Der Tiroler Immobilieninvestor René Benko gibt das Ruder bei seiner Signa Holding ab. Benko habe den Vorsitz des Beirats an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz übergeben, teilte Signa am Mittwoch mit.
Geiwitz fällt nun die Aufgabe zu, die gesamte Signa-Gruppe mit mehr als 1.000 Einzelunternehmen neu zu organisieren. "Er genießt das Vertrauen aller Gesellschafter", teilte Signa mit.
Der Beirat ist das wichtigste Beratungs-Gremium des Signa-Vorstands. Geiwitz übernimmt auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees. Die Privatstiftung der Familie Benko bleibt aber der größte Eigentümer der Holding.
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Benko will Vertrauen wiederherstellen
Nach Aussage von Geiwitz braucht Signa jetzt Ruhe und Ordnung. "Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden", sagte der Sanierungsexperte. Er fordere daher alle Beteiligten auf, sich diesem Prozess anzuschließen.
Sein Rückzug sei "die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiter", findet Benko selbst. "Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten", sagte er. "Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibt einzigartig. Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann." Alle Stakeholder seien aufgefordert, Signa zu unterstützen und er sei dazu ebenfalls bereit. Wie Signa weiter mitteilte, übernimmt Geiwitz auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Größter Gesellschafter bleibt die Familie Benko Privatstiftung.
Signa unter großem Druck
Signa baut etwa in Hamburg den 245 Meter hohen Elbtower. Zur Unternehmensgruppe gehört auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. Das jüngste Verfahren wurde unter Geiwitz Führung durchgeführt.
Signa steht wie viele Immobilien-Unternehmen wegen der rasant gestiegenen Zinsen unter Druck. Bei der Gesellschaft Signa Prime Selection kam es deshalb im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro. Davon waren vor allem Immobilien in Deutschland betroffen, wie aus dem Konzernabschluss der Luxusimmobilienholding hervorgeht.
Benko wurde zur Machtübergabe gedrängt
Benkos Miteigentümer der Holding hatten den Milliardär nach Angaben des österreichischen Gesellschafters Hans Peter Haselsteiner aufgefordert, die Macht über das Firmengeflecht aufzugeben, nachdem sich Probleme in verschiedenen Sparten und bei diversen Projekten gehäuft hatten. So meldete die Signa-Sportartikelsparte im Oktober Insolvenz an. Der Bau des Elbtowers wurde unterbrochen.
Der 46-jährige Benko hatte seine Unternehmensgruppe mithilfe niedriger Zinsen und finanzstarker Investoren aufgebaut.
Mit Informationen von Reuters und dpa
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