbank verhelfen: Marić hatte über die U18 von RB Salzburg geschrieben, damals trainiert von Marco Rose. "Marco Rose fand es interessant, was ich zu sagen hatte", sagte Marić rückblickend, es entstand ein leidenschaftlicher Austausch. Im Sommer wurde Marić dann offiziell ins Trainerteam von Rose aufgenommen.
Schon lange in Kontakt mit Tuchel
Mit Marić an seiner Seite feierte Rose zwei österreichische Meisterschaften und den Titel in der Youth League (Champions League der U19-Teams). Auch die weiteren Stationen bei Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund bestritt das Duo gemeinsam. Erst nach Roses Ende beim BVB trennten sich die Wege. Marić ging im Sommer 2022 zu Leeds United unter dem ebenfalls aus dem RB-Kosmos stammenden Jesse Marsch.
Seine Kontakte in die Fußball-Welt sind trotz seines Schattendaseins offenkundig äußerst umfangreich und prominent. Auch die Nummer von Thomas Tuchel hat Marić schon lange im Telefonbuch. In der Frühphase seines Taktik-Blogs Anfang der 2010er-Jahre machte er den damaligen Mainzer Trainer mit seinen Texten auf sich aufmerksam. Der Draht zwischen dem heutigen Bayern-Coach und seinem neuen Chef-Ausbilder wird also ein kurzer sein.
Marić soll beim Bayern-"Spagat" helfen
Seine Hauptaufgabe am Bayern-Campus wird der von Freund bezeichnete "Spagat" sein, "dass wir auch eigene Talente an die erste Mannschaft heranführen können und trotzdem noch besser werden können. Jamal Musiala und Alphonso Davies sind zwar positive Beispiele von jungen Spielern, die den Sprung geschafft haben. Doch echte Eigengewächse sind sie nicht.
Dessen ist sich Freund bewusst, er will Wege finden, "wie wir am Campus ausgebildeten Spielern Strukturen schaffen können, um ein Toplevel zu erreichen." So wie es Freund bei RB Salzburg gelungen war. Die Österreicher verdienten zwischen 2015 und 2022 über 140 Millionen Euro durch Verkäufe von selbst ausgebildeten Kickern. Auch wenn für Talente beim FC Bayern "der Sprung ein ganz anderer" sei als in Salzburg, nutzt Freund seine alte Expertise in Person von René Marić.
"René hat mit seiner Arbeit in Salzburg früh auf seine Fähigkeiten aufmerksam gemacht und konnte sich in der Bundesliga bei Dortmund und Mönchengladbach sowie in der Premier League bei Leeds United weiterentwickeln", sagte Freund über seinen alten Bekannten und hofft, das der einstige Online-Blogger auch beim FC Bayern "neue und wichtige Impulse setzen" wird.
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