Der Europäische Zentralbank hat angekündigt: Der Leitzins im Euroraum bleibt erst einmal bei 4,5 Prozent. Wirtschaftsexperten erwarten jedoch für 2024 eine Senkung der Zinsen in mehreren Schritten. Die Konditionen für Immobilienkredite sind jetzt schon günstiger als vor einigen Monaten.
Bauzinsen ein Prozentpunkt günstiger
Die besten Angebote für eine zehnjährige Finanzierung liegen laut dem Vergleichsportal Check24 bei 3,12 Prozent. Die Auswertung bei der Dr. Klein AG, einem der größten Baufinanzierer bundesweit, landet bei rund 3,25 Prozent. Das ist ein Prozentprozent günstiger als noch vor sechs Wochen. Die Erwartungen des Finanzmarkts, dass der Leitzins im Euroraum 2024 voraussichtlich gesenkt wird, seien damit bereits eingepreist, sagt der Vorstandsvorsitzende Michael Neumann.
Warum sinken die Bauzinsen?
Der Zinsrutsch bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine grundlegende Trendumkehr. Die amerikanische Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank haben aber laut Experteneinschätzung sehr wahrscheinlich den Leitzinsgipfel erreicht. Die Mehrheit rechnet frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 mit ersten Zinssenkungen.
Das Dilemma der Notenbanker: Generell ist die Inflation in der Eurozone zuletzt deutlich gesunken, doch die Kerninflation bleibt hartnäckig und das angestrebte Inflationsziel von zwei Prozent ist noch nicht erreicht.
Drei weitere Faktoren beeinflussen die Zinsen: zum einen die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen. Diese ist in den vergangenen Wochen gesunken. Damit können die Banken ihre Immobiliengeschäfte günstiger auf dem Kapitalmarkt refinanzieren. Das gilt zweitens auch für die Geschäfte mit Pfandbriefen. Auch die sind günstiger geworden. Und daher können auch die Bauzinsen günstiger angeboten werden. Zum dritten sorgt der Wettbewerb der Banken untereinander für günstigere Angebote.
Experten raten zur Finanzierung
Die Nachfrage nach Immobilien werde anziehen, die Preise würden steigen, so Experte Neumann weiter - abgesehen von Objekten mit niedrigen Energieeffizienzklassen. Je schlechter ein Haus gedämmt, je schlechter die Heizung, desto schlechter lässt es sich verkaufen.
Die Interhyp Gruppe, ein weiterer Vermittler für Baufinanzierungen, rät, wenn möglich jetzt zu finanzieren, denn noch gebe es Verhandlungsspielräume beim Kauf von Immobilien. Noch übersteige das Angebot die Nachfrage.
Wer eine konkrete Immobilie an der Hand habe, solle jetzt aktiv werden und die aktuellen Sparchancen im volatilen Zinsumfeld nutzen. Eine langfristige Zinsbindung empfiehlt sich immer dann, wenn man der Überzeugung ist, dass die Zinsen langfristig gesehen niedrig stehen und ganz besonders auch, um langfristige Planungssicherheit zu haben. Wer fest an weiter fallende Zinsen glaubt, nimmt sich ein zehnjähriges Darlehen. Doch auch wenn die Wahl auf ein Darlehen mit langer Laufzeit entfällt, haben Kreditnehmer nach zehn Jahren immer ein Sonderkündigungsrecht. Damit können sie dann bei gefallenen Zinsen auf ein neues Darlehen umsatteln.
Baubranche bleibt skeptisch
Die Baubranche begrüßt die Senkung der Zinsen, denn der rasante Anstieg der Zinsen in den letzten eineinhalb Jahren hat das Geschäft massiv zum Negativen beeinflusst. So sind die Baugenehmigungen in Bayern in diesem Jahr um 30 Prozent zurückgegangen. Und was nicht genehmigt wird, kann auch nicht gebaut werden. Der Landesverband der bayerischen Bauinnung bleibt daher skeptisch, auch solange die KfW-Förderungen vom Bund für klimafreundliche Gebäude wegen der Haushaltskrise gestoppt sind. Außerdem seien die Banken bei der Kreditvergabe strenger geworden. Und die Baupreise würden weiter steigen.
Dieser Artikel ist erstmals am 18. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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