Philipp Nawrath ist aktuell der beste DSV-Athlet in der Biathlon-Gesamtwertung, dort liegt er auf Rang zehn. Vier Top-Ten-Ergebnisse in den Einzelrennen und drei Mal in Staffel-Wettbewerben sorgen für die ordentliche Zwischen-Bilanz der Saison.
Die soll allerdings schnellstmöglich aufpoliert werden. Der Allgäuer, der in Ruhpolding lebt und trainiert, freut sich auf die anstehenden Wettbewerbe im bayerischen Biathlon-Mekka. "Heim-Publikum, Heim-Stadion, fast Wohnzimmer-Feeling", sagte Nawrath mit strahlenden Augen beim Gedanken an die Rennen in der Chiemgau Arena: "Ich freue mich darauf und hoffe, dass es auch mit den Ergebnissen gut wird. Dass ich wieder das abrufen kann, was ich im Verlauf der Saison schon abgerufen habe."
Vorhandenes Potenzial abrufen
Der Sprung aufs Podest war ihm in dieser Saison bislang nur im finnischen Kontiolahti gelungen. In Oberhof konnte er immerhin in der Verfolgung mit der zweitschnellsten Laufzeit glänzen, doch entscheidend waren am Ende die Schießfehler. Es sei "einerseits zwischen den Ohren, andererseits ist es vielleicht auch das Set-up, das jeder perfekt wieder treffen muss", erklärte der 31-Jährige: "Das heißt, dass man auf der Runde das richtige Tempo wählt, um auch am Schießstand wieder richtig agieren zu können."
Spätzünder Nawrath
Nawrath hat einen langen Anlauf in die Weltspitze genommen. Der Allgäuer war im Schatten des Spitzenquartetts mit Benedikt Doll, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp herangereift. Obwohl dem Juniorenalter entwachsen, zählte er wie Philipp Horn und Johannes Kühn lange zum Nachwuchs.
2017 gab Nawrath sein Weltcup-Debüt. In der Saison 2020/21 musste er sich zwei Leistenoperationen unterziehen. Den ersten Weltcupsieg feierte er im März 2021 als Schlussläufer mit der Staffel im tschechischen Nove Mesto zusammen mit Doll, Lesser und Peiffer. Auf den ersten Einzel-Sieg musste Nawrath allerdings bis zum Dezember 2023 warten. Da war der damals 30-Jährige vom Skiclub Nesselwang plötzlich in der Weltspitze angekommen.
Das Geheimnis des späten Ruhms?
Sein sensationeller Sprint-Sieg und sein zweiter Platz in der Verfolgung gleich zum Auftakt im schwedischen Östersund ließen die Stars der Szene, vor allem Johannes Thingnes Bö, verdutzt zurück. Zumal sich Nawrath in der Vorbereitung den Mittelfuß gebrochen und einen Bänderriss erlitten hatte. "Ich wollte einfach für mich einmal perfekt alles zeigen", erklärte er nach dem Erfolg im Blickpunkt Sport-Interview. "Dass es dann genauso aufging, war natürlich genial."
Die Frage, "warum es erst so spät mit 30 dann so gut funktionierte", sei schwierig zu beantworten, so Nawrath. Wahrscheinlich die Erfahrung! Und es gehöre halt auch viel Selbstvertrauen dazu. "Das muss man dann auch aufbauen." Auch das innerhalb des Teams alles passt, sei ein wichtiger Faktor.
Tragische Figur in Peking
Die bittere Erfahrung, wenn im entscheidenden Moment auf der großen Bühne dann nicht alles passt, musste Nawrath 2022 verarbeiten. Bei den Olympischen Spielen in Peking wurde er zur tragische Figur: Als Schlussläufer musste er im Stehendschießen in die Strafrunde, vergab so nicht nur eine Medaille, sondern gar den greifbaren Olympiasieg. Statt Edelmetall blieb am Ende nur der undankbare vierte Platz.
Die nächste Chance auf eine olympische Medaille bekommt Nawrath vielleicht schon im kommenden Jahr. Dann sind die Olympischen Spiele (6. bis zum 22. Februar 2026) quasi um die Ecke in Mailand und Cortina d'Ampezzo zu Gast. Zuvor werden aber noch beim Saisonhöhepunkt in Lenzerheide (12. - 23.2.) die Weltmeistertitel vergeben.
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