Um den ländlichen Raum in Bayern noch attraktiver zu machen, müsste mehr Geld in schnelles Internet investiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in ihrer jüngsten Studie. Insgesamt gab es bei der Online-Versorgung in den letzten Jahren aber auch deutliche Fortschritte.
Glasfaseranschluss auf dem Land nur für 16 Prozent der Unternehmen
Beim Glasfasernetz, das viele Unternehmen sich beim schnellen Internet wünschen, hat Bayern laut Studie noch großen Nachholbedarf. Die vbw lobt zwar die gute Internet-Versorgung in den Städten. Dort seien immerhin 41 Prozent der Unternehmen an das superschnelle Internet angeschlossen. Das ist mehr als im Bundesschnitt, der bei 34 Prozent liegt.
Auf dem Land hätten aber nur 16 Prozent der bayerischen Betriebe einen Glasfaseranschluss, was deutlich weniger ist als die 26 Prozent bundesweit. Ähnlich schlecht sei die Versorgung in den vorstädtischen Regionen.
Private Versorgung ähnlich lückenhaft - bei guter Mobilfunk-Abdeckung
Ganz ähnlich sieht es der vbw zufolge bei den Privathaushalten aus. Auch hier seien die Städte überdurchschnittlich gut aufgestellt beim schnellen Internet, während schon die Vorstädte zurückfielen und erst recht der ländliche Raum. Gemeint ist die Versorgung mit kabelgebundenen Breitbandnetzen.
Im Mobilfunk, also der Internetverbindung via LTE- und 5G-Netz, schlägt Bayern sich vergleichsweise gut. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hat hierzu eine bundesweite Vergleichsuntersuchung durchgeführt. Fast jeder Haushalt hat demzufolge Zugang zum mobilen Datennetz. Beim superschnellen 5G-Netz liegt die Versorgung im Freistaat bei rund 98 Prozent aller Unternehmen und Haushalte.
Breitbandförderung macht sich bezahlt in der Fläche
Bei den einst sehr langsamen Internet-Verbindungen brachte das Breitband-Förderprogramm der Staatsregierung der Studie zufolge erhebliche Verbesserungen. In den Städten steht demnach fast jedem Haushalt eine mindestens 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) schnelle Datenleitung zur Verfügung, wobei 50 MBit/s für einen Einzelanschluss bereits als schnelles Internet gelten.
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Keine künstliche Intelligenz ohne superschnelles Internet
Als Faustregel gilt, dass im privaten Bereich vier Personen mit einem 100-Mbit-Anschluss gleichzeitig im Heimnetz surfen, streamen und teilweise auch spielen können. Für einen allein sollten 50 Mbit in der Regel ausreichend sein, aber es gibt immer mehr Ausnahmen für besonders anspruchsvolle Internet-Anwendungen.
Sollte zum Beispiel ein Familienmitglied ein ausgesprochener Gamer sein, ist eine solche Bandbreite von 50 bis 100 Mbit inzwischen viel zu gering für zahlreiche Onlinespiele. Auch in den Unternehmen stiegen die Ansprüche an die Datenmengen sprunghaft. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen: "Die digitale Infrastruktur ist ein elementarer Standortfaktor für den Freistaat", erklärt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. "Homeoffice und Videokonferenzen sind für neun von zehn Unternehmen aus dem Industrie-Dienstleistungsverbund in Bayern heute betrieblicher Alltag", sagt er. Und: "Das Interesse an datenintensiven Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Fernwartung, Extended Reality oder Cloud-Anwendungen wächst stetig."
Nachrüstung des Internets im ländlichen Raum noch voll im Gang
In Bayerns ländlichem Raum ist die Benchmark fürs Breitband (mit 100-Mbit-Anschlüssen) inzwischen erreicht: 82 Prozent aller Anschlüsse sind dort inzwischen mit Breitband ausgebaut. Das ist deutlich mehr als deutschlandweit. Aber es gibt auch immer noch Engpässe bei der Versorgung. Der Ausbau könne mit den steigenden Ansprüchen nur schwer Schritt halten, so Brossardt. Viele Unternehmen erlebten noch Beeinträchtigungen durch Netzlücken.
Im Rahmen eines Kongresses zur digitalen Infrastruktur im Freistaat verteidigte der Finanzstaatssekretär Martin Schöffel das bayerische Vorgehen: Kein anderes Bundesland habe den Breitbandausbau so kraftvoll unterstützt mit eigenen Mitteln von 2,4 Milliarden Euro (seit 2014), obwohl doch der Bund dafür zuständig sei.
Obwohl Bayern der größte Flächenstaat sei, stünden bereits an mehr als 90 Prozent der Standorte hier 100 Mbit/s zur Verfügung. Mehr als zwei Drittel seien sogar schon Gigabit-fähig, also bis auf 1.000 Mbit pro Anschluss und teilweise sogar noch mehr aufrüstbar.
Privathaushalte verabschieden sich langsam vom WLAN-Netz
Doch gerade im privaten Bereich erscheint es angesichts des weit verbreiteten Mobilfunks mit superschnellen Datenverbindungen im 5G-Bereich der neuesten Generation oft nicht mehr sinnvoll, überhaupt noch einen Festnetzanschluss zu buchen.
Der Mobilfunktarif, womöglich mit einer günstigen Daten-Flatrate, kann in vielen Haushalten den WLAN-Router mit Breitband-Anschluss mehr als ersetzen. Wer ohnehin mehr mit dem Smartphone oder Tablet surft und dabei kaum noch einen Computer wie PC oder Laptop nutzt, braucht eigentlich keinen klassischen Breitband-Anschluss mehr.
- Zum Artikel: "#Faktenfuchs: Was ist eigentlich Mobilfunkstrahlung und 5G?"
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